Jetzt lockte der Schauspieler mit einer Lesung „Wilhelm Busch – gemein-heiter“. Da wurden nicht nur Gedichte und Verse gekonnt rezitiert, sondern man erhielt einen Einblick in die Biografie des genialen Dichters und Malers, konnte sich in ihn hineinversetzten und lernte manche seiner Satiren besser verstehen. So erfuhr man, dass Busch eigentlich nie ausgelassen lustig oder der große Spaßmacher war, was seine Werke vermuten lassen.
Vor allem im ersten Teil der Lesung stand das Leben des Dichters im Vordergrund. Den meisten Zuhörern war nicht bekannt, dass Wilhelm Busch das erste von sieben Kindern gewesen ist und er wegen der räumlichen Enge im Alter von neun Jahren seinem Onkel zur Erziehung anvertraut wurde.
Der Verlust der Eltern
Dies prägte den Jungen und man findet diesen Verlust der Eltern auch in seinen Gedichten wieder. Auch sein Berufsweg wurde aufgezeigt. So studierte Busch auf Wunsch des Vaters erst Maschinenbau. Er brach sein Studium ab, da ihn die Malerei interessierte.
Christian Quadflieg wechselte von der Erzählung, in der er die Biografie des Dichters und Malers mit seinen eigenen Worten schilderte, zu Briefen von Freunden und Zeitgenossen. Dazwischen las er immer wieder die passenden Verse des Dichters. So berichtete er, dass sich Busch nach Ruhe gesehnt habe, weshalb er besonders gerne über hektische Menschen spottete, genauso über die Eitlen oder jene, die im Mittelpunkt stehen wollten.
„Gemein-heiter“ war das Thema der Lesung. Dieses Gemeine, jedoch in richtige Worte gefasst auch Heitere, tauchte immer wieder auf und veranlasste die Zuhörer zum Lachen. „Unzählige Menschen und Tiere wurden in Buschs Geschichten gemeuchelt“, erläuterte Quadflieg, „doch durch die genialen Zeichnungen der Bildergeschichten wurden Tatsachen leichter verdaulich.“ Und so dichtete und malte Busch 1864 seine Erfolgs-Bildergeschichte Max und Moritz. Reich wurde er damit nicht. Aber weltberühmt.
„Lyrik muss man hören“, meinte Christian Quadflieg, und es gelang ihm bei der Matinee in Kirchschönbach, alle Facetten des Malers, Zeichners, Denkers, Lyrikers und Satirikers Wilhelm Busch dem Publikum nahe zu bringen. Man spürte, dass Busch geistreich und heiter, melancholisch und auch etwas streitsüchtig war.
Spott und derber Witz
Quadflieg hatte die Texte so geschickt gewählt, dass im Vortrag immer wieder der Spott, die Belustigung und der derbe Witz von Busch zu hören und zu spüren war. Der Schauspieler selbst erinnerte durch seinen Bart, den das Publikum bisher nicht an ihm kannte, an Wilhelm Busch. Er lebte die Verse.
Dass Christian Quadflieg es nicht nur versteht, humorvoll vorzutragen, sondern auch selbst viel Humor hat, merkte man, als ein Handy klingelte und die Lesung störte. „Welche Nachrichten erwarten uns?“, war seine Frage bei diesem Zwischenfall.
Begeistert nahm Christian Quadflieg am Ende der Lesung das Geschenk entgegen, das ihm der Veranstalter Theo Steinbrenner überreichte. Es war eine Ausgabe von Wilhelm Buschs „Das Hausbuch“ aus dem Jahre 1905. Ein Freund hatte es auf dem Flohmarkt erstanden, und Steinbrenner hatte es in der Druckerei des Münsterschwarzacher Klosters restaurieren lassen.
Das neunzigminütige Programm zu Wilhelm Buschs 100. Todestag ist unter dem Titel „gemein-heiter“ als Hörbuch erschienen.
Im Blickpunkt
Christian Quadflieg, Jahrgang 1945, geboren im schwedischen Växiö, ist Schauspieler, Regisseur und Rezitator. Er lebt seit 1991 in Hamburg. Seine Eltern waren der Schauspieler Will Quadflieg und Benita von Vegesack. Seine Schwester Roswitha Quadflieg ist Schriftstellerin und Buchkünstlerin.