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RÖTTINGEN: Dem Tauberschwarz auf der Spur

RÖTTINGEN

Dem Tauberschwarz auf der Spur

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    Gingen dem Tauberschwarz auf den Grund: Hermann Balbach, Helmut Fischer, Carlheinz Gräter, Andreas Jung und Udo Engelhardt.
    Gingen dem Tauberschwarz auf den Grund: Hermann Balbach, Helmut Fischer, Carlheinz Gräter, Andreas Jung und Udo Engelhardt. Foto: Foto: MARKHARD BRUNECKER

    Auf Initiative des Main-Tauber-Kreises wurde die Institution Weinland Taubertal geschaffen. An ihr haben die drei Bereiche Maindreieck, Kocher-Jagst-Tauber sowie Tauberfranken Anteil. Ihr Markenzeichen könnte die Regionalsorte Tauberschwarz sein. Und um den Tauberschwarz ging es bei einem Treffen im Röttinger Weingut Engelhardt.

    Gäste des Abends waren Dr. Carlheinz Gräter (Historiker und Zeitzeuge) und Andreas Jung aus der Pfalz, Ampelograph (Rebsortenkundler), der seit Jahren, zuletzt im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums, der Herkunft und dem Überleben alter, teilweise schon verschollener Sorten nachspürt. Mit dem sicheren Blick des Botanikers für die vereinzelten Vorkommen in altbestockten oder aufgelassenen Rebstücken, aber auch anhand genetischer Fingerabdrücke, spürt er immer wieder neue Schätze auf. 350 verschiedene Rebsorten habe er inzwischen entdeckt. Besonders ergiebig sei da auch das obere Taubertal gewesen.

    Vorläufig zusammengefasst hat Jung seine Erkenntnisse über den Tauberschwarz im Weinbau-Jahrbuch 57 unter dem Titel „Re-Identifizierung alter Rebsorten in Deutschland und Wiederentdeckung verschollener Sorten“. Die babylonische Sprachverwirrung bei den alten Sorten mit ihrer Vielzahl lokal und regional gefärbter Synonyme, beim heutigen Tauberschwarz besonders ausgeprägt, ließ an diesem Abend „die Köpfe rauchen“, wie der Moderator Helmut Fischer, Weingästeführer für das mittlere Taubertal, feststellte.

    Namensvielfalt

    Mehr Licht in diese verwirrende Namensvielfalt brächten die hervorragend kolorierten Illustrationen der deutschen Rebenkataloge aus dem 19. Jahrhundert, betonte Jung. Auf die klassischen Ampelographen könne man sich verlassen. Als „Eltern“ des Tauberschwarz vermutet er Süßschwarz und Heunisch, wobei die Muttersorte Süßschwarz wiederum als Blauer Hängling auftaucht. Der sensiblere Süßschwarze sei während der kleinen Eiszeit seit dem 16. Jahrhundert aus den Weinbergen weithin verschwunden, die robustere Tochter Süßrot habe sich bis 1959 im Tal der Vorbach behauptet. Was heute vom Bundessortenamt als Tauberschwarz geführt werde, so Jung, sei der einst im Fränkischen-Mischsatz angebaute Süßrot. Das verrate schon die alles andere als schwarze Farbe des Weines im Glas. Süßrot passe ebenso wie die Bezeichnung Blaue Frankentraube.

    An der Diskussion beteiligten sich neben den Winzern und Weingästeführern noch Hermann Balbach aus Ebertsbronn und Carlheinz Gräther aus Bad Mergentheim. Mit der Rebflurbereinigung verschwand der Tauberschwarz Anfang der 1960er Jahre von der Weinkarte. Nachdem die als historische Reminiszenz am Weinsberger Weinlehrpfad gepflanzten Stöcke Tauberschwarz, in der Variante Süßrot, die Winterfrostkatastrophe 1978/79 überstanden, wurde Dr. Gerhard Götz (Weinsberg) auf diese frostresistente Sorte aufmerksam. So begann fünf Minuten nach Zwölf, die Selektionierung, also die Vermehrung der besten Stöcke. Ziel war vor allem eine dickere Beerenhaut und gleichmäßigere Beerenreife, um das Platzen der Beeren bei regnerischem Herbstwetter zu bannen und eine spätere Lese zu ermöglichen.

    Bei der ersten repräsentativen Tauberschwarz-Probe am 22. März 1991 im Gelben Haus am Carlsberg über Weikersheim klangen die Ausführungen von Gerhard Götz recht viel versprechend. Nach der Selektionierung habe sich die Sorte auf den mageren Muschelkalkböden als zuverlässige, winterfrostresistente, frühreife Rebe bewährt. Bei Maische-Erhitzung und Gärung im geschlossenen Tank gebe sie heute lagerfähige geistreiche Weine mit ausgeprägtem Bukett. Und mit ihren Erträgen zwischen 70 und 80 Litern je Ar passe sie sich der erforderlichen Mengenbegrenzung hervorragend an.

    Als die Röttinger Runde um Mitternacht auseinander ging, konnte ihr Initiator Helmut Fischer mit diesem verheißungsvollen Auftakt, wissenschaftliche Hinweise und praktischen Erfahrungsaustausch zu koppeln, vollauf zufrieden sein. Nun können die Weinerlebnisführer zwischen Wertheim und Rothenburg ihre Einsichten an die wissbegierigen Freunde des Taubertals weitergeben. Seinen „Historischen Blick in den Weinberg“ stellt Helmut Fischer am 16. April in Markelsheim als erlebnisreiche Weinbergswanderung vor.

    Nähere Informationen zum Weinland Taubertal gibt es unter www.weinland-taubertal.de oder Tel. (0 93 41) 82 58 06.

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