Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Ochsenfurt
Icon Pfeil nach unten

OCHSENFURT: „Der Charme der Kleinstadt geht verloren“

OCHSENFURT

„Der Charme der Kleinstadt geht verloren“

    • |
    • |
    Der chinesische Gaststudent Fei Chang bevorzugt die Stadt Würzburg beim Shopping.
    Der chinesische Gaststudent Fei Chang bevorzugt die Stadt Würzburg beim Shopping.

    „Der Charme der Kleinstadt geht verloren“, bedauert Ellen Klaus, 21 Jahre, aus Goßmannsdorf. Was bringt eine schöne Altstadt, wenn sich immer weniger Menschen dort aufhalten? Allerdings sei dies kein Problem, das nur Ochsenfurt angeht. Handelsunternehmen investieren immer mehr in Großstädten. Geschäfte werden größer und moderner. Kleinstädte wie Ochsenfurt blieben dabei auf der Strecke, sagt Ellen Klaus.

    Dabei sind die kleinen, zentralen Läden besonders für ältere Einwohner sehr wichtig. Die 21-Jährige berichtet von ihrer Großmutter, die in der Altstadt wohnt und keine weiten Wege mehr auf sich nehmen könne.

    Ähnlich geht es der Kleinochsenfurterin Waltraud Breunig, 73 Jahre. Sie ist „dankbar für jeden Laden hier“, denn sie besitzt kein eigenes Auto und braucht Bäcker, Metzger und Co. in ihrer Nähe.

    Aus den Gesprächen mit den Anwohnern kristallisiert sich schnell das Bedauern über den Verlust des Drogeriemarktes Müller heraus. „Der Müller fehlt“, meinen die Ochsenfurterinnen Monika Kolb, 64 Jahre, und Rita Engel, 70 Jahre. Auch Ellen Klaus und Jasmin Ok, eine 20-jährige Studentin aus Ochsenfurt, haben oft im beliebten Drogeriemarkt eingekauft.

    Die Anwohner wissen die Geschäfte in der Altstadt zu schätzen. Der Ochsenfurter Reinhold Popp, 61 Jahre, unterstützt die kleinen Geschäfte „nach wie vor“ und „appelliert“ an die Kunden, die Innenstadt nicht zu vergessen. Auch Monika Kolb und Rita Engel gehen gerne in der Altstadt einkaufen.

    „In Würzburg gibt es einfach viel mehr Auswahl als hier.“

    Jasmin Ok Studentin aus Ochsenfurt

    Warum aber müssen viele Händler das Handtuch werfen und schließen? Weshalb ist hier „tote Hose“, wie es Ludwig Nuß, 67 Jahre, aus Ochsenfurt, formuliert? Und wieso war in den 50-er und 60-er Jahren alles anders, wie sich Reinhold Popp erinnert? Liegt es an zu hohen Mieten, wie Monika Kolb und Rita Engel vermuten?

    Jasmin Ok fürchtet, dass sich der Leerstand in der Altstadt noch verschlimmert, weil das Angebot immer kleiner wird. „In Würzburg gibt es einfach viel mehr Auswahl als hier“, findet die Studentin. Für junge Leute gebe es hier inzwischen kaum noch Läden. „Ochsenfurt sollte offen für Neues sein“, meint sie. Es fehle an einer jugendlichen Bar, wie es sie in Würzburg oft gibt.

    Der chinesische Gaststudent Fei Chang, 25 Jahre, der zurzeit in Ochsenfurt lebt, nutzt hier hauptsächlich Bäcker und Supermärkte. Seine Kleidung kauft er lieber in Würzburg. Dort sei die Auswahl größer und die Öffnungszeiten passen besser in seinen Tagesablauf.

    Andrea Veeh, 34 Jahre, aus Gülchsheim, sieht die Parkmöglichkeiten als Problem an. Die größeren Geschäfte am Stadtrand haben genügend kostenlose Parkplätze direkt vor der Tür. Obwohl sie die kleinen Boutiquen der Innenstadt gerne besucht, kauft Andrea Veeh auch bei den großen ein.

    Kostenlose Parkplätze gibt es auch am Main. Ludwig Nuß glaubt aber, dass die Leute „zu bequem“ geworden sind und lieber dort einkaufen, wo sie direkt vor dem Geschäft parken können.

    Um den Einkaufsbummel in der Ochsenfurter Altstadt wieder beliebter zu machen, könnte man neue Läden umfangreich bewerben, um sie bekannt und attraktiv zu machen, schlägt Ellen Klaus vor. Jasmin Ok denkt, dass mehr Angebote für junge Leute den Umsatz ankurbeln könnten.

    Eine Mitschuld an der Situation gibt Reinhold Popp auch der Stadt Ochsenfurt. Wenn sie nicht zugelassen hätte, dass sich so viele große Geschäfte am Stadtrand ansiedeln, dann wäre es im Kern der Kleinstadt lebendiger, meint er. Schließlich sei die Ochsenfurter Altstadt bei Festen und Jahrmärkten auch gerammelt voll.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden