Seit mehr als einem Jahr gibt es Beziehungen zu Bibbiena. Pate stand die Via Romea, eine alte Pilgerstraße von der Nordsee nach Rom, der auch Ochsenfurt und Bibbiena miteinander verbindet. Eine Förderverein, zusammengeschlossen aus Städten entlang der Via Romea, hat sich zum Ziel gesetzt, die Route vom Europarat in den Rang einer Europäischen Kulturstraße erheben zu lassen. Bisher genießen etwa die Hauptrouten des Jakobswegs nach Santiago die Compostela oder die Via Francigena von Rom ins englische Canterbury diesen Status.
Weite Strecken markiert
Große Streckenabschnitte in Deutschland und Italien sind mittlerweile markiert, berichtet Werner Binnen, der die Aktivitäten des Partnerschaftsvereins in Italien betreut. Mitstreiter fand der Förderverein dort mittlerweile seitens der Provinzverwaltung Arezzo, die Regionalverwaltung der Emiglia-Romagna und auch bei Wanderclubs in der Region Südtirol-Trentino, durch die die Via Romea ebenfalls führt. Wie schon im Jahr zuvor, war 2012 eine Wandergruppe des Ochsenfurter Partnerschaftsvereins gemeinsam mit italienischen Freunden auf einer Teilstrecke der Via Romea unterwegs, diesmal von Bibbiena in Richtung Süden an den Trasimenischen See in der Region Umbrien.
Auf ihrem Weg durch das Hinterland des Apennin, der im Mittelalter viele Kaiser und Könige nach Rom leitete, wurden sie immer wieder in von Einheimischen herzlich begrüßt und in den Rathäusern empfangen. „Die Gastfreundfreundschaft, die uns überall begegnet ist, war für uns der Beleg, dass dieser Weg vortrefflich dazu dient, Menschen zusammenzubringen“, sagt Werner Binnen.
Zu Gast in Bibbiena war auch eine Delegation der Stadt Ochsenfurt gemeinsam mit Bürgermeister Rainer Friedrich, nachdem Friedrich bereits an Besuch von Vertretern der Kommune Bibbiena erhalten hatte. An Pfingsten ist erneut ein Gegenbesuch in Ochsenfurt geplant. Die Stadträte beider Kommunen hatten sich bereits im Frühjahr zuvor dafür ausgesprochen, eine Städtepartnerschaft anzustreben. Treibende Kraft in Ochsenfurt war auch hier der Städtepartnerschaftsverein, der sich bereit erklärt hatte, die organisatorische Hauptlast der neuen Beziehung zu schultern. Um die bisherigen Beziehungen zu Bibbiena und der Via Romea vorzustellen und möglichst viele Bürger in einer Partnerschaft mit einzubeziehen, laden Stadt und Partnerschaftsverein zu dem Infoabend in den Bürgerkeller ein.
Das mittelalterlichen Städtchen thront auf einem Hügel inmitten des Casentino, eines abgeschlossenen Tals im Quellgebiet die Arno. Schon Etrusker und Römer nutzen das Holz der dichten Wälder für die Eisenverhüttung. Im Mittelalter geriet die Region zwischen die Fronten im Zwist zwischen dem Papst, dem deutschen Kaiser und den toskanischen Provinzfürsten.
Unweit von Bibbiena hatte der heilige Franz von Assisi sein erstes Kloster gegründet. Es ist heute ebenso beliebter Wallfahrtsort wie das mittelalterliche Santa Maria del Sasso, im 14. Jahrhundert Schauplatz einer Marienerscheinung.
Reich an Kunstschätzen
Heute erstreckt sich das Gemeindegebiet der an Kunstschätzen und alten Adelspalästen reichen Kleinstadt über mehr als 20 Ortsteile und Kleinsiedlungen. Zusammen zählen sie knapp 13 000 Einwohner. Wirtschaftliche Schwerpunkte sind der Maschinenbau und die Landwirtschaft, insbesondere die Honigerzeugung.
Als Partnerstadt Ochsenfurts fände sich Bibbiena in guter Gesellschaft. Nur rund zehn Kilometer entfernt liegt Pratovecchio, seit mehr als 30 Jahren mit Uffenheim verbunden. Für Ochsenfurt wäre es die vierte Partnerstadt, nach Coutances in der Normandie, Wimborne in Südengland und Colditz in Sachsen.