Zum Artikel "Handel beklagt Umsatzeinbrüche" vom 21. August, erreichte die Redaktion folgende Zuschrift.
Wir haben ihren Artikel "Handel beklagt Umsatzeinbrüche" mit Interesse gelesen. Inflation, Sommerferien und Hitze mögen durchaus Gründe für den Rückgang von kaufwilligen Passanten und somit für den Rückgang von Umsätzen sein. Aber auch für das Einkaufsverhalten?
Anhand unserer beider Personen darf ich kurz unsere Veränderungen im Einkaufsverhalten erklären: Wir, meine Frau und ich, wohnen in Hettstadt - also am Land. Noch vor kurzer Zeit waren wir regelmäßig in Würzburg, ein- bis zweimal die Woche wenigstens. Wir hatten unsere bekannten Bekleidungsgeschäfte in der Stadtmitte, durch die wir gerne geschlendert sind. Oft genug ist etwas hängen geblieben.
Wir hatten unseren Optiker in der Schustergasse und den Zahnarzt in der Eichhornstraße, und so weiter. Gerne sind wir nach den Pflichtterminen noch in ein Café oder in ein Speiselokal eingekehrt und haben uns dort etwas Süßes oder etwas Deftiges oder auch nur einen Schoppen gegönnt.
Aber die Innenstadt hat sich gewaltig verändert. Dort findet man inzwischen nur noch Ketten und kaum mehr inhabergeführte Geschäfte. Die hohen Mieten und Pachten in der Würzburger City verderben den Kunden die Preise und den Einzelhändlern die Margen. Größter Immobilienbesitzer innerhalb der Bischofsmütze übrigens: Die Kirche.
Dazu kamen mehrere Anpassungen der Parkgebühren, sodass wir nach unseren fixen Terminen keine Lust mehr hatten, die schönen Dinge in Würzburg zu genießen. Die Alternative, öffentlicher Nahverkehr, stellte sich als noch wesentlich unattraktiver heraus, da sich die Preise für Einzelfahrscheine von Hettstadt nach Würzburg aufgrund des Wabentarifs fast auf Taxiniveau befinden. Verantwortlich für Parkgebühren und auch für Nahverkehrstarife: Die WVV. Das nennt man konkurrenzlos.
Was haben wir für uns verändert? Heute gehen wir für das Einkaufserlebnis in ein großes Bekleidungsgeschäft in die Zellerau. Dort können wir kostenfrei parken. Einen neuen Optiker haben wir in Veitshöchheim gefunden und zu den Fachärzten fahren wir nach Höchberg. Kaffee und Kuchen oder Sonstiges gibt es überall am Land und das oft zu erschwinglicheren Konditionen.
Lieber Herr Weier und liebe sonstige Verantwortliche, wenn ihr uns, die Landbevölkerung, nicht in der Stadt haben wollt, dann geben wir unser Geld halt außerhalb aus. Würzburg, na dann viel Spaß!
Michael Herold
97265 Hettstadt