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Das große Geheimnis der Feldgeschworenen

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Das große Geheimnis der Feldgeschworenen

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    Reiner Maier von der städtischen Fachabteilung Tiefbau erklärt Schülern
der Leonhard-Frank-Schule Heuchelhof und Rottenbauer, wie richtig
vermessen wird.
    Reiner Maier von der städtischen Fachabteilung Tiefbau erklärt Schülern der Leonhard-Frank-Schule Heuchelhof und Rottenbauer, wie richtig vermessen wird. Foto: FOTO NORBERT SCHWARZOTT

    Würzburg (ahe) Es kommt schon einmal vor, dass über Nacht plötzlich ein Grenzstein versetzt ist. Deshalb gibt es die so genannten Feldgeschworenen, die sich als "Hüter der Grenzen" begreifen. Beim traditionellen Grenzgang zeigten sie Schülern und Erwachsenen, wie ein Stein ordentlich gesetzt wird. "Eine Grenze bedeutet nicht nur Abtrennung, sondern auch Garantie für Geborgenheit", eröffnete Bürgermeisterin Marion Schäfer den 35. Grenzgang der Stadt, der in diesem Jahr von Heidingsfeld nach Rottenbauer führte. In diesem Sinne überprüfen alljährlich insgesamt rund 45 Feldgeschworene, ob die Grenzsteine zwischen den sieben Gemarkungen im Stadtgebiet noch am rechten Fleck sind.

    Die Tradition der Feldgeschworenen geht bis ins Mittelalter zurück. Damals wie heute war es ihre Aufgabe, die Grundstücksgrenzen zu markieren. Da der Grenzstein zwischen den Gemarkungen Rottenbauer und Winterhausen mittlerweile verrutscht war, wurde er am Freitag neu angebracht. Mit großen Augen verfolgten rund 120 Zuschauer, darunter auch 50 Viertklässler der Leonhard-Frank-Schule, das Prozedere.

    Wegschauen mussten sie selbstverständlich, als die beiden Feldgeschworenen Erich Beeh und Werner Greulich aus Rottenbauer ihr traditionelles "Siebenergeheimnis" einbrachten. Bereits die römischen Landmesser hatten die Grenzzeichen mit "Geheimnissen" wie Asche, Kohle oder Scherben unterlegt, von denen nur sie genau wussten, wo sie zu finden waren. So konnten sie feststellen, ob ein Grenzstein versetzt worden war: Wenn sie unterhalb des Steines nicht ihr eingegrabenes Geheimnis fanden, dann war etwas faul.

    Heute, im Zeitalter der Satellitenvermessung und moderner elektronischer Geräte, mag es sinnlos wirken, eine Scherbe an geheimer Stelle unter einem Grenzstein zu verbuddeln. Trotzdem wird die Geheimniskrämerei beibehalten - völlig berechtigt: Eine Grenze ist mehr als nur eine sauber gezogene Linie - birgt sie doch das Geheimnis von Besitz, Neid und Macht in sich.

    Beim Übertreten einer Grenze droht gar schicksalhafte Bestrafung. Reiner Maier vom Vermessungsamt und Norbert Jeßberger wissen von einer Sage: Laut dieser wird ein Bauer, der unrechtmäßig einen Grenzstein versetzt, nach dem Tod keine Ruhe finden und ewig mit dem Stein auf dem Buckel über den Acker wandeln. Ob sie an diese Sage glauben? "Natürlich nicht", winken sie ab. Oder vielleicht doch - ein kleines bisschen, ganz insgeheim?

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