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WÜRZBURG: Bürgerspital-Glockenspiel feiert 60. Geburtstag

WÜRZBURG

Bürgerspital-Glockenspiel feiert 60. Geburtstag

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    Über Schoppentrinkern und Senioren läutet das Glockenspiel.
    Über Schoppentrinkern und Senioren läutet das Glockenspiel.

    Es gibt in Würzburg die großen Sehenswürdigkeiten wie Residenz, Festung, Käppele und Falkenhaus. Aber auch einige kleinere haben es in fast jeden Reiseführer geschafft, wenngleich ihnen nicht der Ruhm anhaftet wie den Riemenschneider-Figuren oder dem Hofgarten.

    Eine davon ist das Glockenspiel über dem Weinhaus am Bürgerspital, das täglich vor allem Touristen mehrere Minuten vor dem Gebäude-Ensemble von Würzburgs ältester Bürgerstiftung verweilen lässt.  

    Neben der eigentlichen Symbolfigur der Stiftung, dem Heiligen Geist in Gestalt einer weißen Taube, hat sich das Glockenspiel zu einem zweiten Wahrzeichen des Bürgerspitals entwickelt. Dabei ist es im Vergleich zur Stiftung, die in diesem Jahr ihr 700-Jähriges Bestehen feiert, noch ein echter Jungspund. Aber da es 1956 zum allerersten Mal erklang, hat auch das Glockenspiel in diesem Jahr Geburtstag. Am 11. August wird es 60 Jahre alt.

    Deshalb wird in diesem Jahr am 26. Juni nicht nur 700. Stiftungsfest mit einem Gottesdienst im Dom und einem offiziellen Staatsakt in der Residenz gefeiert, sondern auch das Glockenspiel bekommt seine Geburtstagsparty.

    Zur Finanzierung des Glockenspiels wurde ein Spendenkonto eingerichtet

    Letztlich ist das Glockenspiel eine Folge der Zerstörung des Bürgerspitals am 16. März 1945. Denn als der Verbindungsbau zwischen Kirche und Spitalgebäude 1954/55 wieder aufgebaut wurde, plante Oberbaurat Rudolf Schlick das Glockenspiel im Giebel des Gebäudes ein. Zur Finanzierung wurde übrigens damals ein Spendenkonto eingerichtet und – wie es sich für eine Bürgerstiftung gehört – zahlten dort zahlreiche Würzburger Persönlichkeiten ihre Beiträge ein.

    Das dreieinhalb Minuten dauernde Glockenspiel zeigt täglich um 11, 13, 15 und 17 Uhr zwei verschiedene Szenen des weltlichen und religiösen Brauchtums. Zunächst wird von den 13 Glocken, deren größte einen Durchmesser von 51,2 Zentimetern hat, die kleinste misst 26 Zentimeter, das Kilianslied angestimmt. Vor den Frankenaposteln Kilian, Kolonat und Totnan, zieht dann eine bunte Wallfahrergruppe mit Ministranten, einem Priester, Männern, Frauen und Kindern an den Missionaren vorbei. Ganz am Ende der Prozession kommt dann der Läushämmel, der in einen Zwiebelblootz beißt. Er steht als Symbol für die Zwiebelkirchweih in der Semmelstraße, bei der alljährlich die Kreuzbergwallfahrer bei ihrer Rückkehr begrüßt werden.

    Am Ende Schlägt die Taube dreimal mit den Flügeln

    Nach der Prozession schlägt die unter der „Bühne“ angebrachte Taube. die den Heiligen Geist verkörpert, dreimal mit den Flügeln. Das ist das Zeichen für den zweiten Teil des Glockenspiels. Nun erklingt das Tanzlied „Die Würzburger Glöckli“ und ein Winzerzug mit in fränkischer Tracht gekleideten Häckern, Winzerinnen, Kellermeistern und der Weinprinzessin setzt sich in Bewegung und dreht sich um die drei Heiligen.

    Ganz oben unter dem Giebel öffnet sich schließlich ein kleines Fenster, an dem der Kellermeister erscheint, den Schaulustigen unten auf der Straße mit einem Weinglas zuprostet und damit damit das Ende der „Aufführung“ signalisiert.

    In den ersten Jahrzehnten wurde das Glockenspiel, das von einer Firma aus Osnabrück angefertigt wurde, von Magnethämmern, die über ein Spieluhrsystem angetrieben wurden, zum Klingen gebracht. Seit 1990 läuft es computergesteuert. Die etwa einen Meter großen Metallfiguren sind auf zwei Stahlringe mit einem Durchmesser von jeweils vier Metern montiert, die über zwei getrennte Elektromotoren angetrieben werden. So werden die zwei verschiedenen Prozessionen hintereinander in Bewegung gesetzt.

    Mittlerweile Metallnetz vor der Wallfahrts-Szene angebracht

    Die farbigen Figuren der beiden Umzüge stammen von dem Würzburger Grafiker Leo Flach, die Taube hat Goldschmied Josef Amberg angefertigt. Ab und zu brauchen sie mal etwas frische Farbe, mehr nicht. Als Schutz vor Verschmutzung durch Taubenkot, wurde inzwischen ein Metallnetz vor der Wallfahrts-Szenerie angebracht.

    In der Anfangszeit wurde sogar ein Tagebuch angelegt, in dem alle besonderen Ereignisse im Zusammenhang mit dem Glockenspiel notiert wurden. Dort findet sich eine detaillierte Auflistung aller Bestandteile des Läutwerks, die 1956 von der Osnabrücker Firma angeliefert wurden. Auch wurde vermerkt, welche Firmen am Glockenspiel sonst noch beteiligt waren. 23 Jahre später gab es den letzten Eintrag: Darin wird über eine mehrtägige Revision und Reinigung berichtet.

    Und wenn nicht alle Zeichen trügen, könnte es in diesem Jubiläumsjahr sogar noch eine neue dritte Melodie für das Glockenspiel geben, zu der sich die Walleut' unter dem Dachgiebel in Bewegung setzen. Wie zu hören ist, wird jedenfalls im Bürgerspital über ein solches Geburtstagsgeschenk nachgedacht.

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