Der 41-Jährigen verdankt es zum Beispiel Oliver Tell im Wesentlichen, dass er den Kopf noch auf dem Hals hat. Denn unzählige Schwertkämpfe hat der Darsteller des Bauernführers Florian Geyer schon auf der Giebelstadter Bühne mitgemacht, ohne dass ihm dabei Schlimmes widerfuhr.
Dutzenden Schauspielern geht das ähnlich. Alle gingen durch die Schule von Ria Beinhölzl, die seit zehn Jahren die Kampfszenen der Florian-Geyer-Festspiele einstudiert. In diesem Jahr steht die Mittelfränkin erstmals auch auf der Bühne - als "eisernes Weibsbild" Bertha von Bruneck.
Wenn jene zwei Männer auf sich einhauen, dann ist für Ria Beinhölzl eines wichtig: "Der Abstand muss stimmen." Jeder Schwung mit dem Schwert, jeder Flug der Faust muss mitunter auf den Zentimeter genau geübt werden. Niemand auf der Bühne drischt einfach drauf los.
Zum Beispiel der Faustschlag à la John Wayne: Der Schlagende fährt die Faust in Gesichtshöhe aus, trifft den Kontrahenten aber nur leicht an der Schulter. Aus der Sicht der Zuschauer sieht das aus, als sei der Kontrahent voll im Gesicht getroffen worden, da die berührte Schulter vom Publikum abgewandt ist. Die Berührung an der Schulter sei für den Getroffenen der Impuls, sich spektakulär nach hinten fallen zu lassen, erklärt Beinhölzl.
"Eine Woche vor der Premiere wird das dann alles zusammen gebastelt".
Ria Beinhölzel Stuntfrau Geyer-Festspiele
Oder Schwertkampf: Wer wann welchen Hieb macht, ist genau festgelegt. Entsprechend auch die Abwehrreaktionen. "Kopf, Schulter, Schulter", gibt Ria Beinhölzl immer wieder als Anweisung. Soll heißen: erst der Schwerthieb Richtung Kopf, dann Richtung rechte und schließlich Richtung linke Schulter. Der abwehrende Kämpfer reagiert dann durch einen Schritt zur Seite oder durch entsprechende Haltung seines Schwerts - auch alles genau festgelegt.
Eigentlich sei so ein Kampf kein Kampf, sondern etwas Partnerschaftliches, erklärt Beinhölzl. Der eine müsse dem anderen vertrauen, dass er die Bewegungen auch so mache wie abgesprochen.
Die größte Herausforderung sei in diesem Jahr der Showdown. Sechs Leute kämpfen laut Beinhölzl gleichzeitig gegeneinander - und das mit unterschiedlichen Waffen wie Schwert, Peitsche und Dolch. Bei diesem Gemenge um Florian Geyer müsse erst recht alles bis ins Detail stimmen.
Die Giebelstadter Laienschauspieler sind für Ria Beinhölzl "eine ganz tolle Truppe". Ihr Lob kommt nicht von ungefähr, denn die in Lauf bei Nürnberg wohnende Frau hat mittlerweile Aufträge in ganz Deutschland sowie im benachbarten Ausland. Wenn sie nicht das Hauen und Stechen übt, dann tourt sie mit ihrem Bruder Beini und der gemeinsamen Gruppe "Comedy Kurzweil" durch die Lande, steht auf Theaterbühnen oder vor der Filmkamera und arbeitet als Dramaturgin. Oder schreibt Bücher: Ihr Werk "Veit" ist frisch auf dem Markt und handelt von einem mittellosen Soldritter, der für seine große Liebe durch die Hölle geht.
Im Moment jedoch steht Giebelstadt ganz oben auf der Terminliste. Seit Ende April übt Beinhölzl mit etwa 15 Akteuren des Festspiel-Ensembles die Stunts. Noch separat von den anderen Proben, denn erst etwa eine Woche vor der Premiere "wird das dann alles zusammengebastelt".
Was Beinhölzl auf die Bühne bringt, hat sie sich alles selbst beigebracht oder in Seminaren gelernt. Angefangen hatte alles vor vielen Jahren, als sie sich auf Mittelalter-Märkten tummelte. Die Faszination für Schwert, Axt und Ritter ist ungebrochen: "Ich haue mich eben gern."
Kartenvorverkauf
Aufführungen der Florian-Geyer-
Festspiele: 14., 15., 21., 22., 28. und
29. Juli (jeweils 2030 Uhr). Heuer
werden den Besuchern erstmals
Führungen hinter die Bühne ange-
boten. Karten in Giebelstadt bei
Schreibwaren Krenkel unter
Tel. (0 93 34) 397 oder unter
Tel. (09 31) 5 55 54 beim Würz-
burger Kartenvorverkauf.
Infos auch im Internet:
www.florian-geyer-spiele.de