„Abas Schagbanow, † 10.4.1945“ – so prangt es auf dem Stein aus Muschelkalk, zur Erinnerung an den russischen Kriegsgefangenen, der in den letzten Wirren des Krieges vermutlich vom Fliegerhorst in Giebelstadt oder aus Würzburg geflohen war und höchstwahrscheinlich im Steinbruch umgebracht wurde. Man fand ihn in der dortigen Vesperbude und begrub ihn. Erst Anfang der 1960er-Jahre wurde das Grab eingeebnet, der Tote nach Hammelburg umgebettet.
So jedenfalls hat es der Winterhäuser Ortschronist Werner Luksch recherchiert. Er hat auch Schagbanows Grab auf dem Hammelburger Soldatenfriedhof ausfindig gemacht.
Den Gedenkstein geschaffen hat allerdings nicht er, sondern Paul-Lorenz Kraus, Naturschützer und Mitarbeiter beim Amt für Ländliche Entwicklung in Würzburg. Er war maßgeblich an der Schaffung des Mondwegs beteiligt, der durch den Steinbruch führt.
Geholfen hat ihm seine Tochter Veronika Jones. Sie wohnt seit einigen Jahren in US-Bundesstaat Montana und hat einen Aufsatz – ein ruhendes Gesicht aus Marmor – geschaffen.
Die Steine sind durchaus symbolträchtig. Der Muschelkalk symbolisiert die Gegend im Maintal, um den Steinbruch herum, aus dem viele solcher Steine gefördert wurden. Der Marmoraufsatz zeigt dagegen das Fremde.
Auch wenn dieser spezielle Marmorkopf eigentlich aus Italien stammt: Dieses Material kommt auch in der Gegend in Russland vor, aus der Abas Schagbanow wahrscheinlich kam. Dass beide Steine verschmelzen, zeigt, wie eng das Schicksal des russischen Zwangsarbeiters mit der fränkischen Erde (und dem Stein) verbunden war, so Kraus. Das liegende Gesicht symbolisiert, dass er im Muschelkalkgebiet begraben wurde.
„Das Denkmal steht für alle Zwangsarbeiter, die helfen mussten, den Krieg zu verlängern“, sagt Kraus. Vielleicht hätte Schagbanow ja überlebt, hätte der Krieg nicht so lange gedauert.
Aufgestellt hat Kraus den Gedenkstein bereits im Frühjahr, mit Hilfe eines Mitarbeiters der Firma Rüger aus Goßmannsdorf. Einige Wochen später setzte er dann das liegende Gesicht drauf. An die Öffentlichkeit ist er mit seinem Projekt erst jetzt gegangen. Schließlich sollte geklärt werden, ob der Stein richtig steht. Kraus musste erst herausfinden, ob das Grab auf Goßmannsdorfer oder Winterhäuser Gemarkung war. Grenzverläufe waren zu klären. Seinen Erkenntnissen lag das Russengrab in der Gemarkung Winterhausens; deswegen sollte auch der Stein dort sein. Übrigens: Der Steinhauerweg, für dessen Wiederbelebung sich Kraus maßgeblich eingesetzt hat, wird gut angenommen. Viele Wanderer, aber auch Mountainbiker nutzen die kurze Verbindung von Goßmannsdorf zum Mondweg. Dort – an der halb verschütteten Schmiede des Steinbruchs – würde der Winterhäuser gern eine Unterstellmöglichkeit mit Bank errichten. Die Firma, die das Steinbruchgelände besitzt, hat er schon angeschrieben.