Rosenmontag am Heuchelhof: Die Sonne scheint auf den Place de Caen, ab 14 Uhr soll hier der Kinder-Gaudiwurm um die Häuser ziehen. Nach und nach füllt sich der Platz und bald tummeln sich hier kleine Polizisten, Einhörner, Feuerwehrfrauen und Prinzessinnen mit Eltern und Gästen.
Im Quartier H1 leben Menschen aus aller Welt. An Fasching feiern die Nationen gemeinsam. Faschingswagen und Zugkapellen gibt es keine, dafür Süßigkeiten und ein ausgefeiltes Mitmach-Tanzprogramm. "Das Publikum, das hier wohnt, kennt das deutsche Brauchtum teilweise nicht so gut", sagt Bürgervereinsvorsitzende und Stadträtin Christiane Kerner. Das "Durch-die-Häuser-ziehen-und-Krach-machen" sei eine gute Gelegenheit, auf das Brauchtum in den verschiedenen Kulturen aufmerksam zu machen.

Den Faschingszug am Heuchelhof in Würzburg gibt es seit 20 Jahren
Organisiert wird die Veranstaltung seit 2005 vom Quartiersmanagement gemeinsam mit Partnern aus dem Stadtteil. Dazu gehören der Bürgerverein Heuchelhof und der Sport- und Tanzclub "Beweg Dich". "Am Heuchelhof haben wir keine Faschingsvereine und keine Faschingstradition, deshalb müssen wir das eben anders organisieren", sagt die Leiterin des Quartiersmanagements, Hermine Seelmann. Die Organisation sei mittlerweile eingespielt, vor Weihnachten werde mit der Planung begonnen. In diesem Jahr übernimmt der Sport- und Tanzclub zum ersten Mal federführend das Tanzprogramm. "Wir machen eine bunte Mischung aus Zumba, Hip-Hop und Faschingsliedern", sagt Julia Satoloka, die Vorsitzende des Vereins. "Ich glaube, Kindern macht es immer Spaß, etwas Neues zu erleben. Die Kinder lernen hier viele Kulturen kennen", so Satoloka.
Pünktlich um 14 Uhr geht es los: Auf dem Place de Caen gibt es die erste Tanzeinlage. Mit einer großen Musikbox und pinken Pompoms animieren Satoloka und ihre Vereinskolleginnen die Kinder zum Mitmachen. Die Choreos sind gut zum Mittanzen, so kommen die Kinder in Bewegung. Der Weg führt die vergnügten Kinder dann entlang der Hochhäuser des H1 – mit einigen Zwischenstopps für kleine Tanzeinlagen. Die Kleinen beobachten gespannt das Treiben aus dem Kinderwagen, die Großen tanzen gekonnt mit. Zwischendurch regnet es dabei Süßes, bunte Luftballons werden verteilt. Immer wieder schauen Anwohner aus den Hochhäusern, um das Spektakel zu beobachten oder Fotos zu machen.
Was den Kindergaudiwurm so besonders macht
"Für mich bedeutet das hier Gemeinschaft und Heimat", sagt Lada Koch, die am Heuchelhof aufgewachsen ist. Mittlerweile wohne sie zwar in Reichenberg, komme aber immer gerne wieder hierher. Ihre zwei kleinen Kinder, verkleidet als Polizistin und Ninja-Kämpfer, wuseln da bereits durch die Menge.

Karin und Frederik Schäfer sind das erste Mal dabei. Ihre zweijährige Tochter, verkleidet als kleine Biene, beobachtet den Faschingsumzug aus dem Kinderwagen. Auf die Frage, was den Fasching am Heuchelhof so besonders macht, entgegnet Frederik: "Man ist Teil des Umzugs, weil man selber durch die Stationen läuft. Das ist sehr schön."
Nach einer Runde durch das Quartier kommt der Gaudiwurm wieder auf dem Place de Caen an. Hier bildet sich sogleich ein großer Tanzkreis. Andere Kinder vergnügen sich mit unterschiedlichsten Spielen auf dem großen Platz. Die kleine Biene traut sich nun auch aus ihrem Nest und wuselt fröhlich um Karin und Frederik Schäfer herum.
Christiane Kerner ist zufrieden mit dem Gaudiwurm: "Genau so ein niedrigschwelliges Angebot braucht es."