Was seit 1998 als Provisorium gedacht war, erwies sich als hartnäckig. Nur mit großer Kraftanstrengung bekamen Bauarbeiter die schwarz-weißen Hartgummi-Wülste aus dem Asphalt. Die auch als "Carrera-Bahn" bezeichneten Gehweg-Verbreiterungen werden in den nächsten Monaten zwischen altem und neuem Rathaus Stück für Stück entfernt.
Auftakt war gestern in Höhe des Optiker-Geschäfts Kuhn. Nach dem symbolischen Entfernen des ersten Gummi-Wulstes tat sich aber erst mal nichts mehr. Wie es aus der Stadtverwaltung hieß, wird das "Schweinsohr" wahrscheinlich heute vom Bagger beseitigt. Derweil bewegte sich der Autoverkehr bereits schon reibungslos durch die neue Einbahn-Regelung, also vom alten Rathaus zum Klingentor.
Seit etwa 14 Uhr gestern ist die Brückenstraße gesperrt. Voraussichtlich bis Ende Juli werden dort die Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen erneuert. So richtig in die Gänge kamen die Arbeiten gestern allerdings noch nicht, weil die Burgbernheimer Firma hauptsächlich mit der Einrichtung der Baustelle beschäftigt war.
Als Abschluss kommt in der Brückenstraße ein Straßenbelag aus Granit-Steinen drauf, der fast genauso aussehen wird wie später der neue Belag in der umgestalteten Hauptstraße. Prägendes Element zwischen den beiden Rathäusern soll ein flaches Wasserbecken an der Kirchenmauer werden, das Ochsenfurts engen Bezug zum Main symbolisieren soll. Das Becken ersetzt den ursprünglich geplanten Glaspavillon, gegen den es im vergangenen Jahr heftige Proteste in der Bevölkerung gegeben hatte.
Die Umgestaltung der Altstadt ist eine lange Geschichte. Sie nahm ihren Anfang 1974, als erste Untersuchungen dafür gemacht wurden. Es folgen viele weitere Stationen mit zum Teil weit reichenden Folgen.
1979: Das zu sanierende Gebiet wird förmlich festgelegt. Seine Fläche: fünf Hektar. 1985 wird es um etwa die Hälfte vergrößert. Wenige Jahre später gilt per Beschluss die gesamte Altstadt (15 Hektar) als Sanierungsgebiet.
1981: Die Sanierung der Altstadt ist auch Sache von privaten Hausbesitzern. So wird in diesem Jahr die ehemalige Mälzerei in der Badgasse abgebrochen. Der Kastenhof in seiner heutigen Form mit Kneipen und Geschäften entsteht. In den nächsten Jahren folgen Vorhaben von ähnlicher Dimension, zum Beispiel der Wegzug der Maschinenbau-Firma Kinkele aus der Sterngasse nach Hohestadt und der daraus resultierende Abbruch der Werkshallen in der Sterngasse (1985) oder der Umzug der Feuerwehr von der Hauptstraße 36 an die Südtangente (1996). Mit öffentlichen Mitteln wird in jenen Jahren der Abbruch von rund 50 Gebäuden gefördert. Wichtig für die Altstadt ist auch ein gutes Angebot an Parkplätzen: Im April 1995 wird das neue Parkhaus an der Jahnstraße seiner Bestimmung übergeben.
1986: Die Mittlere Badgasse bekommt neue Abwasserkanäle und Trinkwasserleitungen. Bis 2000 folgen 22 weitere Gassen in der Altstadt, die auf diese Weise ganz oder teilweise aufgemöbelt werden.
1998: Am 23. Juli wird die Südtangente auf ganzer Länge für den Verkehr frei gegeben. Das zieht einen großen Teil der Blechlawine aus der Hauptstraße heraus - eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Altstadtsanierung. Allerdings sorgen die provisorischen Gehweg-Verbreiterungen in der Hauptstraße ("Carrera-Bahn") für Ärger: Im Oktober 2000 machen Geschäftsleute mit schwarzen Tüchern an den Fassaden ihrem Ärger Luft.
2001: Würzburger Fachhochschulstudenten legen mit einem Ideenwettbewerb das Fundament für das neue Gesicht zwischen den beiden Rathäusern. Im Dezember 2004 entscheidet sich ein Preisgericht für die Umgestaltungspläne von Christoph Valentien (Weßling bei München).