Sie kämpfen nicht, sie tanzen nicht. „Wir spielen“, sagt Naoufel Hafsa. Der 35-Jährige ist Sozialpädagoge an der Mönchberg-Schule, wo er seit fünf Jahren auch Capoeira-Unterricht erteilt. Seine Schüler sind dreieinhalb bis 57 Jahre alt. In weißen Hosen und T-Shirts stehen sie in einem Halbkreis – der „Roda“ – und klatschen in die Hände. Einige schlagen Trommeln und das traditionelle brasilianische Instrument Berimbau. Sie bestimmen den Rhythmus des Spiels. Jeweils zwei treten sich in dem Kreis gegenüber, begrüßen sich, winkeln die Arme an, gucken sich tief in die Augen und dann geht es los: Umkreisende Bewegungen, Sprünge und akrobatische Drehungen.
Erste Kordeln werden bei der taufe verliehen
Die Kampfkunst Capoeira kommt aus Brasilien, wo es ursprünglich von aus Afrika verschleppten Sklaven praktiziert wurde. Bei einer „Batizado“, sinngemäß Taufe, bekommen die Capoeiristas ihre ersten Kordeln verliehen, die in unterschiedlichen Farben die Fortschritte eines Schülers anzeigen. „Während des Spiels fechten wir keinen Wettkampf aus“, sagt Naoufel Hafsa. „Wir führen einen Dialog, die Worte sind dabei unsere Bewegungen.“ Je nach Können und Stimmungslage haben diese „Gespräche“ eher friedlichen, tänzerischen oder kämpferischen Charakter. Die Spieler befinden sich dabei in ständiger Bewegung.
Für die erste „Batizado“ in Würzburg sind Meister des Sports aus Deutschland und Frankreich angereist. „Wir sind wie eine Familie“, sagt Naoufel Hafsa. Das findet auch Miriam (30), die fast von Anfang an dabei ist: „Capoeira ist ein integrativer Sport“, sagt sie. Es sei egal, welche Hautfarbe, welches Alter, welchen Hintergrund man habe – innerhalb der „Roda“ zähle nur der Moment des Spiels.
Anhaltender Lerneffekt
Der 19-jährige Hoshank liebt die Freiheit daran. Für Shrimati (26) ist der anhaltende Lerneffekt entscheidend: „Egal, wie weit man ist, man könnte immer Anfänger sein“, sagt sie. Zu sehen ist das, wenn die professionellen Meister mit den jüngsten Capoeiristas spielen: Und die Dreijährigen mit einem beherzten Beinschwung über den niedergeduckten Kopf des Lehrers fegen.
Capoeira Die Schule des Abadá-Capoeira wurde 1988 in Brasilien begründet. „Abadá“ steht dabei als Abkürzung für „Brasilianische Gemeinschaft zur Förderung und Entwicklung der Capoeira-Kunst“. Sie gehört zu den weltweit größten Capoeira-Organisationen. „Das Wichtigste für uns ist der Respekt voreinander“, fasst Naoufel Hafsa die Philosophie der Schule zusammen. Capoeira für alle gibt es jeden Samstag von 16 bis 18 Uhr in der Sporthalle der Mönchberg-Schule, Richard-Wagner-Str. 62. Das Probetrainig ist kostenfrei.