Die Helden von Augsburg kommen aus Würzburg – und sie machten buchstäblich einen Bombenjob: In vierstündiger Feinarbeit entschärften zwei Sprengmeister der Würzburger Spezialfirma Tauber die Fliegerbombe mitten in der Altstadt.
Nach zwölf Stunden konnten die Augsburger aufatmen: „Entschärfung der Fliegerbombe Augsburg war erfolgreich!!!“, meldete um 18.52 Uhr das Polizeipräsidium SchwabenNord über Twitter. Voller Stolz stellte die Polizei Bilder der Würzburger Bombenentschärfer an ihrem gefährlichen Arbeitsplatz ein.
Vorangegangen war die größte Räumungsaktion seit dem 2. Weltkrieg. Rund 54 000 Menschen mussten ab 5 Uhr die Schutzzone in einem Radius von 1,5 Kilometern um den Fundort der 1,8 Tonnen schweren Fliegerbombe verlassen, die bei Bauarbeiten am 20. Dezember entdeckt worden war.
„Wir hätten die Sperrzone gern noch größer gehabt“, sagte Geschäftsführer Andreas Heil (58) vom Kampfmittelräumdienst Tauber zu Medienvertretern. „Es gibt wenig Blindgänger dieser Größe“.
Das Würzburger Unternehmen ist nach eigenen Angaben schon seit 50 Jahren Kampfmittelbeseitiger. Die Entwicklung des Unternehmens ist einhergegangen mit den Bedürfnissen der Gefahrenabwehr aus Kriegsmunition in dem damit massiv verletzten Deutschland. „Die staatlichen Dienststellen haben uns immer wieder mit Aufträgen betraut, für die wir uns neue Ideen einfallen lassen mußten“, heißt es auf der Internetseite.
Andreas Heil war bei den Medienvertretern vor Ort ein gefragter Mann. Er erklärte die Vorgehensweise seiner Mitarbeiter und betonte: Wer sich über die Unannehmlichkeiten am ersten Weihnachtsfeiertag ärgere, solle sich vor Augen führen, dass man froh sein müsse, „dass es nicht geknallt hat“. Die Größe der Bombe sei „außergewöhnlich“, die Aufgabe aber beherrschbar.
Den Entschärfern hat den ganzen Tag ein Weihnachtslicht geleuchtet... Hier noch ein paar Impressionen:#Fliegerbombe #Entschärfung #Augsburg pic.twitter.com/eiKiUXmfCV — Polizei SchwabenNord (@polizeiSWN) 25. Dezember 2016
Am Nachmittag des ersten Weihnachtsfeiertags hatten sich die Bombenexperten an ihr gefährliches Werk gemacht. Sie arbeiteten ohne Schutzanzug – bei einer Bombe dieser Größe wäre er im Falle eines Falles wirkungslos geblieben.
Über den Fundort wurde ein Zelt gespannt. Die Sprengmeister mussten die drei Zünder zunächst vorsichtig säubern. Die seien stark verrostet, hieß es. Mit Öl gelang es ihnen wohl, an jedem Zünder zunächst eine Mutter zu lösen. „Man schaut sich den Zünder genau an und entscheidet dann, wie man ihn entfernt“, sagt Andreas Heil.
Von den Evakuierungsmaßnahmen waren zuvor auch ein Krankenhaus, Senioren- und Pflegeheime betroffen.
Von den 800 Einsatzkräften, die aus ganz Bayern alarmiert wurden, kam auch Unterstützung aus Unterfranken. 53 Einsatzkräfte und 23 Fahrzeuge der unterfränkischen Hilfsorganisationen aus Würzburg und der Region Main-Spessart unterstützten auf Anforderung des Bayerischen Innenministeriums die Stadt Augsburg bei der größten Evakuierungsaktion der Nachkriegszeit. Beteiligt waren das Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst, die Johanniter und der Arbeiter-Samariter-Bund. Bereits um 2 Uhr nachts am ersten Weihnachtsfeiertag waren Einsatzkräfte aus Bad Neustadt an der Saale ausgerückt, um bei der Verlegung hilfsbedürftiger Patienten aus Kliniken und Pflegeheimen mit anzupacken.
Die Einsatzführer der unterfränkischen Katastropheneinheit, Thomas Witzel und Christoph Brönner aus Würzburg, lobten nach dem Einsatz die vielen ehrenamtlichen Helfer: „Wer sich bei einer Hilfsorganisation engagiert, verzichtet eben auch auf einen Feiertag, um Menschen zu helfen.“
Gegen 19 Uhr gaben die Bombenspezialisten Entwarnung: Sie meldeten, dass die die 1,8 Tonnen schwere britische Luftmine unschädlich gemacht hatten. Wenig später teilte die Stadt Augsburg mit: „Die Evakuierung ist aufgehoben.“ Mitarbeit grr