Ein Hingucker ist es, das barocke Eibelstadter Rathaus. Aber bei aller Schönheit lässt sich nicht leugnen, dass nicht alles ideal ist. Nicht mehr zumindest, denn seit der Entstehung des Gebäudes haben sich die Anforderungen gehörig verändert. Barrierefreiheit wird von einem öffentlichen Gebäude heutzutage erwartet, ein ausreichender Brandschutz und ein moderater Energieverbrauch. Nach und nach wird nun das Rathaus diesen Erfordernissen angepasst.
„Zum Glück haben wir keine Eile“, sagt Bürgermeister Markus Schenk. Keine Maßnahme am Rathaus ist so dringend, dass nicht in Ruhe die Ergebnisse der Bestandsaufnahme abgewartet werden könnten, die im Sommer beginnen soll. Eine Bestandsaufnahme ist nötig, so Schenk, um feststellen zu können, welche Sanierungsmaßnahmen überhaupt erfolgen müssen. Sicher werde dazu auch das eine oder andere Loch in Wände und Decken gemacht werden müssen. Denn die alten Baupläne existieren Schenk zufolge nicht mehr.
Mundgeblasene Scheiben in den Fenstern
Gewiss sei aber, dass das barocke Rathaus von großer kulturhistorischer Bedeutung sei. Es trage die Handschrift des Würzburger Hofbaumeisters Joseph Greissing, erklärt der Bürgermeister. Aber schon vor der Bestandsaufnahme konnten einige Verbesserungen am Rathaus erzielt werden. Zum Beispiel wurden sämtliche Fenster ausgetauscht, über 50 an der Zahl. Die hellen Fassungen sind, wie im Original, aus Eiche. Darin sitzen mundgeblasene Scheiben. Trotzdem handelt es sich um Isolierfenster, die auch den Schall gut dämmen. Die Fenster haben rund 185 000 Euro plus Architektenhonorar gekostet. Dafür gab es Zuschüssen von knapp 20 000 Euro.
Die früher zur Mariensäule hinausgehenden Butzenscheiben im Rathaussaal existieren übrigens nicht mehr. Denn im Original habe es Butzenscheiben dort nie gegeben, erzählt Schenk. So etwas gehöre ins Wirtshaus, habe der Architekt gesagt. Im Erdgeschoss fehlen nun lediglich noch Raffstores, die den Einblick von außen verhindern sollen. Immerhin handelt es sich um Räume der Verwaltung, die an ihren Computern sensible Daten bearbeitet.
Automatischer Türöffner an der linken Seite
Fast fertig ist die Neugestaltung des barrierefreien Eingangs. Die Kosten belaufen sich auf gut 100 000 Euro, mit einer Förderung von etwa 50 000 Euro. Bisher war der Zugang zum Rathaus für gehbehinderte Menschen oder auch welche mit Kinderwagen nur schwer möglich gewesen. Denn zum Eingang führen mehrere Stufen hinauf. Jetzt wurde das Podest vor dem Eingang nach vorne hin vergrößert. Auf der rechten Seite führt eine Rampe hinauf, vorne gibt es nach wie vor steinerne Stufen. Die linke der drei großen hölzernen Türen wird mit einem automatischen Türöffner versehen.
Der Haupteingang bleibt wie bisher die mittlere Türe – übrigens die einzige, die sich noch im Originalzustand befindet. Daneben wird eine Stele mit Briefkasten und Klingel installiert. Weil die großen Türen teilweise nicht exakt mit dem Mauerwerk abschließen, zieht der Wind ins Innere und sorgt für energetisch unhaltbare Zustände. Dennoch wurde auf den Einbau eines Windfangs vorläufig verzichtet. Auch zu diesem Thema soll erst einmal die Bestandsuntersuchung abgewartet werden.
Niemand kennt die Funktion des „Sarges“
Das Gleiche gilt für die Decke zwischen erstem Stock und Dach, die eigentlich gedämmt werden müsste. Solange niemand weiß, in welchem Zustand sich die Tragbalken befinden, wäre eine Dämmung nicht sinnvoll. Im Gegenteil: Sie würde den Blick auf sich möglicherweise dahinter weiterentwickelnde Schäden erschweren.
Das Rathaus birgt aber noch weitere bauliche Besonderheiten, deren Funktion niemand so richtig zu kennen scheint. Bürgermeister Schenk präsentiert einen verkleideten Kasten im Erdgeschoss, den der Eibelstadter Volksmund „Sarg“ nennt. Was das wohl einmal war? Vielleicht kann auch hier die Bestandsuntersuchung Aufschluss geben.
Möglich wäre ein Außenaufzug
Danach hofft Schenk bezüglich Raumaufteilung und Barrierefreiheit klarer zu sehen. Denn obwohl gehbehinderte Menschen künftig leicht ins Rathaus hineingelangen, so kommen sie im Innern nach wie vor nicht sehr weit. Lediglich die Amtsräume im Erdgeschoss mit Einwohnermeldeamt, Standesamt und Kasse liegen ebenerdig. Wer in den ersten Stock gelangen möchte, wo sich die Bauverwaltung, das Büro des Bürgermeisters und der Sitzungssaal befinden, sieht sich einer langen Treppe gegenüber.
Möglicherweise könne an der zur Kirchenseite hin gelegenen Wand des Rathauses ein Außenaufzug angebracht werden, überlegt Schenk. Über diesen könnte dann auch der als Veranstaltungsraum genutzte Keller erreicht werden. Die Untersuchung verfolgt noch einen weiteren Zweck: Wenn klar ist, welche Maßnahmen notwendig sind, können Fördergelder beantragt werden.