Seit März 2021 haben Kirchheim und Geroldshausen einen gemeinsamen Bauhof. Nun wurde er mit einem Tag der offenen Tür offiziell eingeweiht. Betreiber des interkommunalen Bauhofs ist die Verwaltungsgemeinschaft Kirchheim. Die beiden Nachbargemeinden sind mit dem Gemeinschaftsprojekt Wegbereiter: Als erste Kommunen im Landkreis konnten sie sich dazu entschließen, einen Bauhof gemeinsam zu bauen und zu betreiben. Entstanden ist er auf halber Strecke zwischen den Ortszentren am Rande des Ortsteils Moos.
Die Baukosten wurden geteilt: eine Million Euro übernahm Kirchheim, 600.000 Euro Geroldshausen. Dazu gab es für das gemeindeübergreifende Projekt einen Zuschuss des Freistaats von 90.000 Euro. "Es fiel vielen nicht ganz einfach, die Eigenständigkeit aufzugeben und gemeinsam etwas zu wagen", stellte Bürgermeistern Björn Jungbauer fest. In beiden Gemeinden habe es Zweifler gegeben, die es zu überzeugen galt. Allein hätten sie sich einen solchen Bauhof jedoch nicht leisten können, ist er sich sicher. Er hoffe nun, dass die weiterhin getrennten Bauhof-Teams zusammenwachsen und der Bauhof von außen als Einheit wahrgenommen wird.
Idee der beiden Bürgermeister
Das Projekt geht auf eine Idee der beiden Bürgermeister zurück. In Geroldshausen war dies 2015 der inzwischen verstorbene Josef Schäfer. Auch sein Nachfolger Gunther Ehrhardt steht hinter dem Gemeinschaftsvorhaben. Ursprünglich sei, berichtete Jungbauer, sogar eine noch größere Zusammenarbeit angedacht gewesen. Es gab Anfragen bei den Nachbargemeinden. Konkretere Gespräche gab es mit Wittighausen und Kleinrinderfeld, die jedoch zu keinem Ergebnis führten. Eine separate Lösung sei dagegen rasch erledigt gewesen. Die bestehenden Bauhöfe seien "grenzwertig" gewesen. Für den Kirchheimer Bauhof in der Gartenstraße wollte der kommunale Unfallversicherer keine Verantwortung mehr übernehmen.
Im Dezember 2015 fassten schließlich die jeweiligen Ratsgremien beider Gemeinden entsprechende Beschlüsse und stimmten dafür, das Grundstück am Ortsrand zu erwerben. In einer Zweckvereinbarung wurden die Details geregelt. Der neue Bauhof wurde als moderner Stahlbau mit viel Holz errichtet. Außer der 42 Meter langen Halle gibt es einen großzügigen Sozialtrakt für die Mitarbeiter von 140 Quadratmetern Fläche. Dazu gehören für Frauen und Männer getrennte Umkleiden, Duschen und Toiletten. Es gibt einen Aufenthaltsraum mit Küche und ein Büro für die Bauhofleitungen, umfangreiche Lagermöglichkeiten und zwei Werkstätten mit den Schwerpunkt Holz und Metall. Angeschlossen ist eine Waschhalle mit Ölabscheider, die auch von den Winterdienstfahrzeugen und den Feuerwehren genutzt werden kann.
Solaranlage auf dem Dach
Das Regenwasser wird vom Dach direkt in den Moosbach abgeleitet. Unter dem asphaltierten Hof befindet sich ein Regenrückhaltebecken, das 72.000 Liter fasst. Dies wurde nötig, da der Bauhof niedriger als der Hauptkanal liegt. Geheizt wird mit Gas und Deckenstrahlern. Strom erzeugt eine Solaranlage auf dem Dach. Im Ernstfall ist der Bauhof damit autark und könnte als "Insel" für die Bevölkerung genutzt werden.
Auch bei den Anschaffungen setzen beide Gemeinden auf Zusammenarbeit. Ob beim GPS-Gerät oder dem Wasserfass, die Anschaffungen werden geteilt. Der Landkreis hat zudem einen Salzsilo aufgestellt. Die umliegenden Gemeinden können hier günstig Streusalz beziehen.
Bei den Bauarbeiten gab es immer wieder Verzögerungen. Los ging es im August 2017. Die Übergabe erfolgte im März 2021. Jungbauer erklärte dies damit, dass die Gemeinde auf einen teuren Generalplaner verzichtete und stattdessen zeitaufwendig nach Bauabschnitten vorging. Zudem waren drei getrennte Bauanträge nötig, einer zur Auffüllung des Geländes, einer für das Gebäude und einer für die Außenanlage samt Salzsilo. Ein Bebauungsplan wurde dagegen nicht aufgestellt: Das Landratsamt stufte die Baumaßnahme als Ortsabrundung ein.