Noch rattert die Busbahn durch Caen, Würzburgs Partnerstadt. Aber nach einem Doppel-Beschluss für „echte“ Straßenbahnen wird sich der ÖPNV tiefgreifend verändern: Die 2002 eröffnete Nord-Süd-Linie 1 wird zur klassischen Straßenbahn-Linie umgerüstet, die neu beschlossene Ost-West-Linie 2 sofort als „echte“ Straßenbahn gebaut. Auf den zwei Linien werden vom Verkehrsträger Viacités dann 87 000 Fahrgäste erwartet.
Zuschüsse aus Paris erwartet
Konsequent setzen die ÖPNV-Verantwortlichen in Caen auf die Schiene: Bis 2018 bekommt der öffentliche Nahverkehr eine neue Basis: Linie 1, die seit 2002 auf 15,7 km die Stadt und drei Uni-Standorte miteinander verbindet, wird eine „echte“ Straßenbahn, hinzu kommt Linie 2 mit 6,8 Kilometer Länge. Beide Linien haben 900 Meter gemeinsame Strecke, was eine Kostenersparnis von zehn Millionen Euro bedeutet. Für den Doppelbeschluss erwartet man von der Regierung in Paris Zuschüsse von 45 Millionen Euro. Die Baugenehmigung erhofft man für 2015. Ende 2018 sollen beide Linien fertig sein.
Von einer „unglücklichen Entscheidung“ sprechen Beobachter, wenn es um die Busbahnen geht, die in Caen und Nancy kurz nach der Jahrtausendwende in Betrieb genommen wurde. In Caen sind es 24 Fahrzeuge mit drei Modulen, Platz für 130 Fahrgäste und 2,50 Meter Breite, die auf sechs Gummirädern rollen, mit einer zentralen Spurführungsschiene, die bei Problemen oder im Depot entkuppelt und mit Dieselmotor betrieben werden können.
1991 wurde der Bau einer neuartigen Straßenbahn auf Gummireifen für Caen beschlossen. Sie sollte, da sie nur eine Führungsschiene und Oberleitung, aber keine „echten“ Schienen hat, billiger in Bau und Unterhalt sein. Nach einer (gescheiterten) Volksbefragung 1996, neuem Anlauf und dem Bau konnte die Busbahn TVR erst am 15. November 2002 ihren Betrieb aufnehmen. Von Anfang an gab es viele Pannen, der Busbetrieb musste parallel aufrechterhalten werden, was zusätzliche Kosten verursachte. Die Pannenhäufigkeit der Züge stieg so stark an, dass nicht genügend Züge zur Verfügung stehen: Monatlich mussten bis zu 80 Züge abgeschleppt werden. Daraufhin gingen die Fahrgastzahlen zurück.
Ausstieg aus der Busbahn
Zwar wurde im Herbst 2011 wurde ein Gutachten vorgelegt, wonach der Weiterbetrieb der Busbahn noch zehn Jahre zu rechtfertigen sei. Doch im Anbetracht der Pannenserie und der Kosten beschloss der Träger Viacités im Dezember 2012 den Ausstieg aus der Busbahn- Technologie. Teile der Haltestellen und der Fahrstrecke sollen übernommen werden. Großer Vorteil der neuen Straßenbahn auf Schienen ist auch ihre größere Kapazität, ein Zug kann 210 statt 150 Passagiere aufnehmen.
Die Gesamtkosten für den doppelten Straßenbahnbau sind rekordverdächtig: Die Busbahn hat 215 Millionen Euro gekostet, die beiden Straßenbahnlinien liegen bei weiteren 300 Millionen Euro.