Jetzt macht die CSU-Stadtratsfraktion ernst: Nachdem sie in zahlreichen Stadtratssitzungen abgelehnt hatte, die Frankenhalle zunächst als Übergangs- und danach als spätere zweite Spielstätte für das sanierungsbedürftige Mainfranken Theater zu nutzen, fordert sie nun in einem Antrag den Stopp der Planungen und stattdessen den Verkauf des Grundstücks samt Halle.
In dem Fraktionsantrag, der dem Stadtrat am 20. Juni vorgelegt wird, heißt es, die Stadt solle das Grundstück über einen Makler anbieten lassen, wobei „nur jenen Interessenten der Vorrang eingeräumt wird, die einen Erhalt des denkmalgeschützten Bestands vorsehen“.
Genau dies hat die Stadt zwischen 2002 und 2006 bereits erfolglos versucht. CTW-Geschäftsführer Klaus Walther war damals damit beauftragt und sagt rückblickend, dass die Nachfrage – insbesondere wenn es um den Erhalt der Halle in ihrer Grundstruktur ging – schon damals „gegen Null tendierte“.
Was die Sanierung des Theatergebäudes am Kardinal-Faulhaber-Platz angeht, schlägt die CSU-Fraktion vor, diese in Etappen über mehrere Jahre durchzuführen. Dafür solle die Verwaltung einen Ablauf- und Zeitplan erstellen, der „von den Grundsätzen der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit“ geleitet ist. Die Theaterintendanz soll die Spielpausen von jeweils Ende Mai bis zum Ende der planmäßigen Spielzeitpause im September verlängern. So stünden für die Sanierungsarbeiten jeweils fünf Monate zur Verfügung, ohne dass der laufende Spielbetrieb beeinträchtigt würde. Dass dies möglich sei, zeige das Beispiel des CCW, das in den kommenden Jahren während des laufenden Betriebs abschnittsweise ertüchtigt werde.
SPD: Abriss durch die Hintertür
Weiterhin soll die Intendanz für die verkürzten Spielzeiten einen Spielplan mit einem attraktiven Programm entwickeln. Für die einzelnen Inszenierungen soll die Theaterleitung „neue und kreative Spielorte“ benennen, um neue Besuchergruppen zu erschließen.
Zur Begründung des Antrags heißt es, dass die CSU-Fraktion stets auf eine verbindliche Begrenzung des Kostenrahmens für die Sanierung der Frankenhalle als Übergangsspielstätte auf maximal zehn Millionen Euro gedrängt habe. Außerdem habe sie sich dafür eingesetzt, dass die Halle nach Abschluss der Theatersanierung privatwirtschaftlich bzw. durch den Eigenbetrieb CTW als kleine bis mittlere Multifunktionshalle geführt werden solle.
Inzwischen zeige sich, dass die von der Verwaltung bisher genannten Betriebskosten nicht einzuhalten seien und die Frankenhalle insgesamt zu hohe Kosten verursache. Aus dem Actori-Gutachten gehe hervor, dass das Theater für den Betrieb einer zweiten Spielstätte bis zu zehn zusätzliche Mitarbeiter benötige, was die Personalkosten um mehrerer hunderttausend Euro jährlich erhöhe. Auch die im Gutachten vorausgesetzte Steigerung der Besucherzahl um jährlich 30 000 wird von der CSU „stark bezweifelt“.
Der Verwaltung wird vorgeworfen, sie habe eine alternative Zeltlösung „bis zum heutigen Tag nicht schlüssig widerlegt oder überzeugend dargelegt und alternative Spielstätten zur Frankenhalle nicht vertieft geprüft“. Und weiter: „Das rächt sich jetzt, da man keinen Plan B hat“.
Einen „Abriss der Frankenhalle durch die Hintertür“ befürchtet die SPD-Stadtratsfraktion in einer Pressemitteilung als Reaktion auf den CSU-Antrag. Der Versuch, die Frankenhalle zu verkaufen, sei über viele Jahre hinweg gescheitert, weil sie für eine private Nutzung ungeeignet sei, stellt Fraktionschef Alexander Kolbow fest. Es sei nicht nachvollziehbar, warum dies jetzt anders sein sollte. Daher müsse man befürchten, dass die Halle eines Tages abgerissen werde, weil sich kein Käufer findet, der sie im Bestand nutzen will.
Als „völlig undenkbar“ bezeichnet Kolbow die Idee einer mehrjährigen etappenweisen Sanierung des Mainfranken Theaters inklusive einer jeweils fünfmonatigen Schließung. Gäbe es die Möglichkeit, Theateraufführungen problemlos an alternative Spielorte zu verlegen, hätte man diesen Weg schon vor vier Jahren beim Beschluss, das Theater zu sanieren, weiterverfolgt.
Gerade die dramatische Situation beim Africa Festival habe gezeigt, dass es in Würzburg zu wenig räumliche Alternativen für kulturelle Nutzungen gebe. Daher gebe es einen realistischen Bedarf für die Frankenhalle.
Al Ghusain: Zurück auf Null
Kulturreferent Muchtar Al Ghusain erinnert auf Anfrage die CSU-Fraktion daran, dass sie selbst im Dezember 2011 auf der Basis von zwei unabhängigen Gutachten mit der Stadtratsmehrheit die Idee einer Sanierung des Theaters bei laufendem Spielbetrieb verworfen habe. „Und jetzt glauben sie nicht mehr, was sie damals geglaubt haben.“ Er verweist auch darauf, dass mit dem Antrag die Sanierungspläne für das Hauptgebäude „auf Null zurück gestellt“ würden. Al Ghusain: „Damit stehen alle Pläne für die Theatersanierung wieder komplett neu auf dem Prüfstand.“