Nach einem geordneten Austausch der Sichtweisen zum geplanten Gewerbegebiet kochten die Emotionen bei zwei Besuchern in der jüngsten Gemeinderatssitzung hoch. Am Ende ging es darum, ob das Vorhaben weiterverfolgt oder eingestellt wird.
Den Start übernahm Stefan Rettner. Ein Angebot für regionale Firmen sei notwendig, allerdings müsse das Angebot auch zur Nachfrage passen. Die Erschließungskosten lägen bei 3,8 Millionen Euro. Bei einem Grundstückspreis von circa 145 Euro pro Quadratmeter und einer Fläche von 2,8 Hektar bliebe bei einem vollflächigen Verkauf ein Plus von 260.000 Euro. Sollte nur 1 Hektar verkauft werden, käme dies einem Minus von 2,4 Millionen Euro gleich. Bei den aktuellen Interessenten wäre gerade mal ein Drittel der Fläche vergeben. Er plädiert daher dafür, das Projekt und die Planungen einzustellen.
Maria Schmidt: Um Alternativen kümmern
Maria Schmidt ergänzte, dass die Lage und die Verkehrsanbindung des geplanten Gewerbegebiets suboptimal sei. Mit dem aufgerufenen Quadratmeterpreis sehe sie kein sinnvolles und bezahlbares Angebot für Gewerbetreibende. Man müsse sich eher um Alternativen kümmern, wie zum Beispiel in Wolkshausen oder im AirPark Giebelstadt.
Jutta Lesch fügte hinzu, dass der Acker, auf dem das Gewerbegebiet geplant ist, aktuell verpachtet sei und entsprechend Einnahmen bringe. Gaukönigshofen sei außerdem auch ohne Gewerbegebiet ein lebenswertes Dorf. Mit einem Bäcker, Metzger, einer Post, dem Kindergarten und den Schulen sei Gaukönigshofen ein attraktiver Standort.
Jürgen Kempf sieht außerdem bei den Bürgern in Gaukönigshofen keine Mehrheit für das Vorhaben. Er sehe durch die Zusammenarbeit mit einem Erschließungsträger ein großes Risiko. Nämlich dann wenn die Gemeinde unverkaufte Flächen abkaufen müsse und die Gemeinde auf den Kosten sitzen bliebe. Ihm würden darüber hinaus die Argumente der Befürworter fehlen.
Norbert Roth: Zukunftsfähig bleiben
Diese brachte Norbert Roth hervor. Es gehe darum, zukunftsfähig zu bleiben. Dies sei die Fläche, die man zur Verfügung habe. Und jede Alternative, die mit einer neuen Erschließung zu tun habe, würde die gleichen Kosten hervorrufen. Der Bau würde an anderer Stelle nicht günstiger werden. Für den AirPark sei zudem Giebelstadt verantwortlich, zu sagen gäbe es hier für die Gemeinde also nichts.
Auch für Thekla Walch gehöre ein Gewerbegebiet zur Daseinsvorsorge. Aus ihrer Sicht müsse auch nicht alles sofort verkauft werden. Flächen müssten für zukünftige Interessenten auch vorgehalten werden. Wer bauen möchte, will dies zeitnah umsetzen und nicht erst in drei Jahren. Zudem gebe es durch die Freiflächen Optionen für zukünftige Vorhaben. Mit dem Bürgerentscheid könne man nun die Bürger entscheiden lassen. Ein Stopp des Projekts sei daher aus ihrer Sicht unnötig.
Zwei Besucher verlassen wutentbrannt die Sitzung
Das Thema Klingenbach ruft unterschiedliche Sichtweisen und zudem starke Emotionen hervor. Bei gleich zwei Besuchern kochten die Emotionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten hoch, jeweils als die Befürworter für das Gewerbegebiet sprachen. Beide Gegner des Vorhabens gaben zunächst lautstark ihre Meinung kund und verließen dann von selbst die Sitzung.
Bürgerentscheid am Tag der Europawahl
Nachdem die Sichtweisen alle wiedergegeben wurden und die Emotionen einigermaßen heruntergekühlt waren, kam es zur Abstimmung darüber, ob die Planung des Gewerbegebiets Klingenbach eingestellt werden soll. Maria Schmidt hatte einen entsprechenden Antrag zur Aufnahme dieses Punktes gestellt, um Klarheit zu schaffen. Mit sechs zu acht Stimmen wurde der Antrag knapp abgelehnt. Das Vorhaben wird somit nicht gestoppt, sodass die Bürger über das Gewerbegebiet entscheiden sollen. Ein Ratsbegehren im Sinne einer Gegenvorlage zum Bürgerentscheid wurde von den Gemeinderäten mit neun zu fünf Stimmen abgelehnt. Die Durchführung des Bürgerentscheids ist für den 9. Juni zusammen mit der Europawahl angedacht.