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REGION WÜRZBURG: Brieftauben-Express nach Straßburg

REGION WÜRZBURG

Brieftauben-Express nach Straßburg

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    Gurr-gurr: Die Brieftauben-Reisevereinigung Würzburg und Umgebung feiert in diesem Jahr 130. Jubiläum. Das Bild zeigt Vorsitzenden Harald Herbach (Mitte) mit seinem Stellvertreter Franz-Josef Page (links) und Taubenzüchter Emil Schwind .
    Gurr-gurr: Die Brieftauben-Reisevereinigung Würzburg und Umgebung feiert in diesem Jahr 130. Jubiläum. Das Bild zeigt Vorsitzenden Harald Herbach (Mitte) mit seinem Stellvertreter Franz-Josef Page (links) und Taubenzüchter Emil Schwind . Foto: Foto: Theresa Müller

    1885 war in Amerika die erste Blinddarm-Operation, Gottfried Daimler und Wilhelm Maybach fuhren mit dem ersten Motorrad der Welt. Auch in Würzburg hat sich in diesem Jahr etwas getan: Die Brieftauben-Reisevereinigung Würzburg und Umgebung wurde gegründet. 130 Jahre sind das jetzt her und den Verein gibt's immer noch.

    Der Start ins Jubiläumsjahr erfolgt am Pfingstmontag auf der Würzburger Festung. Zwischen 9 und 9.30 Uhr lassen die Reisefreunde über 100 Tauben in die Lüfte starten.

    Warum gerade dort? Es geht um die Historie. Zehn Jahre nach der Vereinsgründung wurde 1895 auf der Festung Marienberg eine Brieftaubenstation gegründet und von hier aus ein Kurierdienst mit der Festung in Straßburg unterhalten.

    „Deshalb haben wir den Burghof für den Jubiläums-Auftakt gewählt,“ so Vorsitzender Harald Herbach (Reichenberg) und sein Stellvertreter Franz-Josef Page (Estenfeld).

    „Brieftauben haben für die Menschheit viel Gutes vollbracht“

    Harald Herbach Brieftauben-Reisevereinigung

    Sie haben einiges vorbereitet. Wie vor über 100 Jahren soll auf historische Weise die Brieftauben-Flugpost in den Vordergrund gestellt werden. Dabei haben sich die Verantwortlichen eine Geschichte ausgedacht. 15 französische Tauben wurden von Franz-Josef Page in Straßburg abgeholt, der im Gegenzug ebenfalls 15 Tiere aus Würzburg ablieferte.

    Beide Gruppen starten dann am Pfingstmontag zeitgleich um 9 Uhr in Richtung ihrer jeweiligen Heimat. Start in Straßburg ist auf dem Vorplatz der Kathedrale Notre Dame, die „Franzosen“ fliegen auf der Festung los. Eine Taube legt je nach Gegen- oder Rückenwind im Schnitt 80 Kilometer pro Stunde zurück. Für die 210 Kilometer lange Strecke rechnet Page mit einer Flugzeit von rund zweieinhalb Stunden. Auf die Sekunde genau wird das dann deutlich, sobald die erste Taube im Heimatschlag eintrifft und einen Kontakt auslöst.

    Dann könnte Oberbürgermeister Christian Schuchardt auch schon eine handgeschriebene Nachricht und Grüße von seinem Straßburger Kollegen Roland Ries lesen, die in einer am Taubenbein befestigten Hülse steckt. Der Würzburger OB schickt eine ebensolche Depesche – wie es früher genannt wurde – auf historische Weise an den Rhein.

    Abschließend starten noch 130 weiße Brieftauben auf der Festung Marienberg ins Jubiläumsjahr und mit Böllerschützen wird das ganze lautstark kundgetan. Ebenfalls dabei sein werden Statisten in historischen Uniformen. Mit dieser Aktion, so Herbach, möchten die Reisefreunde sowohl ihre freundschaftlichen Kontakte weltweit weiter pflegen, als auch auf ein 4000 Jahre alte Kultur hinweisen: „Brieftauben haben für die Menschheit viel Gutes vollbracht.“ In den Weltkriegen hätten sie die Leben von Soldaten gerettet.

    Nachrichten aus der Luft

    Brieftaubenzucht wird seit über 4000 Jahren betrieben. In Deutschland gibt es fast 75 000 Züchter, die in 8300 Vereinen organisiert sind. Die Gesamtzahl der Brieftauben wird auf rund zehn Millionen geschätzt.

    Mehrere Vereine schließen sich zu sogenannten Reisevereinigungen zusammen. Über Jahrzehnte waren die Regionen Aachen und Köln sowie das Ruhrgebiet Schwerpunkt der Brieftaubenhaltung. Die Statistik zeigt, dass in diesem Bereich nur noch ein Drittel aller Züchter diesem Hobby nachgehen.

    Des Weiteren verlagerte sich der Brieftaubensport mehr in ländliche Regionen. In Städten ist es nur noch schwer möglich, Brieftauben zu züchten.

    Die Tiere wurden früher bei der Nachrichten-Übermittlung eingesetzt. Bankier Rothschild züchtete selbst und ließ sich die neusten Börsenkurse einfliegen. Auch die Nachrichtenagentur Reuther nutzte die schnelle Nachrichten-Übermittlung. Die zeitungseigenen Taubenschläge befanden sich neben dem Büro des Chefredakteurs.

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