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Uffenheim: "Demokratie ist kein Zuschauersport": Ehemaliger Generalsekretär über den Wert einer lebendigen Zivilgesellschaft

Uffenheim

"Demokratie ist kein Zuschauersport": Ehemaliger Generalsekretär über den Wert einer lebendigen Zivilgesellschaft

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    Schulleiter Philipp Specht (links) moderierte die Diskussion mit Ruprecht Polenz.
    Schulleiter Philipp Specht (links) moderierte die Diskussion mit Ruprecht Polenz. Foto: Gerhard Krämer

    "Zusammenhalt" heißt das Zauberwort. Ruprecht Polenz, der ehemalige CDU-Generalsekretär, rät, mit Zivilcourage Feinden der Demokratie gegenüberzutreten. Er war zu Gast auf Einladung des Bündnisses gegen Rechtsextremismus in der Bomhard-Schule.

    "Tu was" lautet der fordernde Titel seines Buches, mit dem der 78-Jährige eine kurze Anleitung zur Verteidigung der Demokratie geben will. Der frühere Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Deutschen Bundestags spricht ruhig, besonnen und argumentiert sachlich. Immer geht es um die Bedeutung der Demokratie.

    Schulleiter Philipp Specht (links) moderierte die Diskussion mit Ruprecht Polenz.
    Schulleiter Philipp Specht (links) moderierte die Diskussion mit Ruprecht Polenz. Foto: Gerhard Krämer

    Man dürfe sich glücklich schätzen, in eine solche geboren zu werden, sagt Polenz und verdeutlicht dies mit einem Blick auf die Karte, auf der die Länder mit echter Demokratie nicht die Flächenmehrheit haben. In den USA werde gerade die Demokratie abgebaut, bedauert er.

    Demokratie beginnt schon im Kindergarten

    "Demokratie muss man lernen", erklärt Polenz. Das gelinge, wenn man zum Beispiel einmal einen Kompromiss ausgehandelt hat. Demokratie könne schon im Kindergarten beginnen, wenn Kinder mitentscheiden dürften, ob sie vor dem Essen noch nach draußen gehen, bevor es regnet.

    "Demokratie ist kein Zuschauersport", betonte der 78-Jährige. Sie lebe von einer lebendigen Zivilgesellschaft. Beunruhigend müsse eine Umfrage sein, bei der 53 Prozent der Befragten keiner Partei die Lösung der Probleme zutraue. Jeder fünfte hierzulande glaube, von den Medien systematisch belogen zu werden. Was das für die Orientierung in der Welt heißt? "Die ist weg", stellte Polenz fest.

    Er spricht von einem Nebel im Kopf. Wer sich im Nebel orientieren müsse, der höre zuerst die lautesten Schreihälse und sehe die grellsten Lichter – und lande bei AfD und Trump. Darauf hätten die ihre Strategie ausgelegt. Der Begriff "Lügenpresse" sei bei Pegida platziert worden – sehr systematisch und strategisch. Der Lügner wisse, was das Publikum hören will, zitierte Polenz die Publizistin Hannah Arendt. Demokratien würden nicht wegen Panzer vor dem Reichstag sterben, sondern durch Zerstörung von Vertrauen.

    Zivilcourage zeigen, wo es geht

    "Tu was dagegen!" – Damit meinte Polenz, Zivilcourage zu zeigen. Das könne am Mittagstisch sein, wenn man irgendwelchen Thesen klar widerspricht. Denn Zivilcourage sei ansteckend. Er ermunterte dazu, öffentlich Flagge zu zeigen – beispielsweise durch Leserbriefe oder durch Teilnahme an Debatten im Internet – durch eigene Texte oder durch Likes. So könne man durch Sozial Media Einfluss nehmen. "Werden Sie politischer Influencer", forderte er die Zuhörenden auf. Auch empfiehlt er, zu Demonstrationen auf die Straße zu gehen.

    Nach der Veranstaltung stand Ruprecht Polenz (rechts) Besuchern noch für Diskussionen zur Verfügung.
    Nach der Veranstaltung stand Ruprecht Polenz (rechts) Besuchern noch für Diskussionen zur Verfügung. Foto: Gerhard Krämer

    Der CDU-Mann weiß, dass vieles im Argen liegt. Dennoch warb er dafür, in eine Partei einzutreten. Denn eine repräsentative Demokratie sei ohne politische Parteien nicht denkbar. Man müsse nicht zu 100 Prozent mit einer Partei übereinstimmen, seine Zustimmung zur CDU liege bei 70 Prozent, das reiche vollkommen. Was nicht reiche, sei, dass sich nur jeder 80. in Deutschland in einer Partei engagiere.

    Und bei all der negativen Stimmung: Es tue gut, sich zu bedanken, auch einmal beim Kommunalpolitiker – das erzeuge gute Stimmung.

    Anschließend wurde rege diskutiert. Auch ein Schüler – zum Bedauern von Schulleiter Philipp Specht waren nur drei gekommen – beteiligte sich daran. Dabei ging es um die Argumentation gegenüber Rechtspopulisten ebenso wie um die derzeitige Situation in Amerika.

    Interesse zeigen und nachfragen

    Polenz riet, Interesse zu zeigen und nachzufragen. Möglicherweise könne dies beim Befragten zu einem Umdenken führen. Und zum Thema Trump meinte er, dass es die bisherige Nachkriegsordnung nicht mehr gebe.

    Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Uwe Kekeritz mahnte, nicht ins Lied einzufallen, "wir seien zerstritten". Wir müssten vielmehr das "hohe Lied der Kompromisse singen", meinte Polenz. Susanne Espenschied-Raps vom Uffenheimer Bündnis mahnte zum Zusammenhalt. Die Kraft wachse aus der Mitte, betonte sie.

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