Architekt Jochen Hinz aus Hassfurt stellte in der jüngsten Gemeinderatssitzung seine Machbarkeitsstudie vor. „Ich möchte mir nicht vorwerfen lassen, dass ich nicht alles versucht habe, das Bestmögliche aus dem Zuschussprogramm herauszuholen“, begründete Bürgermeister Schlier seine Initiative. Dafür erhielt er im Rat auch Zustimmung, denn es gab Aussagen wie „die sanitären Anlagen sind vorsintflutlich“ oder „eine Sanierung des Rathauses hat im Dorf Priorität“.
Das Gebäude wurde vermutlich um das Jahr 1880 errichtet und ist mehrmals umgebaut worden. Das letzte Mal vor fünf Jahren. Aufgrund der knappen Fristen des Konjunkturprogramms drängt nun jedoch die Zeit für eine Entscheidung. Bis spätestens Ende April müssen die Bewerbungsbögen bei der Regierung von Unterfranken eingegangen sein.
Architekt Hinz hatte Ringmappen mit großen Skizzen dabei und erläuterte seine einfallsreichen und modernen Ideen anhand einer Präsentation. Das Bergtheimer Rathaus sei als Visitenkarte für die Gemeinde nicht repräsentativ.
Zwar steht der „relativ schlichte Baukörper mit Satteldach“ in seiner gesamten Breite zur Hauptstraße sowie günstig in der Dorfmitte und neben der Kirche. Aber sowohl der äußere Eindruck... ...als auch der Raumzuschnitt seien unvorteilhaft. Dach und Mauerwerk sind ungedämmt, es gibt Feuchtigkeitsprobleme im Erdgeschoss. „In der Verwaltung fehlen gute 100 Quadratmeter“, rechnete Hinz zudem vor und wunderte sich über eine Einliegewohnung im Obergeschoss, die derzeit vom Handballsportverein genutzt wird. Die Skizzen mit einem einladenden Empfang, dem gedrehten Rathaussaal mit sichtbarem Dachtragwerk, Warte- und Rückzugsräumen, Sozialraum und Teeküche, einem Raum für die Medientechnik oder einem schönen Trauzimmer machten Eindruck. Ein behindertengerechter Eingang könnte geschaffen werden, ein Vordach ist möglich und die Sandsteingewänder um die Fenster könnten trotz des Wärmedämmverbundsystems erhalten bleiben.
„Ich möchte mir nicht vorwerfen lassen, dass ich nicht alles versucht habe, das Bestmögliche aus dem Zuschussprogramm herauszuholen.“
Konrad Schlier, Bürgermeister in Bergtheim
Bei der Kostenschätzung ging allerdings ein Raunen durch den Saal. Für die baulichen Maßnahmen und die Haustechnik nannte Hinz die Zahl 806.000 Euro. Zusammen mit der Ausstattung und den Baunebenkosten liege die Sanierung im Bereich von 1,025 Millionen Euro. „Wo wollen wir denn trotz möglicher Förderung dieses Geld hernehmen?“, schüttelte Gemeinderat Klaus Endres den Kopf und auch Ernst Steigleder sah es lediglich als „durchaus denkbar“ an, etwa die Sanitäranlagen und das Dach zu sanieren.
Andere Stimmen sprachen anhand der geschätzten Summe gar von einem kompletten Abriss und Neubau. Auf Rückfrage des stellvertretenden Bürgermeisters Robert Kremling nannte Architekt Hinz den Betrag von 300 Euro je Kubikmeter umbauten Raum für ein neues Bürogebäude. Ein Neubau komme also wahrscheinlich nicht teuerer als die Sanierung, rechnete Kremling vor. Darüber hinaus sieht er Abriss und Neubau im Gegensatz zu einer Sanierung kalkulierbarer.
Bürgermeister Schlier und Architekt Hinz hingegen betrachten das Rathaus als „gewachsenes historisches Gebäude“. Das werfe man nicht einfach weg. Wie die Sache ausgeht und ob für das Rathaus überhaupt ein Förderantrag aus dem Konjunkturprogramm gestellt wird, ist in der Sitzung noch nicht entschieden worden. Die Räte bekamen eine Woche Zeit, sich gedanklich mit den Vorschlägen zu beschäftigen.
Am Montag, 16. März, um 19.30 Uhr wollen die Bergtheimer Gemeinderäte in einer Sondersitzung entscheiden.