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Busen-Fahndung per Bild-Zeitung

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Busen-Fahndung per Bild-Zeitung

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    Wie so häufig, wies "Bild" jetzt auf ein zum Himmel schreiendes Unrecht hin: "Immer mehr Frauen prellen ihren Schönheits-Chirurgen". Und druckte dann ganz ungeniert über eine halbe Seite hinweg das Bild eines blanken Frauen-Oberkörpers. Dies sei "der Busen von Tanja (26) aus Würzburg vor der Vergrößerung (von 75 A auf 75 C). Gleich nach der OP verschwand sie, ohne zu bezahlen. Schaden: 8000 Euro"

    Ob das stimmt, lässt sich schwer feststellen. Denn eigentlich muss der Arzt in der Öffentlichkeit über seine Patienten schweigen. Warum die "Bild"-Leser doch intime Einblicke bekommen? "Bild" sprach mit dem Geprellten: Chefarzt Dr. Michael A. König kommt reichlich zu Wort. Er schaut auch so unglücklich auf dem Bild aus der "Bild", dass ihn jede Frau mitleidig an die Brust drücken möchte - wenn sie die geeignete Körbchen-Größe hat.

    Wenn nicht, kann sie gleich zu Beginn des Artikels lesen, an welche Klinik in Köln sie sich wenden kann, um aus dem Busen der Natur ein messerscharf gestyltes Kunstwerk zu modellieren, das dem Schönheitsideal entspricht. Und längst haben chirurgische Körper-Veredler wie Dr. König nicht mehr nur reiche Kundinnen im Visier, sondern auch das große Heer der Unzufriedenen mit dem kleinen Geldbeutel.

    Die aufgepeppte Oberweite stehe "ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Schönheitsoperationen," brüstet sich der Doktor im Internet: "Es gibt Dutzende Gründe, warum eine Frau mit ihrer Brust nicht zufrieden ist." Er kann abhelfen: "OP-Dauer: 45 bis 60 Minuten. Stationärer Aufenthalt ein bis maximal zwei Nächte, gesellschaftsfähig nach drei bis vier Tagen, arbeitsfähig nach maximal zehn."

    Dafür muss Frau zahlen, oder sie ist ein Thema für "Bild": wie "Silke" (23) aus Köln oder "Beate" (35) aus Frankfurt, die eine neue Nase wollten - aber die Zeche prellten. Oder "Sabine" (36), die - wie Tanja" - Brüste in 75 C wollte. "Erst unterschrieb ihr Partner, wollte zahlen. Nach der OP zeigte sich, dass er pleite war. Sie lebte von Hartz IV, war unpfändbar," zürnt der geprellte Chirurg, und man ahnt schon: Nun muss er sich die Fasanenbrüstchen im Gourmet-Tempel vom Munde absparen. Allein wegen "Sabines" nicht bezahlten Brust fehlen ihm ja 9500 Euro.

    Wir würden gerne von ihm selbst hören, dass er sich künftig die Ausweise der Privat-Patientinnen zeigen lässt und Vorkasse verlangt. Doch der Doktor ist ja schon im "Bild" und ruft nicht zurück. Er steht unentwegt am OP-Tisch, wie die freundliche Sekretärin auf Anfrage erklärt.

    Während "Bild" per Brustbild Öffentlichkeits-Fahndung betreibt, hat König angeblich bei der Polizei Anzeige erstattet, gegen die Würzburger Betrügerin "Tanja". Nun könnten wir beruhigt abwarten, was eine "Soko Silikon" ermittelt. Denn beim zuständigen Kriminalkommissariat 33 in Köln wie auch bei der Würzburger Kripo fänden sich wohl genug Experten, die "Tanjas" Identifizierung gern in die Hand nehmen würden. Doch wir fürchten, die Polizei müsste sich stattdessen ganz andere zur Brust nehmen. Denn bisher liegt weder in Köln noch in Würzburg so eine Anzeige vor, sagt man hier wie dort im Brustton der Überzeugung - wenn auch mit leisem Bedauern.

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