Es war ein Sprung ins kalte Wasser, den der Kabarettist Andy Sauerwein am Montagabend im wahrsten Sinne des Wortes gewagt hat. Bei der Eröffnung der ersten „Comedy Lounge meets Jazz“ steigt der Würzburger im Neoprenanzug, mit Taucherbrille und Schnorchel aus dem Main auf die Bühne, während hinter ihm die Bigband der Musikhochschule Würzburg den „Dolphin Dance“ spielt. Die nächsten zwei Stunden folgt ein Mix aus Musik, Kabarett, Philosophie und Theater – der Funke springt dabei nicht ganz über.
„Kann ich euch ihrzen?“ Es ist ein fremdes Publikum, das Sauerwein an diesem Abend im Alten Hafen gegenübersitzt. Kaum eine Hand geht nach oben, als der Macher der „Comedy Lounge“ nach seinen Stammgästen fragt. Viele Plätze sind an diesem lauen Sommerabend im Hafen frei geblieben, nur knapp 100 Tickets über den Tresen gegangen.
Die Zusammenarbeit zwischen der Bigband und dem Kabarettisten ist als ein Experiment angekündigt worden. Sprachliche Improvisation trifft musikalische – und das vor malerischer Kulisse. Während Sauerwein über das Heidingsfelder Attentat („In erster Linie ist das für mich kein Terrorist, das ist ein Arschloch“) spricht, geht die Sonne hinter den Weinbergen unter.
Politische Statements zur aktuellen Situation
Der Würzburger zeigt sich politisch und nutzt die Bühne, um sich gegen das Verbot von sogenannten Ballerspielen am Computer einzusetzen. „Ich habe früher gerne Supermario gespielt, aber jetzt trotzdem nicht das Verlangen auf die nächste Schildkröte zu springen.“ Verhaltenes Gelächter in den Reihen, das auch bei Einlagen wie „Der Attentäter von Würzburg bekommt jetzt erst einmal einen Anschiss von dem IS, weil die sagen: Mit der Axt? Bist du ein Wikinger?“ nicht lauter wird. Zartes Gekicher bei Sauerweins Jugenderinnerungen: „Da bist du sieben Jahre lang auf der Klosterschule in Lohr ohne einen einzigen Missbrauch. Irgendwas machst du doch falsch!“
Leichteren Themen widmet sich zwischendrin sein Kollege, der fränkische Kabarettist Wolfgang Masin alias El Mago Masin. „Ich bin kein Rastafari, ich bin Teil der chronisch verwirrten freiheitlich autonomen Filzkopfallianz“, meint der Mann mit den langen Rastazöpfen grinsend. Charmant und kess zugleich nimmt er die Zuschauer mit in seine skurrile Traumwelt, singt über medizinische Urlaubserlebnisse unter Wasser („Delfin-Defibrillator“), Frauen mit Bauland („die wichtigste Eigenschaft einer Partnerin“) und Wellnessurlaube von Männern („Sauna mit Jägermeisteraufguss“).
Bigband-Leiter mit Gespür für Unterhaltung
Auch die Bigband, die zwischen den Auftritten der beiden Kabarettisten immer wieder ihr jazziges Können beweist und dafür viel Applaus bekommt, sowie die Zuschauer werden Teil seiner amüsanten Einlage. Talent zur Unterhaltung beweist auch der musikalische Leiter, Marko Lackner. Ob als Fahrscheinkontrolleur in einer Comedyszene oder als Sauerkirschen-Experte – der Österreicher springt im edlen Anzug in verschiedene Rollen und dirigiert nebenbei noch lächelnd seine Studenten.
„Es war uns ein Fest“, resümiert Andy Sauerwein das Hafensommer-Experiment. Am Ende des musikalisch-kabarettistischen Programms gibt es Applaus für eine gute Idee – an deren Umsetzung es noch gehapert hat.