Am 9. Juni kommt es in Gaukönigshofen zum Bürgerentscheid "Kein Gewerbegebiet am Klingenbach". Bei einer Informationsveranstaltung der Gemeinde tauschten im Vorfeld beide Seiten ihre Argumente aus.
Die Bürgerinitiative hatte den Bürgerentscheid erwirkt und die Bürger zu Veranstaltungen eingeladen, um für ihr Anliegen zu werben. Die Gemeinde zog nach und veröffentlichte ebenfalls Termine. Hintergrund hierfür ist, dass die Gemeinde, im Gegensatz zur Bürgerinitiative, rechtlich verpflichtet ist, dafür zu sorgen, dass die unterschiedlichen Interessen zum Bürgerentscheid im gleichen Umfang dargestellt werden. So kam es, dass am 6. und 8. Mai im Haus der Jugend zum gleichen Thema informiert wurde. Beide Termine waren mit je zirka 150 Teilnehmern gut besucht.

Gab und gibt es eine Vision hinter dem Gewerbegebiet?
"Was ist die Vision hinter dem Gewerbegebiet am Klingenbach?" wollte eine Bürgerin im Rahmen der Bürgerinformation von Bürgermeister Johannes Menth wissen. Die Gemeinde wolle sich mit einem Gewerbegebiet breiter aufstellen, so Menths Antwort. Gerhard Bleß, Befürworter der Bürgerinitiative gegen das Gewerbegebiet am Klingenbach, holte etwas weiter aus: Früher sei sehr wohl eine Vision vorhanden gewesen – man habe eine Alternative für das Haus der Jugend und einen Supermarkt am Klingenbach bauen wollen, ergänzt durch Grundstücke für Gewerbe. Die Halle und der Supermarkt seien weggefallen; nun sei nur das Gewerbegebiet übrig, sagte Bleß.

Die Vertreter der Bürgerinitiative betonten, nicht per se Gegner eines Gewerbegebiets zu sein, sondern Gegner des Standorts. Aktuell seien drei Interessenten vorhanden, die gerade mal zehn Prozent der gesamten Fläche ausmachten. Der Quadratmeterpreis von 145 Euro sei zu hoch, um zusätzliche Firmen anzulocken. Man befürchte eine große Verschuldung, die die weitere Entwicklung aller Ortsteile verhindere. Als Alternative sieht die Bürgerinitiative Gewerbeflächen in Wolkshausen, langfristig möglicherweise auch im Airpark Giebelstadt.

Die Gegenseite sieht in einem erschlossenen Gewerbegebiet die Voraussetzung, um handlungsfähig zu sein. Aktuell sei die Investitionsbereitschaft bei Firmen zurückgegangen, gibt Johannes Menth zu. Von den ursprünglich acht Interessenten zu Zeiten der Nullzinspolitik seien heute noch drei vorhanden. Doch mit freien Grundstücken in einem Gewerbegebiet könne man Flächen direkt bereitstellen, wenn die Investitionsbereitschaft bei Firmen wieder steige. Die Alternative Airpark sei zwar attraktiv, aber dort sei man nicht selbst Herr der Lage. Für die mögliche Fläche in Wolkshausen sei bereits ein Vorvertrag mit einem Interessenten geschlossen worden, sodass hier aktuell keine weiteren Möglichkeiten bestünden.
Wohn- statt Gewerbegebiet?
Auch in den Beitragen der Bürger waren die Alternativen für das Gewerbegebiet Thema sowie die Frage, ob sich das Gebiet nicht eher als Wohngebiet eigne – auch im Hinblick auf Einnahmen durch eine stabile Einkommenssteuer, verglichen mit einer schwankenden Gewerbesteuer. Auch das Thema Flächenversiegelung wurde angesprochen. Auf der anderen Seite verwies man auf Installateure, die aktuell Scheunen nutzten, die vor allem bei morgendlichen Lieferungen nicht ideal seien. Man müsse diesen Firmen etwas bieten, damit sie nicht wegzögen und man müsse Flächen parat haben, um für Interessenten überhaupt attraktiv zu sein. Angesiedelte Firmen könnten in Zukunft vielleicht Ausbildungs- und Arbeitsplätze bereit halten.
Dass sich die Diskussionsteilnehmer am Ende der Veranstaltung nicht einig sein würden, war bereits im Vorfeld klar. Doch ein Mehrwert der Veranstaltung wurde schon nach dem offiziellen Teil sichtbar: Die Bürger saßen noch in Gruppen zusammen, diskutierten und tauschten sich aus.