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Brückenträger von Noell: Riesen auf Reisen

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Brückenträger von Noell: Riesen auf Reisen

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    Beeindruckend: Der automatisierte Stapelkran (ASC) mit quer liegendem Brückenteil (rechts) und der „Straddle Carrier“ (vorne links) im Einsatz in Antwerpen.
    Beeindruckend: Der automatisierte Stapelkran (ASC) mit quer liegendem Brückenteil (rechts) und der „Straddle Carrier“ (vorne links) im Einsatz in Antwerpen. Foto: Foto: Terex

    Gibt's den Noell eigentlich noch? Es gibt ihn noch. Nur heißt er etwas anders: Noell Mobile Systems GmbH (NMS) und Noell Crane Systems GmbH (NCS). Stunde Null war im Jahr 2000. Der italienische Hersteller Fantuzzi übernahm nach der Zerschlagung des Würzburger Traditionsunternehmens Noell den Teilbereich „Hafenkran-Equipment“. Im Industriegebiet neben der Veitshöchheimer Straße wurde fortan weiter getüftelt und gearbeitet. Das Ergebnis sind unter anderem „Straddle Carriers“, wendige drei- und vierachsige Geräte, die in Häfen Container transportieren und stapeln.

    330 Mitarbeiter und 24 Auszubildende – für fünf Berufe – stehen in Lohn und Brot. „Mittlerweile sind wir Weltmarktführer“, sagt Personalchef Jörg Motschmann stolz.

    Derzeit ist die NMS noch auf einem anderen Sektor erfolgreich. Am Standort Würzburg werden riesige Brückenträger gebaut. Bei einem Besuch in der Alfred-Nobel-Straße 3 sind auf dem Freigelände die ersten Produkte nicht zu übersehen: zwei überlange Schwertransporter mit jeweils einem Brückenteil. Jedes 50 Meter lang und rund 59 Tonnen schwer.

    Dass jetzt auch Brückenträger hergestellt werden, ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit des Standortes in Würzburg mit der neu hinzugekommenen Schwestergesellschaft in Düsseldorf, der Gottwald Port Technology GmbH. Die beiden Unternehmen sind – zusammen mit weiteren Gesellschaften in Italien und China – seit 2012 zusammengefasst im Unternehmensbereich Terex Port Solutions.

    Jeder Brückenträger ist Teil eines automatisierten Stapelkrans. Die in Würzburg gefertigten Teile werden nach Rotterdam geliefert, dort im Hafen mit den anderen Zubehörteilen aus Düsseldorf zusammengebaut, um dann vollautomatisch Container in – wie es heißt – „hoher Dichte lagern und stapeln“ zu können.

    36 solcher Riesenteile hat die Schwestergesellschaft bei den Würzburgern bestellt. Für diesen Auftrag, der neben der normalen Produktion abgewickelt wird, sind 14 Monate vorgesehen, sagt Fertigungsleiter Claus Dippold. Die zusätzliche Produktion ist für die NMS kein Problem. „So was wird doch gerne genommen“, meint Jörg Motschmann augenzwinkernd.

    „So was wird doch gerne genommen.“

    Personalchef Jörg Motschmann

    An einem Brückenträger sind laut Dippold 25 Mitarbeiter beschäftigt. Etwa 1500 Stunden sind nötig, ergänzt Meister Armin Spitznagel. Die zehn bis 15 Millimeter dicken Stahlplatten werden mit „höchster Schweißgüte“ zusammengefügt. Stellen, die in luftiger Höhe an den Seitenteilen verankert werden, sind sogar fünf Zentimeter dick. Der Innenraum dieser Elemente, die aufrecht eine Höhe von rund drei Meter in Form eines unregelmäßigen Dreiecks haben, werden luftdicht verschlossen, damit die Seeluft später keine Erosionsschäden anrichten kann.

    Der Transport von Würzburg bis in den Rotterdamer Hafen mit Ladungen dieses Ausmaßes ist für Logistik-Unternehmen eine Herausforderung. Normalerweise dauert die Lieferung zwei ganze Nächte. Denn die Spezialfahrzeuge, die es immerhin auf 70 bis 80 km/h bringen, dürfen nur nachts zwischen 22 und 5 Uhr bewegt werden und müssen am Tag stehen. Aufgrund vieler Baustellen auf der Route, in den Niederlanden hauptsächlich, verzögert sich der Transport zum holländischen Überseehafen derzeit um eine auf drei Nächte.

    Gezogen werden die überlangen Teile von einer 510 PS starken Zugmaschine mit einem achtachsigen Aufleger. So kommt ein Transporter auf fast 65 Meter Länge. Und die müssen von der Dürrbachau zur A 3-Auffahrt nach Helmstadt manövriert werden. Gut, dass die hinteren acht Hängerachsen vom nachfolgenden Begleitfahrzeug aus per Joystick mitgelenkt werden.

    Zuerst geht's über die Eisenbahn- und Zeller Brücke, dann nach einer mehr oder weniger rechtwinkligen Kurve die Hettstadter Steige hoch. Die Abzweigung nach Waldbüttelbrunn zur B 8 kann nicht genutzt werden, weil der Kreisel ein unüberwindbares Hindernis ist. Also geht's hier geradeaus an Hettstadt vorbei bis nach Roßbrunn, wo die fast 65 Meter-Kolosse nach links auf die B 8 abbiegen und das kurze Stück bis zur Autobahnauffahrt zurückfahren. Da sind schon drei Stunden vorbei.

    In dieser Woche gingen so zum zweiten Mal zwei Riesen von Würzburg aus auf Reisen. Nun ruhen die Transporte mit jeweils zwei Spezialfahrzeugen erst einmal – urlaubsbedingt. Voraussichtlich Anfang Oktober werden die weiteren Lieferungen im zweiwöchigen Turnus abgewickelt. Nachdem bisher vier Brückenträger geliefert sind, werden zwei Lkw noch 16-mal die fast 600 Kilometer lange Strecke zum Rotterdamer Hafen unterwegs sein.

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