Und so bemüht sich die in Stuttgart stattfindende Slow Food Messe auch um ihre jungen Besucher, unter anderem mit interessanten Kochkursen, bei denen es auch die glasierte Entenbrust gibt. Am 2. April geht es los. Vier Tage lang locken die Veranstalter mit Produkten, die „gut, sauber und fair“ sein sollen. Als Vorsitzender von Slow Food Deutschland organisiert Otto Geisel die Veranstaltung auf der Neuen Messe in Stuttgart. Im vergangenen Jahr waren mehr als 70 000 Besucher da. Und noch immer wächst die Messe. In diesem Jahr haben sich doppelt so viele Aussteller angemeldet wie 2008.
Rotes Schnecken-Logo
Vielen ist die Organisation Slow Food mit ihrem roten Schnecken-Logo ein Begriff. Immerhin ist die Bewegung schon vor mehr als 20 Jahren entstanden, und zwar in Italien. Als ihr Begründer Carlo Petrini bei einem Ausflug in der Toskana eine ganz fürchterliche Suppe vorgesetzt bekam, schlug die geistige Geburtsstunde von Slow Food. Das ist auf der Homepage des Vereins nachzulesen. Petrini verfasste, gebeutelt von dem unsäglichen Geschmackserlebnis, eine Erklärung zum „Menschenrecht auf Genuss“.
Gegenpol zur Hektik
Daraus entstand im Laufe der Zeit eine weltweite Bewegung, die sich als Gegenpol zur hektischen Lebensweise der heutigen Zeit sieht. Dem schnellen Leben fällt natürlich auch das Essverhalten zum Opfer, und hier setzt Slow Food an. Dem nicht auf Profit ausgerichteten Verein gehören sowohl Privatpersonen wie auch Gastronomen und Lebensmittelproduzenten an. Letztere legen allesamt Wert auf Nahrungsmittel, die aus der Region kommen und möglichst naturbelassen sind.
Entsprechend streng sind die Kriterien, an denen die bei der Slow Food Messe angebotenen Produkte gemessen werden. „Wer hier ausstellen will, muss selbst kein Slow Food-Mitglied sein“, sagt Otto Geisel. Die mitgebrachten Waren aber werden genauestens unter die Lupe genommen. Geschmacksverstärker zum Beispiel werden nicht zugelassen. Die Besucher der Messe können alles probieren. Gegen eine entsprechende Gebühr kann man auch an speziellen themenbezogenen Verköstigungen teilnehmen.
Slow Food tut aber noch mehr. So bemüht sich die Organisation unter dem Motto „Arche des Geschmacks“ um die Erhaltung nahezu ausgestorbener Nutztier- und Pflanzenarten. Dazu gehört zum Beispiel das Limpurger Weiderind, das als Boeuf de Hohenlohe bei Feinschmeckern in der Region beliebt ist. Richtig abenteuerlich ist die Geschichte von der Wiederentdeckung der Alb-Linsen. Dieser traditionsreichen Hülsenfrucht verdankt das schwäbische Nationalgericht „Linsen und Spätzle“ seine Existenz. Schwierig anzubauen und nur wenig ertragreich, geriet die Linsensorte mit der Zeit in Vergessenheit.
Verschollen geglaubtes Saatgut
Gut, dass der russische Forscher Wawilow vor rund 100 Jahren bei einer Weltreise in verschiedenen Regionen eine ganze Menge Saatgut einsackte und aufhob. Im Wawilow-Institut in St. Petersburg seien diese hierzulande für verschollen gehaltenen Linsen all die Jahre über am Leben erhalten worden, erzählt Otto Geisel. Slow Food forschte nach, entdeckte das Institut und erhielt von dort die nachgezüchteten Samen. Deshalb gibt es nun auf der Schwäbischen Alb wieder Alb-Linsen. „Das hat uns viel Geld gekostet“, sagt Otto Geisel.
Er freut sich natürlich trotzdem über diesen Erfolg. In seinen Augen verhindert das Vorhandensein möglichst vieler verschiedener Sorten – die Biodiversität – die Monopolisierung in der Landwirtschaft. „Wenn Produkte weltweit immer austauschbarer werden, hat irgendwann eine Firma die Kontrolle über das ganze Saatgut“, sagt der Hotelier aus Bad Mergentheim. Alb-Linsen hingegen wird es nicht überall geben.
Aussteller aus der Region
Mehr als 350 Aussteller sind in diesem Jahr auf der Slow Food Messe vertreten. Darunter zum Beispiel auch auch etliche Produzenten aus der Region, darunter „Die Bamberger Hörnla in Franken e.V.“ aus Gaukönigshofen, die Distelhäuser Brauerei und Bauer's Brotzeit aus Tauberbischofsheim, der Rosenhof Taubertal aus Creglingen,, die Brennerei Braun aus Beckstein, Mustea aus Eisenheim, Divino Nordheim, das Weingut Helmut Christ aus Nordheim, die Weingüter Martin Göbel und Schmitt's Kinder aus Randersacker, de Winzerhof E. Wallrapp aus Theilheim und das Weingut Reiss und die Gebietsweinwerbung aus Würzburg.
Die Slow Food Messe findet von Donnerstag, 2. bis Sonntag, 5. April, in Halle 3 der Neuen Messe Stuttgart statt. Geöffnet ist sie donnerstags bis samstags von 10 bis 20 Uhr und sonntags von 10 bis 18 Uhr. Informationen im Internet unter: www.slowfood.de