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GREUSSENHEIM: Bruno Scheiner weist Schuld von sich

GREUSSENHEIM

Bruno Scheiner weist Schuld von sich

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    Eigentlich wollte Bürgermeister Bruno Scheiner nichts mehr zur Pleite des BHKWs am Greußenheimer Eselsweg sagen. „Ich möchte keine Dauerserie über Greußenheim in der Tageszeitung lesen“, erklärte Scheiner noch vor wenigen Tagen. Jetzt hat er seine Meinung geändert. Weil ihm Wärmeabnehmer am Eselsweg „grandiose Fehler“ in der Geschäftsführung vorwerfen, setzt sich Scheiner zusammen mit seinem Rechtsanwalt Manfred Mohr zu Wehr. Bruno Scheiner war von 1996 bis April 2005 Geschäftsführer der privaten Blockheizkraftwerk-Gesellschaft.

    Das BHKW am Eselsweg galt als umweltfreundliches Vorzeige-Kraftwerk. Im Jahr 2000 war es Demonstrationsanlage zur Weltausstellung EXPO und zog Hunderte von Interessierten an. Die Idee, mit Pflanzenöl Wärme und Strom zu erzeugen wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft und Forsten mit 286 000 Euro gefördert. Weitere 100 000 Euro Zuschuss gab es für das Wärmenetz.

    „Die ersten Jahre liefen gut“

    „Die ersten Jahre liefen gut“, sagt Scheiner. „Dann traten die ersten Probleme am Verbrennungsmotor auf.“ Für die innovative Technik, Strom und Abwärme aus kaltgepresstem Pflanzenöl zu erzeugen, sei der Motor nicht ausgereift gewesen. Das Landwirtschaftsministerium habe den Motor empfohlen. Erfahrungen mit dieser Technik gab es allerdings noch keine, da das BHKW Greußenheim ein Pionierwerk war. Nach zwei Jahren Betrieb ging auch noch der Motorenhersteller in Konkurs.

    „Nach 20 000 Betriebsstunden hat das Aggregat dann endgültig den Geist aufgegeben“, sagt Scheiner. Das war im Jahr 2002. Fortan wurde der Spitzenlastkessel, der eigentlich nur bei BHKW-Ausfällen als Ersatz einspringen sollte, mit Heizöl betrieben. „Das sollte aber nur eine Übergangslösung sein“, so Scheiner.

    Er hatte vor, das pflanzenölbetriebene BHKW auf Holz-Hackschnitzel umzurüsten. Auf eigene Kosten gab Scheiner Planungen in Auftrag. Rund 100 000 Euro hätte die Umstellung gekostet. Scheiner weist die Kostenvoranschläge vor, die er damals eingeholt hat. Das Landwirtschaftsministerium in München erklärte sich einverstanden, weil die Ministerialen zugeben mussten, dass das Projekt nicht den gewünschten Erfolg brachte. Auch weitere Fördermittel von 60 239 Euro wurden zugesagt. Nach Scheiners Rechnung hätten die 26 Wärmeabnehmer jeweils 2500 Euro zahlen müssen, um die Umstellung auf Holz-Hackschnitzel zu realisieren.

    Am 9. April 2005 wurde Scheiner von den Gesellschaftern abgewählt. Sein Nachfolger wurde Josef Stiepeldey, der am Greußenheimer Eselsweg wohnt und zu den Wärmeabnehmern gehört. Scheiners Planungen lehnte Stiepeldey ab. „Eine Wirtschaftlichkeitsprüfung hat ergeben, dass eine Umstellung auf Hackschnitzel 180 000 Euro gekostet hätte“, sagt er auf Nachfrage.

    Scheiner wirft Stiepeldey vor, die Pläne niemals den Gesellschaftern gezeigt zu haben. Scheiners Ehefrau Heidi, die mit ihren beiden Mietshäusern an das BHKW angeschlossen ist, bestätigt dies. Statt einer Umstellung auf Holz-Hackschnitzel haben sich die Gesellschafter für Heizöl entschieden. „Stiepeldey hat uns unter Druck gesetzt“, sagt Heidi Scheiner. „Ich hatte gar keine Wahl und musste zustimmen.“ Rechtsanwalt Mohr erklärt: „Das hat das Blockheizkraftwerk wirtschaftlich zum scheitern gebracht. Mit dieser Entscheidung hatte Bürgermeister Scheiner aber nichts zu tun.“

    Enttäuscht reagieren einige Anwohner am Eselsweg auf das Verhalten der Gemeinde. „Es ist schon ein starkes Stück, dass niemand nach der menschlichen Dimension der Misere fragt“, schreibt Horst Rüger. „Die Gemeinde kann für die private Gesellschaft keine Verantwortung übernehmen – nicht einmal eine moralische. Dafür gibt es keine Rechtsgrundlage“, sagt Scheiner. Thomas Kusch wirft Scheiner vor, er hätte seiner Familie, die vor zweieinhalb Jahren nach Greußenheim zog, geraten, sich ans Netz anzuschließen. „Obwohl das Kraftwerk längst mit Heizöl lief“, sagt Kusch.

    „Damals ging ich noch davon aus, dass wir auf Holz-Hackschnitzel umstellen“, rechtfertigt sich Scheiner. Er widerspricht auch Behauptungen der Gesellschafter Stiepeldey und Hendrik Richter, das Leitungsnetz sei marode. „Ich habe Beweise, dass das nicht stimmt“, so Scheiner.

    Eine Rettung für das Kraftwerk am Eselsweg scheint nicht in Sicht zu sein. Noch zehn Leute sind angeschlossen, die sich nach und nach eigene Heizungen in ihre Häuser einbauen. Bis dahin sammelt eine Privatinitiative von allen Wärmeabnehmern Geld ein, damit weiter Heizöl gekauft werden kann und niemand frieren muss. Ein Darlehen von 88 000 Euro muss die Gesellschaft nun an die Bank zurückzahlen. Scheiner bürgt für 50 000 Euro. „Wenn Scheiner nunmehr seine Bürgschaft gegenüber der Bank einlösen muss, dann wird er die Gesellschafter für diesen Schaden verantwortlich machen“, sagt Anwalt Mohr.

    Auch Thema im Gemeinderat

    Das Blockheizkraftwerk war auch Thema der jüngsten Gemeinderatssitzung: Nachdem der Betrieb eingestellt ist, wollen die Gesellschafter das Gelände als Wohnbaufläche verkaufen. Laut Scheiner kann die Nutzungsänderung durch eine Bauvoranfrage der Gemeinde kostenlos erfolgen. „Grundstückseigentümer wollen wir aber auf keinen Fall werden.“

    Die Gemeinderäte sahen das Vorhaben kritisch: „Wir wollten keine weitere Bebauung dort oben“, so zweiter Bürgermeister Thomas Rützel. Weil das Heizkraftwerk außerhalb des Bebauungsplan liegt, schaffe man mit einer Umnutzung womöglich einen Präzedenzfall. Werner Gerberich forderte, dass die Gemeinde sich dort nur auf schriftliche Bitte der Eigentümer einmischen soll. Die Entscheidung wurde zurückgestellt.

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