Anhaltende politische Auseinandersetzungen im Gemeinderat, denen er weder gesundheitlich noch von seinem Naturell her gewachsen sei, hatte Herbert Struch als Grund für seinem Entlassungsantrag genannt. "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende", so Struch in einem Gespräch mit der Redaktion.
So gesehen wirkte der Bürgermeister in der Sitzung, als sei eine große Last von ihm abgefallen - und verbreitete angesichts der 60 Zuhörer im Saal sogar Galgenhumor. "Vor einem so vollen Haus sind wir noch nie gesessen, anscheinend muss der Bürgermeister öfter mal zurücktreten."
In einer persönlichen Erklärung erläuterte Herbert Struch noch einmal seine Beweggründe - wenig Neues gemessen an seinen Aussagen, wie sie in dieser Zeitung bereits am vergangenen Samstag wiedergegeben waren. Die permanente Kritik, der er sich ausgesetzt sah, sei "in Inhalt und Form oft persönlich verletzend" gewesen. Er sehe sich außer Stande, in dem gespannten Klima erfolgversprechend weiterzuarbeiten.
Dass diese Spitze in Richtung CSU-Fraktion und dort besonders gegen den Fraktionssprecher und einstigen Gegenkandidaten Günter Hörr ging, war unverkennbar. Die CSU versuchte diesen Eindruck bereits in einer Pressemitteilung zu zerstreuen. Jetzt war es Gemeinderat Willi Öffner, der nach der Sitzung gegenüber dieser Zeitung Stellung bezog und seinen Fraktionskollegen in Schutz nahm.
Gerade Günter Hörr sei es gewesen, so Öffner, der immer wieder seine Unterstützung angeboten habe, um Lösungen zu finden - insbesondere um aus der verfahrenen Haushaltssituation zu kommen. Die Gemeinde hat bis heute keinen beschlussreifen Haushaltsplan und noch immer ist unklar, wie die Finanzierungs-Lücke von rund 250 000 Euro geschlossen werden soll.
Seinen ersten Stellvertreter Dieter Melching (SPD) bat Struch in einer Erklärung ausdrücklich um Verständnis für seine Entscheidung, obwohl der wegen Urlaubs gar nicht in der Sitzung war. Den nächsten Stellvertreter Fabian Frühwirth (CSU) ließ er unerwähnt - auch das ein deutlicher Wink.
Frühwirth war es schließlich, der im entscheidenden Moment die Leitung der Sitzung übernahm. Und er nutzte diese Rolle für eine Stellungnahme, nachdem sich die Fraktionen zuvor gegen eine öffentliche Debatte entschieden hatten. Der Rücktritt verdiene allen Respekt, so Frühwirth, aber "Politik bietet wenig Platz für Menschlichkeit, sondern lebt von der Konfrontation".
Schließlich billigten die Gemeinderäte das Rücktrittsgesuch einstimmig. Nach dem Gesetz wäre ihnen auch keine andere Wahl geblieben.
Den Termin für die Neuwahl legt das Landratsamt fest, will sich aber mit der Gemeinde abstimmen, wie Wahlsachbearbeiter Uwe Schömig erläuterte. Voraussichtlich wird dies der 18. September sein, eine Woche nach dem Maternusfest. Von einem Wahltermin vor den Sommerferien hatte das Landratsamt abgeraten, weil es mit den vorgeschriebenen Fristen knapp wird. Am 66. Tag vor der Wahl müssen die Kandidaten bereits nominiert sein, das wäre bereits in zwei Wochen.
Welche Namen schließlich auf den Stimmzetteln stehen werden, darüber wird in Güntersleben heftig spekuliert. Alle drei Fraktionen - UBG, CSU und SPD - halten sich über ihre personellen Optionen noch bedeckt. Hinter den Kulissen aber hat der Wahlkampf bereits begonnen.