Es rollt, es dreht sich was, manchmal raucht auch ein Schlot im Klosterhof in Schäftersheim, wo die neue Modellanlage der Eisenbahnfreunde Weikersheim eine Reise durch Stadt, Land und Zeit ermöglicht. Am Sonntag, 11. November, von 10 bis 17 Uhr sind Besucher wieder zum "Mitreisen" eingeladen.
Es ist eine kleine Welt in der Modellbahngröße H0 mit dem Maßstab 1:87. Im Hauptbahnhof einer Großstadt halten ICE, Schnell- und Nahverkehrszüge. Lange Güterzüge rollen vorbei. Einer befördert große Mengen Stamholz auf offenen Wagen. Der Zirkus Krone rollt auf Niederbordwagen zum nächsten Gastspiel. Im Bahnbetriebswerk werden vor dem Ringlokschuppen Dampflokomotiven auf der Drehscheibe für ihre nächste Reise in die richtige Position gebracht, während andere nebenan mit Kohle, Wasser und Sand versorgt und ihrer Schlacke entledigt werden. Diesellokomotiven stehen vor ihrer Tankstelle und Elektrolokomotiven warten auf den nächsten Einsatz.
Alle Betriebsarten vereinigt
Es sind alle Antriebsarten und mehrere Zeitepochen vereinigt. Auf eine bestimmte sei man nicht festgelegt, sagt Otto Heid, der Vorsitzende der Eisenbahnfreunde. Erlaubt sei, was Spaß macht. Der Kreativität der Erbauer und Macher sei keine Grenze gesetzt. Jeder konnte dann seine Vorlieben einbringen. So gibt es auch für Bahnanlagen und für die Landschaft kein konkretes Vorbild. Es finden sich aber Elemente aus verschiedenen Regionen Deutschlands wieder.
Die Eisenbahnfreunde sorgen nicht nur für Fahrbetrieb mit 20 Zügen. Auch das "Drumherum" haben sie wirklichkeitsnah gestaltet. Auf einer prächtigen Allee zwischen älteren Stadthäusern gelangt man vom Hauptbahnhof zum Rathaus, zur Kirche, zu Gaststätten und Geschäften. Die Straßen sind beleuchtet und auch einige Autos rollen. Der Abschnitt "Großstadt" ist komplett. Aber die Reise in der Miniaturwelt soll noch weiter gehen, nämlich über einen dreigleisigen Durchgangsbahnhof und auf eine Nebenstrecke, hinaus aufs Land in eine Mittelgebirgslandschaft. Dazu werden weitere Anlagenteile angesetzt, deren Unterkonstruktion ais massivem Holz besteht, die derzeit noch gut sichrbar ist. Gelände, Brücken, Tunnel befinden sich im Rohbau.
"Wir bauen fleißig," sagt Heid und lüftet das ansonsten unausgesprochene Geheimnis aller Modellbauer: "Eine richtige Anlage wird nie fertig." Auf ihre endgültige Platzierung warten viele Gebäude, die schon auf der früheren Anlage standen. Die sei stark sanierungsbedürftig gewesen, so dass man sie im vergangenen Jahr auseinander genommen und entsorgt hat, berichtet Heid. Gebäude und Fahrzeuge blieben selbstverständlich erhalten. Für Bau und Betrieb hat der Verein die passenden Leute. Darunter sind Schreiner, Elekriker, Elektroniker und "Allrounder" mit verschiedenen Qualifikationen. Die Anlage und die meisten Gebäude gehören dem Verein. Den Großteil des rollenden Material stellen die Mitglieder.
Im Jahr 1987 gegründet
Die Geburtsstunde des Vereins schlug am 1. Juli 1987 mit elf "Verrückten", wie Heid sagt, die sich in der Wohnung von Helmut Busch zusammen fanden, der dann bis 1992 Vorsitzender war. Einmal in der Woche traf man sich in einer Gaststätte. Für eine stationäre Anlage gab es anfangs keinen Platz. So war es das zentrale Ereignis, als die Stadt Weikersheim 1992 den Raum im zweiten Obergeschoss des Torgebäudes an den Verein vermietete. Seitdem wird dort gebaut, geschraubt, gelötet und gefahren. Die erste Ausstellung gab es 1995. Zudem finden sich dort Originalrelkte der "echten" Eisenbahn aus Weikersheim, wie ein Stationsnamensschild, Signale und ein Stück Schiene von 1893.
Die Eisenbahnfreunde sind ein eingetragener Verein und als gemeinnützig anerkannt. Unter den 30 Mitgliedern sind einige der reiferen Generation, wenige aus der Mittelschicht. Dafür fanden ganz junge Leute zum Hobby. Der jüngste ist zwölf, hat mit zehn angefangen, an seinem Modul zu bauen. Dieses kann zusammen mit den Anlagenteilen der anderen Jugendlichen im ersten Obergeschoss bewundert werden, das die Stadt 2006 zur Verfügung stellte. Der Verein veranstaltet auch Ausflüge und Clubabende. Gäste und neue Mitglieder sind willkommen. Interessenten können sich wenden an die Eisenbahnfreunde Weikersheim, Klosterhof 6, 97990 Weikersheim, oder Otto Heid unter E-Mail otto-heid@freenet.de.