1834 in Würzburg als ältester Sohn eines Buchbindermeisters geboren, verbrachte Georg Zürn in der Stadt am Main Kindheit und Jugend. An der Alma Julia studierte er Rechtswissenschaften und Staatsökonomie, arbeitete nach glänzenden Examina als Jurist erst in Bamberg, dann an Gerichten in Aschaffenburg und Augsburg.
Als 1865 nach erst dreijähriger Amtszeit der Würzburger Bürgermeister Jakob Hopfenstätter verstarb, bot sich für Zürn die Chance, in seine Heimatstadt zurückzukehren. Gegen qualifizierte Konkurrenz wurde er am 7. Dezember 1865 vom Kollegium der Gemeindebevollmächtigten einstimmig in dieses kommunale Spitzenamt gewählt.
Wachstum blockiert
Zürn arbeitete sich rasch und gründlich in die anstehenden Aufgaben ein und bestach durch fachliche Kompetenz. Die seit dem 30-jährigen Krieg kontinuierlich ausgebauten Festungswerke Würzburgs verschlangen nicht nur hohe Finanzmittel, sondern blockierten maßgeblich das räumliche Wachstum der Stadt. Der Verkehr wurde behindert, die aus dem Festungscharakter resultierenden Baubeschränkungen hemmten eine Entfaltung des gewerblichen und kommerziellen Lebens.
Der Beschuss der Stadt durch die Preußen im Krieg von 1866 zeigte, dass die Festungsanlagen keinen militärischen Schutz mehr boten. Konsequenterweise hob König Max 1867 die Festungseigenschaft der Stadt auf, eine Gesamtlösung wurde möglich.
Zürn erkannte und nutzte die Chance. Dank seiner Initiative genehmigten nach schwierigen Verhandlungen die zuständigen Ministerien 1868 die Abtretung der Festungswerke rechts des Mains an die Stadt. Ihm gelang es auch, das gesamte alte Bahnhofsareal in der heutigen Ludwigstraße anzukaufen. Mit diesen Flächen schloss sich für die Stadt nicht nur eine Lücke im Glacis, sondern es konnte auch jegliche private Spekulation unterbunden werden. Noch 1868 wurde hier mit dem Bau der Ludwigstraße begonnen, die als großbürgerliche Wohnchaussee konzipiert wurde.
Ein Teil der Ratsmitglieder beabsichtigte, das Glacisareal zu parzellieren und für den Wohnungsbau frei zu geben. Zürn jedoch schlug als erster vor, diese Fläche zu einem modernen Ringpark umzugestalten und vermochte sich mit seiner Konzeption durchzusetzen. Bereits 1869 begann die systematische Entfestigung. Zuerst wurden die für den Verkehr hinderlichen Stadttore abgetragen, die Wälle für die neuen Radialstraßen durchbrochen, dann die Ringstraße angelegt.
Genialer Schwede
Für die Parkgestaltung schuf die Stadt eigens das Amt eines Stadtgärtners, das mit dem genialen Schweden Jens Person Lindahl besetzt wurde. Bis zu seinem tragischen Tod am 22. November 1887 konnte er, protegiert von Zürn, eine für jene Zeit außerordentlich fortschrittliche Konzeption einer Parkanlage verwirklichen.
Die Entfestigung Würzburgs, unter Zürn zielbewusst und konsequent durchgeführt, öffnete die Stadt nach allen Seiten und schuf die Voraussetzung für ein enormes Wachstum. Von 33 414 Personen 1867 vermehrte sich ihre Einwohnerzahl auf 57 457 Personen 1890.
Als sichtbaren Ausdruck seiner Verdienste erhielt Zürn vom Landesherrn zwei Orden. Bezeichnend für seine Bescheidenheit war, dass er auf einen Eintrag in die bayerische Adelsmatrikel verzichtete. 1870 verlieh ihm seine Heimatstadt das Ehrenbürgerrecht.
Der Autor Dr. Ulrich Wagner ist Leiter des Stadtarchivs. Anlässlich der 1300-Jahr-Feier hat er eine mehrteilige Stadtgeschichte he- rausgegeben, deren ersten beiden Bände bereits vorliegen. In loser Folge veröffentlichen wir Auszüge.