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WÜRZBURG: Caritas-Projekt: Fuktionierende Fahrräder für Flüchtlinge

WÜRZBURG

Caritas-Projekt: Fuktionierende Fahrräder für Flüchtlinge

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    Matthias Schlagmüller (vorn) und Thomas Bereczky tauschen den kaputten Umwerfer der Gangschaltung aus. Christ Foto: Pat Christ
    Matthias Schlagmüller (vorn) und Thomas Bereczky tauschen den kaputten Umwerfer der Gangschaltung aus. Christ Foto: Pat Christ

    In Armenien hat Koryun Gspoyan mit Autos gearbeitet. Seit einem Jahr lebt der Mechaniker in Würzburg. Hier setzt er sein technisches Geschick für Flüchtlinge ein. Gspoyan ist einer von acht Ehrenamtlichen, die sich im Caritas-Fahrradprojekt „Rad & Tat“ engagieren.

    An jedem letzten Samstag im Monat trifft sich die Gruppe, um alte Räder auf Vordermann zu bringen und reparierte Räder an Flüchtlinge aus der Würzburger Gemeinschaftsunterkunft zu verteilen. Ein Fahrrad ist für einen Flüchtling ein echter Schatz, meint Hans Madinger, der das Anfang 2013 gegründete Projekt leitet.

    Ein Busticket können sich viele nicht leisten.

    Aus verschiedenen Gründen müssten Flüchtlinge mobil sein: „Um zum Sprachkurs zu kommen, um einzukaufen, Behördengänge zu erledigen oder um einem Job nachzugehen.“ Ein Busticket können sich viele nicht leisten. Die Nachfrage nach Fahrrädern sei deshalb riesig.

    Heute drückt sich Mendi aus Afghanistan vor der Fahrradwerkstatt herum, weil er hofft, ein Rad für seine Schwester zu bekommen. Er selbst hatte bis vor kurzem auch eines gehabt: „Doch das wurde geklaut.“ Momentan ist der 15-Jährige nicht ganz so dringend auf einen Drahtesel angewiesen. Mendi besucht die Mönchbergschule und hat eine Schülerfahrkarte: „Doch ich habe gehört, dass die in den Sommerferien nicht gilt.“ Wie soll er dann nach Heidingsfeld kommen? Dorthin fährt Mendi häufig, um seiner großen Leidenschaft nachzugehen: „Ich habe schon in Afghanistan Tischtennis gespielt und kann das nun in Heidingsfeld machen.“

    Oft keine passenden Ersatzteile vorrätig

    In der Fahrradwerkstatt ist Matthias Schlagmüller gerade dabei, den defekten Umwerfer einer Gangschaltung auszubauen. „Das ist ein neueres Rad, ich befürchte, dass wir keinen passenden Umwerfer haben werden“, meint der Psychologe, der sich sowohl bei „Rad & Tat“ als auch bei der Initiative „Lighthouse“ engagiert, wo Fahrräder für Zellerauer Flüchtlinge repariert werden.

    In der Werkstatt findet sich tatsächlich nichts Geeignetes. Doch im Lager entdeckt Schlagmüller ein passendes Ersatzteil: „Super, damit haben wir 20 Euro gespart.“ Ersatzteile müssen häufig gekauft werden, denn die Fahrräder sollen nicht nur irgendwie fahren, sagt Hans Madinger: „Sie müssen verkehrssicher sein.“ In der Werkstatt gibt es inzwischen zwar jede Menge Schläuche, Pedale und Gepäckträger. Dennoch werden im Schnitt in jedes alte Fahrrad um die 30 Euro investiert.

    Kinderfahrräder gibt es günstiger

    Die Flüchtlinge unterstützen das Projekt mit zehn Euro pro Rad. Nur Kinderräder werden günstiger abgegeben. Für extratolle Flitzer möchte das Team 25 Euro haben. Madinger: „Trotz dieser Gebühr arbeiten wir nicht kostendeckend.“ Darum fließen Caritas-Mittel ein. Das Projekt ist außerdem auf Spenden angewiesen.

    „Genehmigt“ werden die Fahrräder von den Flüchtlingsberatern der Caritas. Wer am Ausgabetag vor der Türe steht, hat einen Zettel in der Hand, auf dem der „Radbedarf“ vermerkt ist. Einzeln begeben sich die Flüchtlinge in den Keller, wo Madinger mit zwei weiteren Freiwilligen die Fahrräder ausgibt. Um die 30 reparierte Räder stehen heute zur Verfügung. „Diese Auswahl brauchen wir auch“, so Madinger. Denn es kommen ganz unterschiedliche Menschen, um ein Rad abzuholen. Männer. Frauen. Vor allem auch Kinder.

    Oft helfen Dolmetscher bei der Auswahl

    Eine Frau mit grauem Kopftuch hält ein Kinderrad fest, das für sie allerdings ganz offensichtlich zu klein ist. „Das können Sie nicht haben, wir geben Ihnen ein anderes“, sagt Madinger. Doch die Frau versteht ihn nicht. Mit Hilfe eines Dolmetschers versucht der Projektleiter, sie davon zu überzeugen, das kostbare Gut loszulassen.

    Haben die Freiwilligen mit dem Flüchtling ein passendes Fahrrad gefunden, wird nach der Nummer auf dem Rahmen gesucht. Die wird in einen gelben Fahrradpass eingetragen. Es ist ratsam, den immer bei sich zu haben, um bei einer Polizeiprüfung zu belegen, dass man tatsächlich der rechtmäßige Besitzer des Stahlrosses ist. Endlich hat Hans Madinger ein Rad für die Frau aus Afghanistan gefunden. Das hat einen rosa Rahmen, einen Gel-Sattel und passt von der Größe her optimal. Mohammed Rastum und Thomas Bereczky schauen nach der Rahmennummer und diktieren sie. Die Frau mit dem grauen Kopftuch nimmt den Pass entgegen und geht, das Rad schiebend, endlich glücklich davon.

    Spenden & Freiwillige gesucht

    Die Initiative „Rad & Tat“ benötigt derzeit vor allem Fahrräder für Kinder und Jugendliche sowie Kindersitze und Fahrradhelme. Wer ein gebrauchtes Fahrrad spenden möchte, nimmt Kontakt mit Projektkoordinator Hans Madinger auf: Tel.: 0151-15279956 oder Mail: hmadinger@t-online.de. An jedem Freitag holt Madinger Räder in Stadt und Kreis Würzburg ab.

    Auch werden Spenden für Ersatzteile und Fahrradhelme benötigt: LIGA-Bank Würzburg IBAN DE39 7509 0300 0003 0009 90 oder Sparkasse Mainfranken IBAN DE42 7905 0000 0042 0073 69. Schließlich würde sich das Projekt noch mindestens zwei Freiwillige wünschen, die an jedem letzten Samstag im Monat helfen, in der GU-Werkstatt Fahrräder zu reparieren.

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