"Ich bin ein Mann und als Mann kann ich keine Kinder kriegen!” Ein Satz, dem die meisten Menschen wohl ohne zu Zögern zustimmen würden. Doch ein Computer ist anderer Meinung und schickt den Versicherungsangestellten Rainer Christian im Stück "In anderen Umständen” kurzum in den Mutterschaftsurlaub. Alle Widerrede nützt nichts, denn Computer irren sich schließlich nie und selbst wenn, wäre es viel komplizierter die Berechnungen zu ändern, als das Ergebnis als Fakt anzuerkennen. Rainer Christian fügt sich also seinem chaotischen Schicksal und beginnt nach und nach die Vorteile seines vermeintlichen Zustands zu nutzen.
Bereits vor etwa 20 Jahren wurde "In anderen Umständen” der Autoren Folker Bohnet und Alexander Alexy im Chambinzky aufgeführt und sorgte damals für ausverkaufte Säle. Zum 35-jährigen Jubiläum des Theaters werden nun die erfolgreichsten Stücke aus diesen Jahren neu aufgelegt, und darunter ist auch diese völlig absurde Komödie. Die Regie führt, wie bereits bei der ersten Aufführung, Gwendolyn von Ambesser. Damals hätte sie "In anderen Umständen” inszeniert, da sie mit den beiden Autoren befreundet sei, erzählt sie im Interview und erläutert "Die Grundgeschichte ist aktueller als vor 20 Jahren. Es geht um die Computerhörigkeit der Menschen, und die wird ja immer schlimmer als besser.” Zudem liebe sie es zu lachen und Leute zum Lachen zu bringen. "Das kann ich mit solchen Stücken ganz wunderbar.”
Austausch an Schlagfertigkeit
Diesen Worten lässt sie Taten folgen. Auf der kleinen Bühne im Keller des Chambinzky liefern sich die vier Darsteller einen großartigen Austausch in Schlagfertigkeit, scharfsinnigem Humor und absolutem Klamauk. Während zwar noch einige Unsicherheiten bestehen, dominiert in dem Stück der Spaß am Spiel und besonders Daniela Wenzel glänzt in ihren acht Rollen. Acht Rollen? Ja, denn Wenzel und ihr Kollege Michael Schwemmer wechseln an diesem Abend innerhalb weniger Sekunden von einem Kostüm ins nächste, um die ganzen Figuren darzustellen, denen Rainer Christian (Christof Stein) während seiner Schwangerschaft begegnet.
Gerade mit ihrer punktgenauen Mimik sorgen die beiden regelmäßig für Lacher. Die skeptische Nachbarin, der trottelige Biologie-Professor, die sensationsgierige Journalistin, der nicht zu entmutigende Vertreter der Firma Windelweich und andere komische und wunderbar überspitzte Charaktere lassen der werdenden Mutter Rainer Christian keine Sekunde Ruhe. Dieser wiederum wechselt unterhaltsam zwischen Verzweiflung und einem selbstzufriedenen Grinsen, wenn er nicht schwer heben muss - schließlich muss sich auch der schwangere Mann schonen!
Schön, wenn man lachen darf
Der Humor liegt dabei solide zwischen Gesellschaftskritik und völligem Blödsinn. "Es ist schön, wenn die Leute mal lachen dürfen. Man erfüllt damit ja auch eine soziale Aufgabe. Heutzutage werden in der Psychiatrie Lachkurse angeboten, bei denen sich die Leute gegenüber sitzen und künstlich lachen. Das geht bei uns deutlich schneller, effektiver und billiger”, argumentiert von Ambesser.
Zudem ist es auch unterhaltsamer: Ob über den Witz selbst oder den Unsinn des Witzes: Wer sich auf diese Klamotte und ihren Humor einlässt, wird aus dem Lachen kaum noch herauskommen. Zwar lief bei dieser Premiere noch nicht alles reibungslos, dem Kern des Stückes und der Vorstellung hat das jedoch keinen Abbruch getan.