„Es ist mir fast ein bisschen peinlich“, gesteht Barbara Clobes. „So viele andere leisten auch etwas und stehen nicht im Vordergrund.“ Erst im Juli erfuhr die Lehrerin, dass sie zu den Unterfranken zählt, die im September das Bundesverdienstkreuz erhalten sollten. Da war der Wanderurlaub auf Kreta schon gebucht. „Es hat gerade so hingehauen“, sagt die 59-Jährige. Erst in der Nacht vor der Feier in der Würzburger Residenz landete der Flieger in Deutschland.
Barbara Clobes will in jungen Leuten Verantwortungsbewusstsein verankern. Dass man sich um andere kümmert, im Kleinen oder im Großen, das möchte sie ihren Schülern vermitteln. Deshalb gründete sie vor rund 20 Jahren an ihrem Arbeitsplatz, dem Gymnasium Marktbreit, die Schulzirkusgruppe Gymnelli. Mit den Zirkuskindern trainiert sie das ganze Jahr über für rund zehn Auftritte. Die Vorstellungen sollen anderen Freude bereiten, zum Beispiel den Bewohnern von Altenheimen.
Auch beim Training selbst geht es um Hilfsbereitschaft und Zusammenarbeit. So trainieren die Zirkuskinder beispielsweise mit behinderten Kindern oder mit den Kindern der Asylbewerber in Tückelhausen. „Das ist gar nicht einfach, denn alles muss ohne Sprache funktionieren“, sagt die Sport- und Geografielehrerin. Wenn sie heute von ehemaligen Zirkuskindern hört: „Ohne den Zirkus wäre ich nicht geworden, was ich heute bin“, dann ist Barbara Clobes froh und stolz.
Gemeinschaftssinn spielte schon in ihrer Kindheit eine Rolle. „Wir waren sechs Kinder“, erzählt sie. „Da musste man zulangen.“ Die gebürtige Oberpfälzerin wuchs in Marktredwitz auf. Dort war sie in der katholischen Jugendarbeit aktiv sowie als Übungsleiterin beim Turnen. Zum Studieren kam sie schließlich nach Würzburg. Nach der in Bayern üblichen Referendariats-Odyssee fing Barbara Clobes am Gymnasium Marktbreit an. Mit ihrem Mann lebt sie in dessen Elternhaus in Tückelhausen.
Der Schulzirkus ist nicht ihr einziges Projekt. Seit 24 Jahren engagiert sie sich im Pfarrgemeinderat und in der Eine-Welt-Gruppe in Ochsenfurt. Auch die erfolgreiche Aktion „Gesundes Pausenbrot“ am Gymnasium geht auf ihre Idee zurück. Die Lehrerin initiierte außerdem ein Austauschprogramm mit der tschechischen Partnerschule in Zábrìh und eine Schulpartnerschaft mit Basundol in Nepal. Als einzige Preisträgerin, deren Engagement nicht in einer Vielzahl von Vereinen stattfindet, fühlte sie sich beim Festakt in der Residenz fast als Exot.
In ihrer Freizeit wandert die Tückelhäuserin gern, geht ins Theater oder hört Musik. Lesen ist ebenfalls eine ihrer Leidenschaften. Und der schöne Garten rund um das Haus. „Ich mache gern Gartenarbeit“, verrät sie. „Da sieht man, was man getan hat.“
Jetzt muss sich Barbara Clobes erst einmal mit der Idee vertraut machen, Bundesverdienstkreuzträgerin zu sein. „Ich werde mir das auf keinen Fall jeden Tag an die Kleidung heften“, sagt sie und betrachtet das dunkelblaue Schächtelchen mit dem großen Kreuz für hochoffizielle Anlässe, dem „mittleren“ Schleifchen und dem kleinen Anstecker für alle Tage. Ein flaues Gefühl beschleicht sie bei der Vorstellung, nun von vielen Mitmenschen auf die Auszeichnung angesprochen zu werden. Aber Barbara Clobes empfindet natürlich auch Freude. „Darüber, dass das, was ich tue, in irgendeiner Weise zur Kenntnis genommen wird.“