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Der Bauer und der Teufel

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Der Bauer und der Teufel

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    Es war einmal ein äußerst schlauer und ebenso verschmitzter Bauer, dem man noch lang ein Loblied sang, weil ihm das Schelmenstück gelang - und das war eines nur von vielen -, dem Teufel einen Streich zu spielen. Er hatte eines Tags sein Feld bis in die Dämmerung bestellt und wollte grad nach Hause gehen, da hat er etwas leuchten sehen: Im Acker glomm ein Kohlenhaufen! Verwundert ist er hingelaufen. Der Fund im Feld war nicht geheuer: Es hatte mitten in dem Feuer ein kleiner schwarzer Teufel Platz. "Du sitzt hier wohl auf einem Schatz?", hat ihn das Bäuerlein gefragt. Der Teufel hat "jawohl" gesagt. "Auf Gold und Silber, wie du's kaum ermisst in deinem kühnsten Traum!" "Wenn es auf meinem Acker liegt, bin ich's, der Gold und Silber kriegt!", behauptete das Bäuerlein. Der Teufel sprach: "Der Schatz ist dein, wenn du zwei Jahre lang beliebst und mir die Hälfte dessen gibst, was wächst und reift auf deinem Feld. Ich habe längst genügend Geld. Mich reizt nicht, dass ich reicher werde, doch ich begehr die Frucht der Erde." Das blitzgescheite Bäuerlein ging freudig auf den Handel ein. "Damit jedoch kein Streit entsteht", sprach's, "wenn es dann ans Teilen geht: Was auf dem Feld wächst, ist für dich, was drunter ist, bekomme ich." Der Teufel, dem das wohl gefiel, durchschaute das gewitzte Spiel des klugen Bauers viel zu spät: Er hatte Rüben angesät! So war am ersten Jahrestag des Teufels ärmlicher Ertrag ein Feld voll gelbem, welkem Kraut und zornig hat er zugeschaut, wie's Bäuerle vergnügt und munter die Rüben erntete darunter. Der Teufel rief: "Du führst mich nicht noch einmal derart hinters Licht! Im nächsten Jahr wird mir beschert, da machen wir es umgekehrt: Was unterirdisch wächst, ist mein, was drüber, soll dein Anteil sein." Nur schwer verbarg er seine Wut. Der Bauer nickte brav. "Ist gut!" Im Frühjahr baute doch der Mann nicht Rüben, sondern Weizen an und schnitt im Herbst die Halme knapp grad über ihren Wurzeln ab. Das Teufelchen, der arme Tor, fand frisch gemähte Stoppeln vor statt der ersehnten Feldesfrucht. Es fuhr vor Zorn in eine Schlucht und tauchte nie mehr daraus auf. "So prellt man Füchse!", rief darauf der Pfiffikus von Bauer aus und ging mit seinem Schatz nach Haus.  

    Die Würzburgerin Cornelia Boese hat sich für ihren neuen Gedichtband die Märchen der Brüder Grimm als Grundlage ausgesucht. Unter dem Titel "Ich Glückspilz" hat die reimende Souffleuse 35 bekannte Märchen in Form gebracht - von "Sterntaler" über "Dornröschen" bis "König Drosselbart" und "Frau Holle". Gerhard Hainlein hat die Geschichten illustriert. Einige der märchenhaften Gedichte werden wir an dieser Stelle abdrucken. Das Märchenbuch ist der bislang sechste Boese-Gedichtband. In den bisherigen Büchern hat sie sich unter anderem Mozart, Würzburger Promis und Stücken aus dem Mainfränkischen Museum gewidmet. Cornelia Boese: Ich Glückspilz - Grimms Märchen in Gedichten mit Illustrationen von Gerhard Hainlein. Verlag Peter Hellmund. 180 Seiten, 24 Euro.

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