Die freundlichen Merino- und Suffolk-Schafe, die er zuvor großgezogen hat, selbst zu töten, bereitet dem 67-Jährigen keine Bauchschmerzen. Er betrachtet das Ganze aus einem biblischen Blickwinkel: „Unser Stammvater Abraham hat auch schon Schafe geschlachtet“, sagt Weber mit einem abgeklärten Lächeln. Zwei bis zehn Tiere pro Woche schlachtet er in einem blitzsauberen Raum keine zehn Schritte vom Schafstall entfernt. Vor Ostern sind es rund 20 Tiere.
Die einzige Chance, der Schlachtbank zu entrinnen, besteht für die Paarhufer in Perfektion. „Nur die besten werden zur Zucht verwendet“, erklärt Weber. Wer körperliche Mängel aufweist oder sich schlecht benimmt, blickt einer Zukunft als Kotelett oder Salami entgegen. Einer, der Glück hatte, ist der Suffolk-Bock, der von den 20 Mutterschafen der Herde angehimmelt wird.
Webers Bock ist weit über die Grenzen seines Stalls hinaus bekannt. Alljährlich tritt er nämlich bei diversen Hammeltänzen in Erscheinung. Für seine Auftritte muss er richtiggehend trainieren. An einem speziellen Bockhalfter führt ihn sein Besitzer zweimal rund ums Gelände, damit er sich an den Strick gewöhnt. Trotz seiner Prominenz ist das Tier bescheiden geblieben und heißt im Hause Weber nach wie vor nur „der Bock“.
Noch muss sich des Schäfers Herde auf Indoor-Aktivitäten beschränken. Auf die Koppel geht es erst Ende April. Vorher wäre das Wetter in Gerchsheim für die Schafe noch zu rau. Die Vorbereitungen aber sind getroffen. Der Scherer war schon da und hat den Tieren einen praktischen Kurzhaar-Schnitt verpasst. Wenn die Schafe dann in die Freiluft-Saison starten, ist die Wolle bereits wieder ein Stückchen nachgewachsen und verhindert Sonnenbrand ebenso wie Frösteln im Regen.
Solange die Schafe im Winterquartier sind, gibt es Grassilage, Apfeltrester, Biertreber und leckere Zuckerrüben. Ein Leckstein gewährleistet die ausreichende Versorgung mit Mineralien. Dass die Tiere auch wirklich gesund sind, überprüft der Fleischbeschauer, der beim Schlachten zugegen ist.
Viele seiner Kunden rekrutiert Robert Weber aus dem Kreis der muslimischen Mitbürger. Zwar wird auch bei ihm nicht geschächtet – diese Schlachtmethode ist in Deutschland nach wie vor verboten –, aber er stellt sicher, dass das Tier im Augenblick seines Todes Richtung Mekka schaut.
Dass das Fett der Schafe eine geradezu medizinische Wirkung hat, bestätigte dem Schäfer einst ein Russlanddeutscher, der auf seinem Hof erschien und um Schaffett bat. In seiner Familie gebe es einen Lungenkranken, sagte der Gast. Und Schaffett sei das Einzige, was wirklich helfe. Schon früher sei es, warm genossen, erfolgreich zur Bekämpfung von Tuberkulose eingesetzt worden, so Weber weiter.
Zu Ostern aber soll das Lammfleisch vor allem eines sein: schmackhaft. Der feine Geschmack kann jedoch bereits beim Schlachten leiden. Erfahrene Schafzüchter wie Robert Weber achten darauf, dass die Hand, die beim Schlachten das Fell festhält, nicht mit dem Fleisch in Berührung kommt. Der aufdringliche Geruch der Wolle überträgt sich sonst auf das Fleisch.
Dann sollte das Lamm drei bis vier Tage abhängen, erläutert Weber. Nationen, die etwas von Lammgerichten verstünden, wie etwa Frankreich, ließen das Fleisch gar acht Tage in der Kühlkammer. Dann kann es an die Zubereitung des Bratens gehen. Hobbykoch Weber empfiehlt, das Fett beim Kochen zu entfernen und Zwiebeln, Knoblauch sowie Wurzelgemüse zuzugeben.
Salbei, Thymian, Rosmarin und ein guter Rotwein, wie Weber betont, runden das Aroma ab. 200 Gramm pro Person rechnet Weber. Aber manch einer kapituliere vor so viel Fleisch, fährt er fort und schmunzelt: „Vor allem die Damen.“