Der Ausstellungsraum auf dem fast 100 Jahre alten Galerieschiff Arte Noah des Kunstvereins Würzburg hat wohl selten so ausgesehen: ein riesiges, friesartiges Werk hängt links auf Bauchnabelhöhe, ein anderes vorne rechts wie ein Vorhang von der Deckenkante, dazwischen Collagen, Tuschezeichnungen: Mit tender radar (I) von Klaus Lomnitzer eröffnet der Kunstverein Würzburg im Kulturhafen seine 36. Ausstellungssaison, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins.
"Ich schließe nichts aus", sagt der Künstler, wenn er über seine Darstellung der Welt spricht. "Bei aller Düsternis in manchen Werkgruppen werfe ich einen liebenden Blick auf Natur und Kultur." Der Professor für Grafik und Malerei an der Philipps Universität Marburg erschafft multimaterielle Hinterglasbilder in aufwändiger Technik aus Tusche und Acrylfarbe. "Manchmal brauche ich auch eine Schleifmaschine." Das Ergebnis verspricht Erfolgserlebnisse im Entdecken.
Für die Arte Noah hat Lomnitzer ein Unikat geschaffen. Die Collage aus etwa 30 Folien fordert und ermöglicht Anschauung, Entdeckung, Glück. Bei genauerem Hinsehen entschlüsseln sich Überlagerungen, Ausschnitte, Fotos, Pflanzen: "Meine Bilder wollen reifen durch Betrachtung", sagt der Frankfurter Künstler.
Die Werke scheinen abstrakt, aber das Auge sieht Landschaften, Wetter, Licht, heißt es weiter. Erst, wenn man vor dem Original steht, erfasst man die Feinheiten an Oberfläche, Textur und Farbe. "Das Erlebnis dieser spezifischen Materialität in meiner Kunst geht nur live."