Mit einem mehrtägigen Festprogramm beging das Corps Moenania sein 200. Stiftungsfest. Die nach dem Flussgott „Moenus“ (Main) benannte traditionsreiche Studentenverbindung mit derzeit über 200 Mitgliedern kann damit auf eine lange Geschichte zurückblicken: Lediglich während des Dritten Reiches wurde das Corps auf Druck der NSDAP aufgelöst.
Die Corps, schlagende Verbindungen, verstehen sich als lebenslanger Bund von Akademikern, die sich den Prinzipien von Freundschaft und Toleranz verpflichtet fühlen, daneben aber auch gute Studienleistungen fordern. Unter den fünf hiesigen Corps sind die „Mainländer“ mit ihren Farben „Grün-gelb-rot“ das zweitälteste.
„Verbindungen ermöglichen einen Dialog über Fächer und Generationen hinweg.“
Marion Schäfer-Blake Bürgermeisterin
1896 konnte das „Mainländerheim“ unterhalb des Käppele an der Löwenbrücke mit dem Rundturm bezogen werden, das nach der Zerstörung 1945 in bescheidenerer Form wiederaufgebaut wurde.
Der „Moenania“ gehörten seit ihrer Gründung bislang mehr als 1200 Studenten an, darunter international bedeutende Persönlichkeiten wie der Japanforscher Philipp Franz von Siebold (1796-1866), der Industrielle, Diplomat und Musikverleger Günter Henle (1899-1979) sowie der Mikrobiologe Fritz Löffler (1852-1915), aber auch eher lokale Berühmtheiten wie der Würzburger Landrat und Verleger Michel Meisner (1904-1990) sowie eine ganze Reihe bekannter Hochschullehrer. Im Bereich der Studentengeschichte hat das Corps hervorragende Forscher hervorgebracht.
Zum runden Stiftungsfest konnten die „Mainländer“ fast alle 200 Alten Herrn mit ihren Familien, Freunden und Gästen in Würzburg begrüßen. Bei strahlendem Wetter fanden sich an die 600 Personen ein, um beim Festakt in der Neubaukirche, beim feierlichen Kommers auf der Festung oder beim Ball im Vogel Convention Center mit dabei zu sein.
Universitätspräsident Alfred Forchel betonte in der Neubaukirche die Rolle der Corps in der Vergangenheit und brachte die Verbundenheit der Hochschule mit dem Studentenverbindungen zum Ausdruck. In seinem Rückblick auf 200 Jahre Universitätsgeschichte verwies er auf die große Bedeutung der Alma Julia in den vergangenen beiden Jahrhunderten und gab einen Ausblick auf die künftige Entwicklung der Hochschule.
Bürgermeister Marion Schäfer-Blake, die die Grüße der Stadt überbrachte, würdigte die Rolle der Studentenverbindungen in der Gegenwart. Sie ermöglichten auch im Zeitalter der Massenuniversität einen generationen- und fachübergreifenden Dialog. Zudem gäben sie den jungen Studierenden Gelegenheit, über das rein Fachliche hinausgehende Kompetenzen zu erwerben.
In seiner Festrede auf dem Kommers ließ Notar Wolfgang Reetz die Zeitumstände der Gründung in den Befreiungskriegen wieder lebendig werden. Der Geist dieser Aufbruchsphase und Freiheitswillens sei im Corps bei allem Wandel bis heute lebendig geblieben.
Namensgeber „Moenus“ überraschte die Ballbesucher mit einer Theatereinlage und einer originellen Festgabe: Er brachte als Geschenk ein kleines Bändchen humorig gereimter Universitäts- und Verbindungsgeschichte, das mit liebevoll gestalteten Aquarellen des Würzburger Arztes und Grafikers Gerhard Hainlein illustriert ist.