Auf dem langen Tresen in der Gaststätte des Theaters Chambinzky stehen die Barhocker aufgereiht, die dekorativen Kronleuchter sind abgehängt, Maler sind am Werk. Aufbruchstimmung.
In dem Abendlokal an der Valentin-Becker-Straße haben die jungen Wirtsleute Anna Weigel und ihr (Lebens-)Partner Zeph Sienknecht am Samstag ihre Abschiedsparty gegeben. Gekommen waren viele Stammgäste, manche von weither angereist, und viele aus der großen Schar derer, die hier einst als Studenten im Service ihr erstes Geld verdient haben.
Für die Wirte war es ein Abschied mit Wehmut. „Es war eine schöne Zeit, aber auch anstrengend“, sagt Anna Weigel. Zu den Hintergründen will sie sich nicht groß äußern. „Es ist an der Zeit, etwas andere zu machen,“ sagt sie nur. Vorerst übernimmt der Trägerverein des Theaters das Abendlokal und wird es nach der Sommerpause Ende September wieder eröffnen.
Die Wirtin stammt aus Gunzenhausen und hat im Maritim in Würzburg das Hotelfach erlernt. Ihr Partner stammt aus Schweinfurt und wagte als Musiker den Quereinstieg in die Gastronomie. Vor 19 Jahren hat Sienknecht unter Franz Gehrold, dem damaligen Wirt und Mitinhaber des Theaters Chambinzky, in der Gaststätte angefangen. 15 Jahre lang hat er mit seiner Partnerin das Lokal mit seinen 120 Tischplätzen selbstständig betrieben, ein Jahr nach ihrem Antritt groß umgebaut und die Bar als zentralen Treffpunkt neu angeordnet.
Vor acht Jahren haben die Wirtsleute auch die Küche mit übernommen und größere Veranstaltungen mit bis zu 140 Gästen bedient. Die fränkischen und mediterranen Gerichte wurden zumeist nach eigenen Rezepten des Wirtes zubereitet. Das Abendlokal lockte ein gemischtes Publikum an, anfänglich noch sehr viel mehr Studenten.
Am theaterfreien Dienstag luden die Wirte zu eigenen Veranstaltungen, Konzerten oder Jazz-Abenden mit der Musikhochschule. Höhepunkt war die Comedy Lounge, die jetzt mit Andy Sauerwein als Moderator ins Bürgerbräu-Gelände zu Markus Grein zieht.
Am Anfang hatten die Wirte noch sieben Tage die Woche geöffnet, mit Tango am Montag. Doch auch sechs Tage in der Woche mit Feiern an Weihnachten, Silvester und Fasching sind über 15 Jahre ein hartes Geschäft, sagt die Wirtin.
Über die Jahre ist die Schere zwischen Arbeitsaufwand und Einkommen auseinandergegangen: die Verschärfung der Promillegrenzen, die Wegnahme von Parkplätzen durch die Stadt, das Nichtrauchergesetz, vor allem aber, dass das frühere Stammpublikum herausgewachsen ist und junge Leute anderen „Locations“ gefunden haben. Eine Hypothek sei auch gewesen, dass das Lokal keine Außenplätze hat.
So nehmen die Wirtsleute Abschied mit Wehmut und Dank an ihre treuen Gäste. Und mit Zuversicht auf etwas etwas Neues: „Wir haben schon ein paar Ideen und auch Angebote, sind aber auch für weiteres sehr offen“, sagen Weigel und Sienknecht (Kontakt: annkatrin.weigel@web.de).
Im Chambinzky übernehmen in der neuen Spielzeit die Schauspieler selbst die Bewirtung. Von Mittwoch bis Sonntag hat das Abendlokal dann ab 18 Uhr geöffnet. „Wir machen das jetzt alles als ein Team“, sagt Inhaber Rainer Binz. Um mehr Leute ins Lokal zu locken, soll es bald eine regionale Frischetheke geben, aus der man sich seine „Spezialitätenteller“ je nach Wunsch zusammenstellen kann.
Das Chambinzky
Die Bühne im Frauenland ist ein Boulevard-Theater nach französischem Vorbild. Gefördert wird es von der Stadt Würzburg, dem Bezirk Unterfranken und dem Freistaat Bayern. Eröffnet wurde das Thater im September 1983 von Rainer Binz in den Räumen der ehemaligen Tanzschule Marchart. Gegenwärtig gibt es pro Jahr etwa 200 Vorstellungen. Darüber hinaus ist das Chambinzky auch eine Musikkneipe. Im Name steckt das französischen „chambre“ (Kammer) und Ideengeber Rainer Binz.