Region WÜRZBURG
Heilkraft aus dem Wald – über 100 Besucher nutzten am Sonntagnachmittag die fünfte Exkursion zum Internationalen Jahr der Wälder, um sich über Wirkung und Nutzen verschiedener Kräuter zu informieren.
Vom kurzen Regen ließ sich niemand abschrecken. In zwei Gruppen führten Kräuterpädagogin Maria Weiser, zweite Vorsitzende des Vereins „Kräutervielfalt Franken“, und Förster Tobias Misczyk die interessierten Gäste durch das „Schatzkästlein der Stadt Würzburg“, wie Ludwig Angerer, stellvertretender Leiter des Amtes für Landwirtschaft und Forsten (AELF) Würzburg, den Mischwald nannte.
Dieser gesunde Wald sei ein wichtiger Faktor für die Stadt, denn er bindet Kohlendioxid, speichert Grundwasser und bringt im Sommer kühle Luft in das Tal, sagte Wolfgang Kleiner, Umweltreferent der Stadt Würzburg.
Kräuterfrauen
Der stinkende Storchenschnabel sei ihr schon als Kind durch seinen Geruch aufgefallen, erläuterte Maria Weiser. Schon die Nonne Hildegard von Bingen kannte das Ruprechtskraut und empfahl es gegen Melancholie. Moderne Kräuterfrauen setzen ihn erfolgreich bei unerfülltem Kinderwunsch ein. Er soll das Blut reinigen und Schwermetalle aus dem Körper ausschwemmen.
Wunderkraut Brennnessel
Blutreinigend und blutbildend sei auch die Brennnessel, die man als schmackhaftes Gemüse oder als Tee zu sich nehmen kann. Warum die Pflanze brennt und wie man es schafft, dass sie nicht brennt, erläuterte die Kräuterpädagogin eindrucksvoll. Die kleinen schwarzen Samen sind nicht nur eine Gaumendelikatesse, sondern stecken so voller Kraft, dass man sie als Viagra der Natur bezeichnet. Ihr Mann, so Weiser, nenne sie einfach „Männerfreude“.
Auch über ein Klettenwurzelöl dürften Männer sich freuen, denn es helfe gegen Haarausfall. Das Klettenlabkraut dagegen mache vor allem Kindern Spaß, weil es so anhänglich ist. Man kann schöne Kränze damit machen und die halten von ganz alleine auf dem Kopf, meinte Weiser. Auch über Bärlauch, Nelkenwurz, Waldmeister, Douglasie und Fichte erfuhren die Gäste viel Wissenswertes.
Und über den sorgsamen Umgang mit der Natur. „Nehmen Sie nur so viele Kräuter, wie Sie auch brauchen“, mahnte sie. Pflanzen, die nur in geringer Anzahl vorkommen, sollte man stehen lassen. Und noch etwas war ihr wichtig: „Essen Sie nur das, was Sie auch wirklich kennen und schauen Sie jedes Blatt genau an.“ Anhand der Tollkirsche erklärte sie die Giftwirkung, der Genuss nur weniger Beeren von Atropa bella-donna führt zum Tod.
Zum Abschluss der zweistündigen Tour konnten die Besucher noch selbstgemachte Kräuterköstlichkeiten, wie eine Waldmeister-Limonade und einen Fichtenspitzensirup probieren.
Die Route im Würzburger Stadtwald ist gut beschildert, Interessierte können sie noch vier Wochen laufen. Die nächste Exkursion zum Internationalen Jahr der Wälder wird am Sonntag, 19. Juni, im Würzburger Steinbachtal sein. Dort geht es um das Thema „Waldnaturschutz – Gewinn durch Verzicht“.