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Würzburg: Briefe an die Redaktion: Würzburg muss überregional viel mehr aus sich machen

Würzburg

Briefe an die Redaktion: Würzburg muss überregional viel mehr aus sich machen

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    Zum Artikel "" vom 4. Januar erreichte die Redaktion folgende Zuschrift:

    Es ist anerkennenswert, dass Benedikt Stegmayer als nunmehriger Leiter des sinnvoll neu konzipierten Referats für Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft der Stadt Würzburg nach fünf Monaten Einarbeitung seine künftigen Vorstellungen öffentlich präsentiert. Der neue Zuschnitt des Referats war längst überfällig. Hatte sich doch die unmittelbare Kombination von Kultur und Tourismus bereits vor Jahrzehnten bewährt. Kultur als Wirtschaftsfaktor lautet jetzt die Devise. Ein längst bekanntes Faktum. Ergänzt durch die heimische Wirtschaft als "Stakeholder", wie er sagt. Dazu die drei renommierten universitären Hochschulen. Derart gebündelt sollte sich so Schlagkräftiges entwickeln. Als ein gemeinsam wichtiger Standortfaktor. Alles auf Grundlage hoher Lebensqualität der Region.

    Doch hoppla, es gibt da ein paar Unstimmigkeiten in der Argumentation. Konstruktiv Kritisches muss hier erlaubt sein. Es ist wie bei den eigenen Kindern. An die Adresse notorisch allzu selbstverliebter Würzburg-Befindlichkeit ein Zitat des Nobelpreis-Dichters Hermann Hesse: "Mancher hält sich für vollkommen, weil er geringere Ansprüche an sich selbst stellt". Mainfranken, Würzburg und die Kultur haben immer noch viel Luft nach oben.

    Würzburg ist zwar eine der schönsten Städte Deutschlands. Im Norden oder im Ausland wissen dies nur verhältnismäßig wenige. Faktum ist zudem, dass neben dem Handwerk nicht viele heimische Hochschulabsolventen ihre berufliche Zukunft am Main wählen. Gravierend problematisch ist die unzureichend touristische Popularität Würzburgs außerhalb Frankens. Flüchtige Tages- und Kongressbesucher hübschen vordergründig die Statistik auf. Doch wären mehr Verweildauer und Konsum notwendig. Einzelhandel und Hoteliers beklagen fehlende Nachfrage, insbesondere außerhalb der propagierten Festsaison von Frühjahr bis Spätherbst. Beispielsweise liegen die Besucherzahlen des Weltkulturerbes Residenz deutlich unter jenen noch vor Jahrzehnten. Kreuzfahrt-Touristen geben nur wenig Geld aus für Kultur und Einkauf in der Stadt.

    Würzburg muss überregional viel mehr aus sich machen. Das gilt als Wirtschaftsfaktor über verstärkte Nachfrage und neue denkbare Kooperationen, etwa oberhalb der Stadt in der Zukunft für Festung Marienberg und Museum für Franken – unter einer dann besucherfreundlichen, wie spektakulären Anbindung. Das empfindsame Eigenleben des Mozartfests genießt inzwischen Kultstatus. Doch angesichts großer Konkurrenz fehlt es inzwischen an auswärtigen Mozartfest-Besuchern.  

    Sind die Finanzmittel für Kultur allseits knapp, dann lohnen sich gepflegt gute Netzwerke, Herz und Charme. Benedikt Stegmayer sollte sich nicht nur am derzeit Machbaren orientieren. Die Herausforderungen der Zukunft verlangen Realismus und politisches Geschick, aber auch Ideen, Vorangehen, Publicity, Überzeugungs- und Durchsetzungskraft. Würzburg hat genügend Potenzial für eine von 20 führenden deutschen Kulturmetropolen mit dann entsprechend großer Wirtschaftskraft.

    Jochen Freihold
    14052 Berlin-Charlottenburg

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