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Würzburg: „Demokratie braucht Inklusion“

Würzburg

„Demokratie braucht Inklusion“

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    Jürgen Dusel (Mitte), Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern eines Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) an der Caritas Don Bosco Berufsschule. Rechts neben ihm Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm, Ehrenvorsitzende des Diözesan-Caritasverbands.
    Jürgen Dusel (Mitte), Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern eines Berufsvorbereitungsjahres (BVJ) an der Caritas Don Bosco Berufsschule. Rechts neben ihm Landtagspräsidentin a. D. Barbara Stamm, Ehrenvorsitzende des Diözesan-Caritasverbands. Foto: Sebastian Schoknecht

    Als spannend, innovativ und von gesellschaftlich höchster Relevanz bezeichnete Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, die vielfältige Arbeit an der Don Bosco Berufsschule (DBS), einer Einrichtung für junge Menschen in schwierigen Lebenslagen unter dem Dach der Caritas. Im Rahmen einer Online-Veranstaltung, zu der vor einigen Wochen Dr. Harald Ebert, Leiter der DBS, einen Beitrag beigesteuert hatte, sei er auf die Einrichtung in seiner Geburtsstadt Würzburg neugierig geworden, gestand Dusel. „Ich freue mich, dass die Begegnung und der Austausch vor Ort nun möglich wurden.“

    Mit Dr. Harald Ebert hatten sich auch die Ehrenvorsitzende der Caritas, Barbara Stamm, Rudolf Hoffmann, der Geschäftsführer der Caritas Schulen gGmbH und Rosi Joßberger, Pädagogin der DBS zum Fachgespräch eingefunden. „Demokratie braucht Inklusion“, unterstrich Dusel und erläuterte, dass es dabei um mehr als die Frage von Normalität oder Behinderung gehe. „Wir brauchen ebenso das gute Miteinander von Männern und Frauen, von jungen Menschen und alten, von Einheimischen und Zugewanderten.“ Die Teilhabe aller am Arbeitsleben sei ihm ein großes Anliegen, so Dusel. Die Monate der Pandemie hätten Stillstand oder Rückschritte mit sich gebracht, stellte Barbara Stamm fest und beklagte, dass die Belange von Menschen mit Behinderung oftmals nicht ausreichend berücksichtigt wurden. „Wenn es darum geht, Frauen und Männer mit Einschränkungen zu integrieren, muss der Öffentliche Dienst noch viel mehr tun“, unterstrich Stamm und nahm auch die Ministerien kritisch in den Blick.

    „Wir bemühen uns als Berufsschule um eine möglichst gute Vernetzung in der Region“, führte Dr. Ebert aus und verwies unter anderem auf die wachsende Zahl derer, die mit psychischen Problemen in die Schulen und Betriebe kämen. „Das ist eine gemeinsame Aufgabe. Uns geht es darum, für jede einzelne Person eine gute Lösung zu finden“, so Ebert, doch das scheitere immer wieder an starren rechtlichen Strukturen. „Ausbildungen sind für sehr viele junge Menschen eine sehr gute Sache. Es braucht aber auch neue Qualifikationen unterhalb geregelter Ausbildungsordnungen, sonst bleibt es bei dem ‚Alles-oder-Nichts‘. Ich schaffe eine komplexe Ausbildung oder ich bin draußen. In der Don Bosco Berufsschule finden solche Qualifizierungen seit mehr als 15 Jahren mit betrieblichen Partnern statt, qualifiziert wird was am Arbeitsmarkt gebraucht wird.“ Dafür brauche es jetzt offizielle Regelungen im dualen System Schule und Wirtschaft. „Junge Leute in schwierigen Lebenslagen fliegen zu schnell aus dem Bildungssystem raus“, stellte Ebert fest und fand mit Dusel einen Verbündeten, hier neue Wege einzuschlagen und überdies mehr Durchlässigkeit im System zu wagen. Dusel: „Wenn junge Leute merken, dass es nicht nur Gesetze und theoretische Rechtsansprüche gibt, sondern auch noch Menschen, die die Wege mit ihnen gemeinsam gehen, dann ist das ein echter Beitrag zu mehr Demokratie.“

    Rundgang durchs Haus und Gespräch mit Jugendlichen

    Pädagogin Tanja Hofbeck führte Dusel und die kleine Gruppe durch einige Bereiche der Berufsschule, die barrierefrei bestens gerüstet sei für diverse Herausforderungen. Jürgen Dusel, von Geburt an stark eingeschränkt im Sehvermögen, zeigte sich beeindruckt vom architektonisch gut durchdachten Konzept. Exemplarisch führte der Rundgang in die Bereiche Holz- und Frisörhandwerk, bevor Dusel das Gespräch mit Jugendlichen im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) suchte. Die jungen Frauen und Männer hatten viele Fragen an den Beauftragten der Bundesregierung. Schließlich ermutigte Jürgen Dusel: „Vertrauen Sie auf sich. Jeder Mensch hat etwas, das er gut kann. Und lassen Sie sich bloß nicht kleinmachen.“

    „Ich bin sehr dankbar für Ihre Arbeit“, sagte Dusel adressiert an Schulleitung und Kollegium. „Was hier geleistet wird, ist echte Demokratiearbeit. Menschen, denen wir mit Respekt und der Eröffnung von Perspektiven begegnen, die am gesellschaftlichen Leben auf Augenhöhe teilhaben können, laufen auch seltener den scheinbar einfachen Antworten oder populistischen Parolen hinterher.“ Ganz im Sinne der innovativen Ansätze von Dr. Harald Ebert werde er sich einsetzen für mehr Flexibilität im Ausbildungssystem, um Menschen mit besonderen Herausforderungen gerecht werden und mehr Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen zu können. „Wir bleiben weiterhin im Gespräch“, versicherte Dusel.

    Mit einem kleinen Imbiss, bestens vorbereitet vom BVJ Catering, einer Schülerfirma, endete der Besuch.

    Von: Dr. Harald Ebert, Schulleitung, Caritas-Don Bosco Schule in Würzburg

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