Dort wurden Zeugen aus Würzburgs Frühgeschichte freigelegt und eine Mauer entpuppte sich als Teil eines Profanbaus aus der Stauferzeit. Die Firma Riedel Bau, die hier ein Wohn- und Geschäftshaus errichtet, wird die wertvolle historische Mauer in ihrem jetzigen Zustand erhalten und absichern.
Das ist nicht ohne hohen Aufwand möglich. Diese Mauer hat keinen tragfähigen Untergrund, sagen sowohl Stadtbaurat Christian Baumgart als auch Matthias Lampers von Riedel-Bau. Deshalb kann sie auch statisch nicht als tragendes Element in den Neubau einbezogen werden.
Neue Statik ist nötig
Notwendig ist also eine neue Statik für den Neubau, die praktisch um die historische Mauer herum die Last des Neubaus abfängt. Dazu sind Bohrpfähle nötig, die wiederum nicht unproblematisch sind. Denn just in diesem Bereich befindet sich in der Bronnbachergasse ein gemauerter Kanal aus dem 19. Jahrhundert, „dem man Denkmalschutzcharakter zubilligen kann“, so Baumgart.
Auf den Kanal muss mit den Bohrpfählen Rücksicht genommen werden. Weil diese Rücksicht vereinbart ist, gab es im Bau- und Ordnungsausschuss auch keine weiteren Kritikpunkte mehr. Unter den Vorgaben darf weiter gebaut werden. Wirtschaftlich gesehen ist das für den Investor außerordentlich schwierig geworden. „Wir müssen zwei Geschosse völlig neu planen“, so Lampers, und auch Stadtbaurat Baumgart räumt ein, dass ganz klar Nutzfläche verloren geht.
Teilweise ist das neue Gebäude über eine Marketing-Firma bereits verkauft. Selbst Baumgart geht davon aus, dass durch eingeschränkte Nutzungen und Zeitverzögerungen wegen der Ausgrabungen für Dokumentationszwecke Verluste in Höhe von mehreren 100 000 Euro entstanden sind. „Jetzt verlieren wird auch noch Ladenflächen“, so Lampers von Riedel-Bau.
Ziemlich einmalig ist allerdings auch, dass sich der Verschönerungsverein Würzburg (WVV) bereit erklärt hat, sich am Erhalt der historischen Mauer mit einem nennenswerten Beitrag zu beteiligen. Das erleichtert es auch der Stadt nach Meinung von Baumgart, sich zu engagieren.
Nicht nur Sache des Investors
Der betroffene Kanal unter der Bronnbachergasse, der durch Bohrpfähle zum Schutz der historischen Mauer tangiert wird, könne letztlich nicht allein Sache des Investors sein, mutmaßt Baumgart.
Bei den Erdarbeiten für das neue Gebäude wurden zum Teil vormittelalterliche Siedlungsstrukturen gefunden und unter Aufsicht auch des Landesamtes für Denkmalspflege dokumentiert. Abenteuerliche Ideen, diese Ausgrabungen dauerhaft zu erhalten, haben sich insofern erledigt, als durch den Baufortschritt für Tiefgaragen unter dem neuen Gebäude längst Fakten geschaffen sind.
Es gab durchaus Forderungen, den gesamten Bau über den Ausgrabungen auf Stelzen zu stellen um die Funde dauerhaft sichtbar zu machen. Für Baumgart ist die Baustelle auch vergleichsweise von „großer Toleranz geprägt, deshalb gebe es jetzt im Verfahren auch keine verhärtete Fronten.