Noch mindestens bis zum 19. April sind die Schulen in Bayern geschlossen und die Abiturprüfungen sind nach jetzigem Stand um drei Wochen auf den 20. Mai verschoben. In der kommenden Woche beschäftigen sich die Kultusminister der Länder damit, wie es nach den Osterferien in den Schulen weitergeht.
Auch eine Absage der Abiturprüfung sollte dann erfolgen – das finden zumindest zwei Schülerinnen aus Höchberg und Eisingen. Romy Baierlipp und Franziska Racky haben hierfür eine Petition im Internet gestartet und einen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder und Kultusminister Michael Piazolo geschickt.
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Innerhalb von einer Woche haben sie schon über 1000 Unterschriften unter der Petition "Durchschnittsabitur 2020 in Bayern" gesammelt. Den Brief an die beiden Spitzenpolitiker hat Baierlipp am Dienstag zur Post gebracht. In ihrem Schreiben stellen die beiden 18-Jährigen zwei zentrale Fragen: Wieso wird an den Prüfungen festgehalten, obwohl das Virus zum Zeitpunkt der Prüfungen längst noch nicht eingedämmt sein wird? Und welche Beweggründe erscheinen wichtiger als die Eindämmung und das damit einhergehende Retten von Leben?
Durchschnittsabitur als Lösung
Als Lösung schlagen die beiden das Durchschnittsabitur, das sich aus den vorangegangen Leistungen der letzten beiden Jahre errechnet, vor. Wer sich verbessern möchte, kann dies in mündlichen Prüfungen über Videokonferenzen tun. Unterstützung erhalten sie neben den Online-Anhängern auch von etlichen Oberstufen in Bayern.
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Doch warum haben die beiden noch eine Petition gestartet? Eine ähnliche Unterschriftensammlung mit den gleichen Zielen gibt es auch auf Bundesebene bereits von zwei Schülern aus Hamburg. Sie hat mittlerweile fast 140 000 Unterstützer. "Bildung ist Ländersache. Deshalb waren wir der Meinung, dass es auch für Bayern eine solche Petition braucht", berichtet Baierlipp. Außerdem hofft sie auf die Vorreiterrolle der bayerischen Staatsregierung. Möglicherweise würden andere Länder dann schneller nachziehen, wie es auch bei anderen Maßnahmen in der Corona-Krise der Fall war.
"Bildung ist Ländersache. Deshalb waren wir der Meinung, dass es auch für Bayern eine solche Petition braucht."
Romy Baierlipp, Schülerin aus Höchberg
Unterstützung aus der Politik
Einzelne Politiker stehen hinter den beiden jungen Frauen. Matthias Fischbach, bildungspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im bayerischen Landtag, will ihre Sorgen ernst nehmen und appelliert deshalb in einem Video an den Kultusminister. Andere Oberstufen aus ganz Bayern haben sich ebenfalls gemeldet.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft für den Bezirk Unterfranken, Martin Heilig, betonte, dass die Gesundheit der Schüler an erster Stelle stehe. Anders als die beiden angehenden Ursulinen-Abiturientinnen sah das Heiligs Lehrerkollege Peter Stegmann. Der Vorsitzende des Philologenverband Unterfranken empfahl bereits vor zwei Wochen zunächst abzuwarten. "Theoretisch sei es auch im September noch möglich, das Abitur nachzuholen", so Stegmann.
Doch das ist aus Sicht von Romy Baierlipp keine Option. "Für manche beginnt dann schon die Ausbildung", erklärt sie. Außerdem sei es ohne einen Impfstoff unverantwortlich Schüler in die Schule zu schicken, besonders wenn Vorerkrankungen wie Asthma bestehen, so die 18-Jährige weiter. Auch die Vorbereitung aufs Abitur sei nicht ideal. Lehrer würden teils unkommentiert Aufgaben schicken und die psychische Belastung in den Familien sei durch die Corona-Krise ebenfalls hoch.
Ihre Argumente haben die Schülerinnen in dem Brief an die bayerischen Spitzenpolitiker genannt. Jetzt warten die beiden gespannt auf eine Antwort aus München.


Richtigstellung: In einer früheren Version des Artikels hieß es, dass sich Matthias Fischbach mit den Schülerinnen solidarisiert. Das ist so nicht korrekt. Er hat sich lediglich dafür ausgesprochen ihre Sorgen ernst zu nehmen und hat deshalb an den Kultusminister appelliert, eine repräsentative Befragung nach drei Wochen Fernlernphase - insbesondere bei den Abiturienten - durchzuführen.