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WÜRZBURG: Das Muttersöhnchen und der Sexprotz

WÜRZBURG

Das Muttersöhnchen und der Sexprotz

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    Elling und Kjell Barne sind nicht „normal“: Der eine ist ein ängstliches, verklemmtes und schmächtiges Muttersöhnchen mit pedantischem Putzfimmel, der andere ist ein unbeholfen-tapsiger, verfressener und sexsüchtiger Brocken von Mann. Wegen ihrer psychischen Macken waren sie in Behandlung, jetzt ziehen sie gemeinsam in eine Dreizimmerwohnung und sollen dort erstmals ein eigenständiges und „normales“ Leben führen. Aber was ist schon „normal“?

    Im Theater am Neunerplatz kreist Britta Schramms Inszenierung von „Elling“ nach dem Roman „Blutsbrüder“ des in Hamburg lebenden Schriftstellers Ingvar Ambjornsen um diese Frage. Schramm versucht erst gar nicht, sich mit der äußerst erfolgreichen und für einen Auslands-Oscar nominierten Verfilmung von Peter Naess zu messen, sondern legt den Fokus auf die Eigenheiten „ihrer“ beiden Schauspieler. Und hat in Uwe Bergfelder (Elling) und Jörg Ewert (Kjell Barne) geradezu ideale „Typen“ für die beiden liebenswerten Außenseiter gefunden.

    Mit viel Liebe zu kleinsten Details entwickelt die kurzweilige Inszenierung eine äußerst genaue und stimmige Figurenpsychologie für die zwei Hauptdarsteller, die auf der Suche nach einem geregelten Alltagsleben von Sozialarbeiter Frank (Jörg Holländer) betreut werden. Aus dem Gefälle zwischen dieser geforderten „Normalität“ und den „Macken“ der beiden Protagonisten bezieht das Stück Spannung – und eine immense Komik. Aber Schramm gibt ihre Figuren nie der Lächerlichkeit preis, sondern geht sehr dezent mit deren nicht immer gelingenden Ausflügen vom behüteten ins reale Leben um, etwa wenn sie zum Essen ins Lokal gehen oder an Weihnachten die hochschwangere Reidun (Stefanie Sellge) treffen.

    Meisterhaft zeigen Bergfelder und Ewert, wie vielfältig die Schattierung von „Normalität“ sein können. Und offenbaren geradezu beiläufig die zutiefst menschliche Dimension des Stoffes, der dem begeisterten Premierenpublikum einen intensiven und unterhaltsamen Theaterabend bescherte. Sind die beiden doch, wie wir alle, lediglich auf der Suche nach Anerkennung und Zuneigung.

    Nächste Vorstellungen am 20., 22., 23., 24., 26., 29. und 30. November und weitere bis 15. Dezember. Karten: Tel. (09 31) 41 54 43.

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