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WÜRZBURG: Das bunte China liegt in Lengfeld

WÜRZBURG

Das bunte China liegt in Lengfeld

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    Passionierter Kunstkäufer: Burkard Pfrenzinger hat inzwischen rund 650 Gemälde chinesischer Volkskunst in seiner Sammlung. Der Lengfelder sucht nun Möglichkeiten, sie groß in einer Ausstellung herauszubringen.
    Passionierter Kunstkäufer: Burkard Pfrenzinger hat inzwischen rund 650 Gemälde chinesischer Volkskunst in seiner Sammlung. Der Lengfelder sucht nun Möglichkeiten, sie groß in einer Ausstellung herauszubringen. Foto: Thomas Obermeier

    Für verrückte Sachen ist der Lengfelder Schmuckhändler Burkard Pfrenzinger immer zu haben, schließlich war er lange Jahre Sitzungspräsident der Karnevalsgesellschaft Elferrat Würzburg. Vor einigen Jahren hat er mit seiner Terrakotta-Armee für Aufsehen gesorgt und Zehntausende von Menschen in vielen Städten Deutschlands und Europas angelockt. Nun steckt er mitten in einem neuen Projekt, das man nur als sensationell bezeichnen kann: eine Ausstellung chinesischer Bauernmalerei, die weltweit einmalig ist.

    Inzwischen stapeln sich in seinem Atelier 640 Bilder aus privaten Sammlungen und aus Museen, gemalt von den bekanntesten Meistern aus den 23 chinesischen Provinzen. Gemalt sind sie auf auf Seide, Papier und Leinen, dazu gesellen sich Holzschnitte und die typischen Papierschnitte. Das längste Bild misst acht Meter. Alle Bilder, die Pfrenzinger erworben hat, haben irgendwo einen Preis gewonnen. Höhepunkt ist ein Bild der berühmtesten Malerin Li Fenglian Huaji aus deren Privatsammlung. Die Künstlerin ist 84 Jahre alt und Mitglied im Zentralkomitee der Volksrepublik. Wie er die Künstlerin zum Verkauf eines ihrer wichtigsten Werke überreden konnte, ist eine verrückte Geschichte für sich.

    Pfrenzingers Beziehung zu China hat 1997 ihren Anfang genommen, als er die Terrakotta-Armee besichtigte und schlichtweg von ihr fasziniert war. Über Jahre ließ der Lengfelder Geschäftsmann Hunderte der lebensgroßen Tonfiguren von Handwerkern in China nachbauen um dann im Jahr 2002 im Frankfurter Palmengarten seine erste Ausstellung zu eröffnen. Derzeit ist die Terrakotta-Armee, die Pfrenzinger inzwischen veräußert hat, in Nürnberg zu sehen.

    Geblieben sind die Kontakte, die er damals in China geknüpft hatte und seitdem durch jährliche Reisen pflegt. Inzwischen betätigt sich der Geschäftsmann im Reich der Mitte auch als Unternehmensberater, aus Freundschaft und als Kontaktmann für Beziehungen nach Deutschland. Schon früh ist Pfrenzinger auch auf die Bauernmalerei aufmerksam geworden, die in der Volksrepublik weit verbreitet ist: „Diese Kunst wird in China sehr hoch eingeschätzt.“ Wie seinerzeit bei der Terrakotta-Armee hat Pfrenzinger sich in die Bilder verliebt und vor zwei Jahren ein erstes Werk erworben.

    „Jedes Bild erzählt eine Geschichte des Alltags und der Realität“, sagt Pfrenzinger. Meist in kräftigen Farben und mit klaren Konturen sind Landschaft, Pflanzen und Tiere abgebildet, die Arbeiten auf dem Feld, bei der Tee-Ernte, das Herstellen von Glasnudeln, und auch der chinesische Ministerpräsident ist als Schullehrer beim Unterricht zu sehen. Die Inhalte der Bilder sind staatskonform, sonst würden sie wohl auch nicht zu sehen sein.

    Im vergangenen Jahr war Pfrenzinger viermal im Reich der Mitte und hat in zehn Provinzen Kontakte geknüpft, um die Bilder erwerben zu können, was nicht so einfach ist, wie er sagt. Aber durch seine langen Kontakte haben sich wichtige Leute für ihn stark gemacht und für ihn Bilder gesammelt, wie Professor Tieshang, Direktor Innere Malerei des Museums in der Millionenstadt Xi'an. Das Institut „Goldener Herbst für Kultur und Bauernmalerei“ in Shaanxi hat Pfrenzinger zum „wertvollen Präsidiumsmitglied“ ernannt und ihn mit kunstvoll ausgefertigter Urkunde in das nationale Jury-Komitee berufen. „In den Museen werde ich behandelt wie ein Staatsgast“, sagt Pfrenzinger stolz und zeigt ein Video, wie ihn ein Frauenchor mit Gesang begrüßt.

    An den ersten Transport von Bildern nach Würzburg erinnert sich Pfrenzinger mit Schrecken. Von höchster Stelle hatte er sich die Bestätigung ausstellen lassen, dass er die Kunstwerke überhaupt ausführen durfte. Doch als er in Frankfurt aus dem Flugzeug stieg, waren die Bilder nicht mit an Bord. „Da ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Auch die Lufthansa war ratlos. Ich hatte die Befürchtung, dass eine Behörde die Ausfuhr verhindert hat“, sagt er. Nach zwei Tagen kam ein Anruf, dass die Bilder in Peking liegen und mit der nächsten Maschine nach Frankfurt kommen würden.

    Wie geht es weiter? Inzwischen hat ein Fotostudio aus Erfurt die Bilder fotografiert, damit sie katalogisiert werden können. Nächster Schritt ist das Rahmen und Verglasen mit beidseitig entspiegeltem Glas: eine sehr teure Angelegenheit. Um nichts falsch zu machen, habe er Kontakte mit dem bayerischem Kultusministerium und mit wichtigen Museumsmanagern aufgenommen, sagt Pfrenzinger.

    Nun hofft der Lengfelder, dass bis Mitte des Jahres klar ist, wo in Deutschland seine Sammlung erstmals zu sehen sein wird. Und wenn er den richtigen Partner findet, will er die Ausstellung um die ganze Welt schicken. Denn eines ist für ihn klar: Weltweit gibt es eine solche Schau nicht noch einmal.

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