Seinem zukünftigem Schwager ist Tobias Thiele äußerst dankbar. Der nämlich sagte ihm an Weihnachten vor drei Jahren: „Mensch Tobi, warum machst du nicht eine Lehre zum Maurer?“ Damals befand sich Thiele gerade mitten im BWL-Studium, das ihm aber gar keinen Spaß machte. Zuvor hatte er eine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann gemacht und dann das Fachabi drangehängt. Die berufliche Erfüllung hatte der 27-Jährige aber noch nicht gefunden.
„Die Worte haben mir irgendwie die Augen geöffnet. Noch Anfang Januar habe ich mich exmatrikuliert, im September 2015 fing ich meine Maurer-Lehre an“, erzählt er. Allerdings in Hamburg, da seine Freundin aus dieser Ecke Deutschlands stammt. „Schon mein Opa war Maurer und brachte mir als Kind einiges bei“, erzählt Thiele. Das habe ihn schon immer fasziniert. „Während des Studiums habe ich einfach gemerkt, dass mir das viel zu theoretisch ist. Ich wollte was mit den Händen machen.“
Ehrung in Berlin
Das konnte der gebürtige Rottendorfer nun zwei Jahre lang in der verkürzten Ausbildung im Hamburger Bauunternehmen August Prien tun. Das Unternehmen mit über 600 Mitarbeitern und verschiedenen Geschäftsbereichen ist auch auf schlüsselfertiges Bauen spezialisiert, vom ersten Spatenstich bis hin zur Schlüsselübergabe.
Zwischen Berufsschule, der Arbeit auf dem Bau und Übungseinheiten im Ausbildungszentrum „Bau“ stellte der 27-Jährige fest, dass der Beruf des Maurers ihn wirklich begeistert. Scheinbar fiel auch das theoretische Lernen nicht allzu schwer, so dass der junge Mann 96 von möglichen 100 Punkten in seiner Abschlussprüfung erreichte. Wie gut er wirklich abgeschnitten hatte, wurde ihm erst bewusst, als sein Ausbildungsleiter vor ihm stand und sagte: „Wir fahren nach Berlin.“
In Berlin nämlich wurde Thiele am vergangenen Montag im Maritim-Hotel als Bundessieger geehrt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Barbara Schöneberger, EU-Kommissar Günther Oettinger hielt die Festrede.
Lob und Zukunftspläne
„Ich konnte es erst gar nicht glauben, zumal ich mir wirklich keine Gedanken darüber gemacht hatte, dass ich so gut abschneiden würde“, so Thiele. Ein bisschen stolz ist er nun schon, auch Freunde und Familie freuen sich mit. „Da hat es sich wirklich gelohnt, dass er nach Hamburg gezogen ist“, sagt Vater Ernst Thiele. Lob gab es sogar von Rottendorfs Bürgermeister Roland Schmitt, der im Namen der Gemeinde seine Glückwünsche überbrachte. „Leider ist mein Opa schon verstorben, er hätte sich sehr gefreut“, sagt der junge Mann.
Thiele hat bereits weitere Pläne für die Zukunft. Während er momentan noch für seine Firma arbeitet, um wie er sagt „noch mehr Erfahrung zu sammeln“, möchte er Mitte 2018 auf die Meisterschule gehen. „Die Zeiten sind gerade gut. Ich würde nicht ausschließen, dass ich mich irgendwann mal selbstständig mache.“ Allerdings sei es auch zu früh, um sich festzulegen. Nach der Meisterprüfung könne er beispielsweise auch als Bauleiter oder Bausachverständiger in einem Unternehmen arbeiten. „Mal sehen, was kommt.“
Einen großen Traum hat der 27-Jährige auch privat: „Ich möchte mir irgendwann mein eigenes Häuschen bauen.“ Mit so viel Talent in der Tasche sollte das ja mal kein Problem sein.