"Es ist Hoffnung da", sagt Rechtsanwalt Bruno Fraas, der vorläufig die Geschäfte der Druckerei führt. Immerhin vier ernst zu nehmende Interessenten verhandeln mit dem Insolvenzverwalter. Schon Ende dieser Woche sollen die Konzepte diskutiert werden. "Die Kunden halten zu dem Unternehmen", versichert Fraas. Und die Mitarbeiter bemühen sich eifrig, alle Aufträge auszuführen.
Der Oberbayer Karl Stritzinger hatte das angeschlagene Unternehmen im Juni 2004 als Geschäftsführer übernommen. Vorher hatte er einige Zeit den damaligen Firmenchef wirtschaftlich beraten. Stritzinger ist seit einigen Tagen nicht mehr "in Amt und Würden". Fraas: "Der Geschäftsführer ist ausgeschieden."
Es gibt wohl massive Kritik an dem Geschäftsstil von Stritzinger. Einer der ersten, der sich mit dem Chef anlegte, war Betriebsratsvorsitzender Wolfgang Fischer. "Der Ausverkauf der Druckerei begann Anfang 2005", erinnert er sich. Fischer geriet ernsthaft mit Stritzinger aneinander. "Zuerst hatte uns der Chef eine überzeugende, neue Philosophie erzählt. Wir hatten Angst um unsere Arbeitsplätze, keine Alternativen. Er hat uns geblendet." Nach dem Streit mit dem Boss, bei dem ihm Fischer massive Fehler vorwarf, einigte man sich darauf, dass der Betriebsratsvorsitzende von der Arbeit freigestellt wird und Ende des Jahres geht.
"Es ist Hoffnung da. Die Kunden halten zu dem Unternehmen"
Bruno Fraas Rechtsanwalt
Unterstützung bei der Kritik bekommt Fischer von der Gewerkschaft. Ver.Di Bezirkssekretär Peter Baumann: "Der Kurs war falsch, es gab nach der ersten Insolvenz kein Konzept. Die Arbeitnehmer mussten einiges hinnehmen, wie weniger Lohn oder Kappung der Prämien. Stritzinger unternahm keine ernsthaften Bemühungen, um den Betrieb für den Wettbewerb stark zu machen." Für den Gewerkschafter und für die Leute im Betrieb völlig unverständlich: der Bonitas-Geschäftsführer verkaufte Druckmaschinen, die ein Betrieb braucht, wenn er am Markt bleiben will. Baumann: "Da liegt doch der Verdacht nahe, die Insolvenz sollte herbeigeführt werden".
Ein hohes eigenes Risiko ging Stritzinger wohl nicht ein, meint der Gewerkschafter. Denn laut seinen Recherchen und nach den Angaben von Rechtsanwalt Fraas war der Bonitas-Chef nicht mal Gesellschafter des Betriebes. Baumann: "Der war doch wohl nichts anderes als ein fortgesetzter Geschäftsabwickler nach der ersten Insolvenz".
Weitere Vorwürfe des Insolvenzverwalters und des Betriebsrates an die ehemalige Geschäftsführung: keine neuen Aufträge, weil die Kundenbetreuung vernachlässigt worden ist.
Die Mitarbeiter von Bonitas Bauer haben jedenfalls schon Insolvenzgeld bekommen, die Löhne sind für Juli und August bezahlt, versichert Fraas. "Wenn es sein muss, zahlen wir auch für September". Allerdings setzt Fraas große Hoffnung auf die Verhandlungen mit den Interessenten. Vielleicht können die arg gebeutelten Bonitas-Mitarbeiter ja bald wieder so eine tolle Betriebsfeier ausrichten wie noch im August 2004: Damals titelte diese Zeitung "Auferstanden aus dem Firmen-Ruin - Druckerei Bonitas Bauer: Wie ein Traditionsunternehmen den Neuanfang schaffte. Nach einer über 170-jährigen Firmengeschichte wäre das verdient.