Eine wohl einmalig große Leidenschaft für den fränkischen Bocksbeutel hat der Veitshöchheimer Heiner Bauer, der am 5. September seinen 75. Geburtstag feiert. Als Sohn einer Winzerfamilie im Weinort Thüngersheim aufgewachsen, lernte er hier nach der Volksschule ab 1961 Weingroßhandelskaufmann beim Weingut Gg. Geiger und Söhne, arbeitete dort bis Juni 1971, ehe er dann dem Ruf des Weinguts Bürgerspital zum Heiligen Geist in Würzburg folgte. Hier übernahm er die verantwortliche Leitung der Weinabgabe und der Spitalschenke. Fast 40 Jahre lang wirkte er dort, brachte täglich mehrere Hundert Schoppen und Bocksbeutel unter die Leute, bis er im Sommer 2010 mit 63 Jahren in den Ruhestand ging und von Würzburg nach Veitshöchheim in die Herrnstraße 9 umzog.
Damit ging eine Ära zu Ende, weil für viele Weinkäufer aus aller Welt, vor allem aber für Weintrinker aus der Stadt und auch Touristen das Bürgerspital seit nahezu zwei Generationen eng mit dieser Persönlichkeit verbunden war, der wie kaum einer noch den echten, knorrigen fränkischen Charme verkörperte. So zeichnete ihn denn auch noch im Jahr 2010 Unterfrankens Regierungspräsident Paul Beinhofer mit dem "Frankenwürfel" aus.
Für sein Hobby einen Nebenjob ausgeübt
Der Bocksbeutel blieb aber auch im Ruhestand weiterhin Heiner Bauers Lebenselixier. Im Laufe der vergangenen zehn Jahre hat er hier seinen 1000 Quadratmeter großen Garten in ein skurriles Reich mit 75 verschieden gestalteten Objekten verwandelt, hierfür 1700 leere Bocksbeutelflaschen verarbeitet, 650 fränkische Lesesteine durchbohrt und auf Gewindestangen geschraubt, mit einer Länge von insgesamt 700 Metern, kiloweise Tausende Muttern verschraubt. Um dieses aufwändige Hobby zu finanzieren, hat er zwischen 2012 und Juni 2022 einen Nebenjob ausgeübt. Zu den zahlreichen Kunstobjekten gesellen sich viele geistreiche fränkische Sprüche, die Bauers Liebe zur Heimat bezeugen.
Eine Sternstunde erlebte der Bocksbeutelkünstler, als ihm das ARD-Morgenmagazin während seiner Berichterstattung zur Fußball-Europameisterschaft im Juni 2021 aus Veitshöchheim einen bundesweit ausgestrahlten Beitrag widmete. Keine Frage, dass sein außergewöhnlicher Garten das Ziel der Gästeführungen der örtlichen Touristinfo ist.
Ehrenamtlich im Ort aktiv
Der Jubilar bringt sich, seit er in Veitshöchheim wohnt, ehrenamtlich auch aktiv in das Ortsleben ein, so betätigte er sich seit 2012 zehn Jahre lang als Pfarrgemeinderat und ist seit drei Jahren im Kirchenverwaltungsgremium von St. Vitus. Impulse setzt der Rosenfan seit 2015 als 2. Vorsitzender im Verschönerungsverein, so beim alljährlichen Blumen- und Rosenschmuckwettbewerb oder bei der Pflege des vereinseigenen Grillplatzes.
Seinen Garten stellte der Idealist im September 2021 für die Taufe der Rosen "Die schöne Veitshöchheimerin" und "Heilige Bilhildis" zur Verfügung und überwinterte hier mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Gunda, mit der er seit 1975 verheiratet ist, für die Rosenverkaufsaktion des Vereins in diesem Frühjahr über 250 aus Ungarn gelieferte Rosen.