Im Gemeindearchiv im Keller der Schule machte das Lesen der "Geheimschrift", der Deutschen Schrift, viel Spaß, vor allem weil dabei unter Mithilfe des früheren Schulleiters, Heinz Gaßner in den Pfarrmatrikeln der Name einiger Vorfahren, die nach dem 30-jährigen Krieg in Giebelstadt und Herchsheim wohnten, und auch die Schulnoten mancher Urgroßeltern aus den Zensurenbüchern entdeckt werden konnten.
Im Werkraum versetzte die Klassenlehrerin Martina Baumann mit ihren Erläuterungen zu Rüstungen und Wappen der Ritterzeit ihre Schüler gedanklich in eine Zeit, als die Wappen als Erkennungszeichen im Kampf von Bedeutung waren. Mit großem Eifer gossen sie die Wappen der Geyer und Zobel von Giebelstadt mit Hilfe von Modeln in Wachs und setzten den Zobel'schen Roßkopf und den Geyer'schen Widder aus den Teilen eines Puzzlespieles zusammen.
Die Spuren der für die Geschichte der Marktgemeinde so bedeutenden Adelsgeschlechter, der Zobel und Geyer von Giebelstadt, suchten die Kinder in der evangelischen Kirche. Große Überraschungen erlebten die jungen Heimatforscher, als sie gemeinsam mit ihrem Klassenlehrer Hans Peter Fischer-Wiesinger, einige der kleinen "Schätze" aus dem Archiv, die Tuschezeichnung von 1785, den Ortsplan von 1826 und die Karten und Luftbilder von 1831, 1915, 1938, 1956, 1975 und 2001 auswerteten.
Es galt, die heutige Straßenkreuzung bei der katholischen Kirche, der Firma Krenkel und der Bäckerei Scheuermann auf diesen alten Karten und auf Bildern aus den Jahren 1938 zu finden. Diese Kreuzung lag nämlich vor 230 Jahren im Nordwesten knapp außerhalb der Ortschaft und wanderte in der Zwischenzeit ins Zentrum des Dorfes Giebelstadt, das sich in der Ausdehnung verfünffachte und sich von einer kleinen Landgemeinde zum Kleinzentrum im Ochsenfurter Gau entwickelte.
Das Archivtag-Projekt war von Archiv- und Heimatpfleger Peter Wamsler angeregt worden, um den jungen Bürgern der Gemeinde einen ersten Einblick in das "Gedächtnis" einer Gemeinde zu vermitteln. Heimatgeschichte zum Anfassen und Informationen aus erster Hand sollten in der Schule lebendig werden.