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Höchberg: Bürgermeister Stichler: "Man muss die Menschen lieben"

Höchberg

Bürgermeister Stichler: "Man muss die Menschen lieben"

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    Das Dienstzimmer von Peter Stichler befindet sich genau an der Stelle, wo er seine Schulzeit verbrachte. Von dort leitet er die Geschicke der 10 000 Einwohner-Gemeinde seit 25 Jahren.
    Das Dienstzimmer von Peter Stichler befindet sich genau an der Stelle, wo er seine Schulzeit verbrachte. Von dort leitet er die Geschicke der 10 000 Einwohner-Gemeinde seit 25 Jahren. Foto: Matthias Ernst/ Archiv Wolfgang Knorr

    Der Weg zur Kommunalpolitik war für Peter Stichler nicht unbedingt vorgezeichnet. Der gebürtige Höchberger kommt aus einfachen Verhältnissen und war lange als eisenharter Verteidiger bei den Höchberger Fußballern bekannt. Seine Ausbildung zum Offsetdrucker absolvierte er bei der Main Post, wechselte dann aber ins Verkaufswesen und schließlich zum Schimmel-Verlag, wo er Initiator, Geschäftsführer und Herausgeber der Wochenzeitung "wob" wurde.

    An Politik dachte er da noch nicht. Bis ihn der damalige Höchberger Bürgermeister Werner Hillecke 1984 ansprach, ob er sich nicht vorstellen könnte, Höchberger Gemeinderat zu werden. Er redete mit seiner Frau Elli und sagte: "Ja". Stichler rechnete sich wenig Chancen aus, stand auf der Liste der SPD im Mittelfeld und wurde doch mit einem sehr guten Ergebnis in den Gemeinderat gewählt. Hier ist er heute noch aktiv, doch seit 25 Jahren nun als Bürgermeister seiner Heimatgemeinde. Anlässlich seines Dienstjubiläums scheint es an der Zeit zu sein, einmal zurückzuschauen. In einem sehr persönlichen Interview in seinem Dienstzimmer blickt Peter Stichler auf die vergangenen Jahre Jahre zurück.

    Frage: Herr Stichler, Sie sind jetzt seit 25 Jahren Bürgermeister in Höchberg. Was treibt sie an, über so einen langen Zeitraum Ortsoberhaupt zu sein?

    Antwort: Bürgermeister zu sein ist für mich wie eine Berufung. Höchberg ist mein Leben und daraus ziehe ich meine Motivation. Ich habe noch keinen Tag bereut, diesen Schritt gegangen zu sein.

    Als echter Höchberger Krack liebt man natürlich seine Heimat, aber Ihr beruflicher Weg sollte doch in eine ganz andere Richtung gehen?

    Viel Glück symbolisierte das Schwein bei der ersten Wahl von Peter Stichler zum Höchberger Bürgermeister 1994
    Viel Glück symbolisierte das Schwein bei der ersten Wahl von Peter Stichler zum Höchberger Bürgermeister 1994 Foto: Matthias Ernst/ Archiv Wolfgang Knorr

    Stichler: Ja, ich hätte nie gedacht, in der Lokalpolitik zu landen. Ich wollte im Verlagswesen arbeiten und nach meiner Ausbildung zum Offsetdrucker bot sich die Möglichkeit, in die Werbebranche zu wechseln. Diesen Schritt habe ich nie bereut und ich bin 1994 schweren Herzens vom Schimmel-Verlag weggegangen. Doch für meine Heimatgemeinde gab ich das Opfer gerne. Es war natürlich eine gewaltige Umstellung, doch dank guter Mitarbeiter in der Verwaltung und der Unterstützung im Gemeinderat gelang es. Und natürlich, weil meine Familie und meine Freunde immer hinter mir standen.

    Apropos Freunde, ihr Freundeskreis ist eine wichtige Stütze, das wiederholen Sie bei fast jeder Gelegenheit. Was zeichnet diesen besonderen Kreis aus?

    Antwort: Wir kennen uns seit vielen Jahrzehnten, größtenteils schon aus Grundschultagen und haben praktisch unser ganzes Leben miteinander verbracht. Meine Freunde sind Menschen, auf die ich mich 100 Prozent verlassen kann und die dafür sorgen, dass ich die Bodenhaftung nicht verliere. Sie haben mir auch in den vergangenen drei Jahren sehr beigestanden, als meine Frau Elli sehr krank wurde. Da merkt man erst, wie wichtig Familie und Freunde sind. Und ich bin stolz, solche Freunde zu haben.

    Erster Gratulant für den frisch gewählten Peter Stichler, hier zusammen mit seiner verstorbenen Frau Elli, war sein Amtsvorgänger Werner Hillecke im Jahr 1994
    Erster Gratulant für den frisch gewählten Peter Stichler, hier zusammen mit seiner verstorbenen Frau Elli, war sein Amtsvorgänger Werner Hillecke im Jahr 1994 Foto: Matthias Ernst/ Archiv Wolfgnag Knorr

    Sie betonen immer wie wertvoll die Familie für sie ist. Dabei spielte ihre Frau immer eine gewichtige Rolle.

    Stichler: Meine Frau Elli stand immer hinter mir und hat mich getragen. Sie hat nie widersprochen und wollte nicht "Frau Bürgermeisterin" sein, sondern einfach meine Frau. Immer hat sie meine schlechte Laune abbekommen, wenn es mal nicht so lief, wie ich es mir vorgestellt hatte. Doch beschwert hat sie sich nie. In den letzten Jahren habe ich versucht, etwas von der Liebe zurückzugeben, die wir füreinander empfunden haben. Hier danke ich besonders dem Gemeinderat und meiner Verwaltung, die viel Verständnis für meine Situation hatten. Ihr Tod im Januar diesen Jahres hat mich dann nochmal sehr getroffen. Dank meiner Freunde fasse ich aber neues Vertrauen.

    Sie hatten im Gemeinderat nie eine eigene Mehrheit. Wie gelang es trotzdem, Höchberg zu dem zu machen, was es heute ist?

    Stichler: Kompromisse einzugehen ist eine meiner positiven Eigenschaften. Immer versuche ich, unterschiedliche Positionen zu akzeptieren und daraus eine Lösung zu finden, mit der alle zufrieden sind. Jüngstes Beispiel ist die Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes zur Nahversorgung am Hexenbruch. Ich habe unzählige Gespräche mit möglichen Bewerbern geführt, nachdem festgestanden hatte, dass der Ganz-Markt nicht weiter existieren wird. Letztlich blieb nur einer mit der Firma Tegut übrig und als Standort der Parkplatz am Mainlandzentrum. Der Standort wurde im Gemeinderat heftig diskutiert und unterschiedlichste Meinungen prallten aufeinander. Doch letztlich einigten wir uns mehrheitlich auf einen guten Kompromiss, der hoffentlich allen gerecht wird.

    Im kommenden Jahr am 30. April endet Ihre Amtszeit. Sie treten nicht mehr zur Wahl an. Welche Tipps können Sie ihrem Nachfolger oder ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg geben?

    Stichler: Der Bürgermeister ist kein Herrgott, Bescheidenheit tut gut. Man muss den Kontakt zu Menschen mögen und bereit sein, Tag und Nacht für seine Bürger da zu sein. Zuhören sollte mein Nachfolger ebenfalls können und natürlich auch ein gewisses Durchsetzungsvermögen mitbringen.

    Das sind ja hohe Anforderungen. Wie haben sie das alles geschafft?

    Stichler: Ich habe das Amt nie als Arbeit gesehen. Vielleicht ist das das Geheimnis. Ich bin stolz, wenn schon die Kinder auf der Straße mich erkennen und mir ein 'Guten Morgen Herr Bürgermeister' entgegenrufen. Mehr kann man doch nicht erreichen.

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